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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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er wollte sich schon jetzt nicht mehr beherrschen. Einerseits reizte es ihn, dass sie ihm Grenzen zog, ihn erregte, ohne sich ihm wirklich darzubieten. Willige oder wehrlose Frauen gab es überall für ihn. Anderseits wollte er nicht mehr warten, bis sie seine Königin war. Nur die Angst vor ihrer vernichtenden Macht hielt ihn noch auf Abstand, dessen war sie sich bewusst. Die Ungeduld machte ihn reizbar und hinderte ihn daran, allzu viel nachzudenken. Genau das, was Inani mit ihrem albernen Schauspiel hatte erreichen wollen.
    Ellenar stellte ihren Korb mitten im Saal auf den Boden und sah sich etwas verunsichert um. Die Adligen wichen vor ihr und dem bedrohlichen Zischeln aus den Körben zurück.
    „Los, nimm die Flöte und spiel etwas, das zu den Schrittfolgen passt!“, befahl Melliare in der geheimen Sprache. Die junge Hexe riss sich zusammen, zückte die lange, hölzerne Gebeinflöte, kniete sich elegant zu Boden und begann zu spielen.
    Inani und Melliare griffen in die Körbe und hoben je eine ihrer Schlangen in die Höhe. Die Zuschauer kreischten vor Angst und Faszination, beobachteten wie gebannt, als die Schlangen sich langsam um Arme und Brust der Frauen wanden. Die nahmen noch je eine weitere Schlange an sich und hielten die schweren, geschmeidigen Körper der Reptilien in den Händen.
    Die übrigen Tiere glitten aus ihren Körben heraus, als hätten Ellenars Klänge sie gelockt, und schlängelten sich unruhig zischelnd über den Boden, zwischen die bloßen Füße der Hexen. Nun war alles bereit, Inani und Melliare nickten einander lächelnd zu und nahmen die Grundhalten des Ti’qua, des waffenlosen Kampfes ein: Die Knie leicht gebeugt, die ausgestreckten Arme vor dem Körper geöffnet.
    Ellenar veränderte nun ihre einfache Weise, wob komplexere Klangmuster hinein, erhöhte das Tempo. Inani begann, Melliare zu umkreisen. Mit tiefen Ausfallschritten, hob und senkte sie die nervös zischelnde Kyphra dabei im Takt, schaffte es stets, graziös über die Schlangen am Boden hinwegzuschreiten. Melliare folgte den Bewegungen, die nichts anderes waren als die Grundmuster des Kampfes. Da sie aber langsamer vorgingen, ihre Hüften kreisen ließen und die vier Schlangen mit in die Abfolgen nahmen, sich außerdem nicht gegenseitig zu schlagen oder treten versuchten, sondern lediglich die Schlangenleiber in Berührung brachten und sich dann wieder lösten, wirkte es wie ein Tanz. Ein hypnotischer, beängstigender Tanz, der wenig mit den braven Gruppentänzen gemein hatte, mit denen die Adligen sich auf ihren Bällen amüsierten. Inani genoss die erregte Spannung, die sich schon bald über die Menge legte. Immer rascher eilten Ellenars Finger über die Flöte, immer hitziger wurde der Tanz. Schließlich sank Melliare zu Boden, gab ihre beiden Pythons frei, die sich gehorsam, als wären sie gezähmt, in den Korb zurückschlängelten. Inani kniete über ihrer Partnerin, zuckte zu den nun aufpeitschenden, schrillen Tönen vor und zurück. Sie ließ den Kopf ihrer Kyphra über den schlanken, starken Körper der dunkelhäutigen Frau gleiten. Ellenar beendete das Lied mit einem hellen Klagelaut, Inani brach über Melliare zusammen. Die Schlangen wanden sich nicht länger hin und her, sondern kehrten sofort zu den Körben zurück, während die beiden Hexen noch einen Augenblick liegen blieben, schwer atmend und in Schweiß gebadet.
    Totenstille senkte sich über den Saal. All diese herrschaftlichen Adligen waren schockiert, fasziniert und zugleich abgestoßen von dem, was sie gerade gesehen hatten. Endlich löste sich die Starre, und vereinzelt begannen die Zuschauer zu klatschen. Inani erhob sich und zog ihre Schwestern mit sich auf die Füße. Mit ungebrochenem Lächeln verneigten sie sich vor ihrem Publikum, trippelten vor bis zu Ilats Thron und warteten dort in tiefem, ehrerbietigem Knicks auf das Urteil des Königs.
    Ilat umklammerte die Armstützen des Throns mit beiden Händen. Er starrte auf die drei Hexen, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er sie verdammen oder hungrig über sie herfallen wollte.
    Unsicher verhielten die Adligen den Applaus, sie wussten nicht, was nun folgen würde. Wenn Ilat sich beleidigt fühlen sollte, könnte das Vergnügen bereits beendet sein. Bei diesem König wusste man nie, was man zu erwarten hatte.
    Mühsam räusperte er sich und setzte sich ein Stück zurück.
    „Das war einzigartig“, murmelte er schließlich. Seine Worte wurden durch den Saal getragen, von Ohr zu Ohr, und

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