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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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In der Regel befreien wir diejenigen, die es nicht allein schaffen, aber manchmal kommen wir zu spät. Ganz selten geschieht es, dass Hexen aus eigenem Antrieb auf diese Weise sterben wollen. Du hast es gesehen, Janiel. Meine Mutter ist eine von ihnen gewesen.“
„Sie war also tatsächlich eine Hexe? Und deine Tante ebenfalls? Was ist mit der dritten Frau, die an diesem Tag starb, die Hexe, die plötzlich auftauchte und fünf unserer Brüder getötet hat?“
Janiel setzte sich leicht unbehaglich neben Inani hin, er war zu verwirrt, völlig überfordert von all dem, was geschah, um noch stehen zu können.
„Sie waren alle drei mächtige Hexen. Eine jede hatte ihren eigenen Grund, an diesem Tag zu sterben, nichts davon war euer Verdienst.“ Einen Moment lang starrte Inani ins Leere, Tränen rannen über ihre Nase und tropften auf das blutverschmierte Holz unter ihr.
„Inani ...“ Janiel scheute sich fast, ihren Namen auszusprechen. Diesen Namen, der unauslöschlich in seinen Körper eingebrannt war, und noch viel tiefer in seine verwirrte Seele.
„Willst du mich töten? Willst du beenden, was du begonnen hast?“ Er streckte seine Handgelenke vor. Beinahe wünschte er, sie würde es tun. Er war gebrandmarkt, gedemütigt, von den Seinen verachtet. Rynwolf hatte ihm diese letzte Möglichkeit gegeben zu beweisen, dass er als Priester tauglich war und er hatte versagt. Was sollte er mit seinem Leben also noch anfangen?
Inani schloss die Lider und seufzte tief. Janiel beobachtete sie ängstlich, wartete mit klopfendem Herzen auf ihre nächsten Worte. Als sie zu ihm aufblickte, lag so viel Zuneigung, Mitgefühl und Schmerz in ihren Augen, dass er vor ihr zurückzuckte. Langsam streckte sie den Arm nach ihm aus und berührte sacht seine Narben am Handgelenk.
„Als ich dir mein Zeichen einbrannte, habe ich dich an mich gebunden, für alle Zeiten. Erd- und Feuermagie haben sich vermischt und einen Bund geschmiedet, den selbst die Götter nicht mehr trennen könnten. Versteh doch: So wie Pya einen Teil von Ti in sich trägt, so besitzt Ti etwas von der Essenz seiner Schwester. Ein jedes Lebewesen trägt sowohl Ti als auch Pya in sich, die Frage ist nur, welcher Gott dominiert. Jede Hexe verfügt über die Macht, entweder Erde oder Wasser zu beeinflussen, die einen mehr, die anderen weniger. Jeder Priester vermag Feuer oder Luft zu beherrschen. Aber nur, wer auch den zweiten Teil in seiner Seele findet und zulässt, kann wahrhaftig mächtig sein.“
„Alle Schriften sagen, dass Pyas Macht verdorben ist. Kein Priester des Ti kann über die Erde gebieten, es ist uns nicht gegeben!“, erwiderte Janiel heftig.
„Man hält dich für schwach, nicht wahr?“, sagte sie sanft und umfasste seine Hände.
Er senkte den Kopf, mit einem beschämten Nicken. „Ich bin schwach. Ich fühle die magischen Muster, doch ich kann sie nicht beherrschen. Gerade einmal die einfachsten Feuerzauber wollen mir gelingen ...“
„Das liegt daran, weil das Feuer in dir nicht allzu stark ist, mein Freund. Ti hat dich gesegnet, ja, aber auch Pya. Ich spüre immense Erdmagie in dir, und die Macht der Luft. Rynwolf wird dein Talent für die Luft schätzen, sonst hätte er dich nicht zu sich genommen. Er selbst ist ein guter Luftmagier. Traditionell wird das Luftelement vernachlässigt, auf diesem Weg wirst du kein Heil in diesem Tempel finden. Wenn du die Kraft der Erde nicht zulässt, wirst du niemals entdecken, wer du wirklich bist, und unglücklich sterben. Deshalb habe ich dich an mich gebunden, Janiel. Es war nicht geplant, ich hatte es nicht gewollt ...“ Sie verkrampfte sich stöhnend, als eine Schmerzwelle ihren Körper schüttelte.
„Die Natur dieses Zaubers liegt nicht darin, den einen Partner zu versklaven. Du bist an mich gebunden, dennoch bleibst du ein freier Mann. Ich herrsche weder über deinen Körper noch deinen Geist. Damit der Zauber wirken kann, musste ich allerdings auch mich selbst fesseln. Seit diesem Tag ist mein Schicksal unrettbar mit deinem verschlungen, und deines mit mir. Ich musste hierher kommen, ich bin verdammt, dich zu lieben. Wenn du mich zurückweist, kann ich nicht mehr weiterleben. Wenn du dich von mir abwendest, mich hasst, fürchtest, verabscheust, dann will ich sterben.“ Tränen rannen nun ungehindert über ihr Gesicht, ihr Schultern zuckten, als sie zu schluchzen begann.
„Rynwolf wird bald erwachen. Entscheide dich. Bleib, wer du bist, ein unglücklicher Priester, beschränkt auf ein Element, das dir

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