Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
ihren Duft bemerkt? Fremdartig, nicht wahr? Süß, aber nicht zu schwer, so ein Parfüm will ich auch!“
„Und ihr Fächer! Ob es wirklich Vögel mit solchen Federn gibt?“
Inani war fast enttäuscht, als sie die aufgeregt plappernden Damen nicht mehr belauschen konnte, es war unterhaltsam. Sie eilte durch die endlosen Gänge des Palastes zu ihren eigenen Räumen. Im Moment wurde sie von niemandem beobachtet, da alle sie auf dem Ball glaubten, trotzdem wollte sie vorsichtig bleiben, auf unfreundliche verborgene Augen und magische Regungen der Priester achten. Ilats Herausforderung gefiel ihr, wenn sie näher darüber nachdachte. Oh ja, an diesen Abend würde Roen Orms Adel noch lange denken!
„Kythara, schick mir Melliare her!“, bat sie, als sie sich sicher fühlte. Ihre mandeläugige Ti’qua-Ausbilderin war geradezu vollkommen für das, was Inani vorschwebte. Rasch erklärte sie Kythara, was Ilat verlangt hatte und wie sie dieser Herausforderung zu begegnen gedachte.
„Ich werde deine alte Freundin Ellenar noch dazu schicken, sie ist sehr geschickt mit der Flöte. Vielleicht sollten die beiden sich dauerhaft in dein Gefolge einfügen, solange du dein Spiel treibst?“ Inani hatte eine ganze Reihe Junghexen als Gefolgsdamen, die ihrer Tarnung dienten, doch keine erfahrenen Hexen.
„Melliare und Ellenar sind erfahren genug, sich nicht erwischen zu lassen und als Schlangenhexen können sie sich leicht verstecken, wenn es ungemütlich wird“, sagte Kythara.
„SOBALD es ungemütlich wird, es ist ja nur eine Frage der Zeit.“ Inani erlaubte sich ein sorgloses Kichern. „Ja, schick sie mir beide, ich sorge schon für die Illusion bei Ellenar.“
„Deine Luftmagie ist schwach, gib auf dich acht, Inani.“
„Für heute Nacht wird es reichen, glaub mir, niemand wird lange auf die Flötenspielerin blicken.“
Sie wartete ungeduldig, bis einige Minuten später zwei ihrer Schwestern durch den Nebel traten. Die beiden hatten sich bereits in passende Gewänder gehüllt, ähnlich exotisch wie das von Inani, nur weniger ausgeschmückt, wie es Dienerinnen gebührte. Ellenar kicherte ausgelassen, als sie im Spiegel beobachtete, wie Inani ihr blasses Gesicht mit der Illusion einer dunkelhäutigen Waldgebirgsschönheit überdeckte.
„Ein Glück muss ich nur spielen, ich glaube, vor so vielen Leuten würde ich keinen Tanz schaffen!“ Inani umarmte ihre einstige Freundin kurz. Ellenar war niemals zuvor in Roen Orm gewesen, doch gerade das würde ihre Glaubwürdigkeit steigern – schließlich sollte sie aus einem fernen Land stammen, da war Unsicherheit und ein wenig Angst durchaus angebracht. Inani spürte, dass sie nichts mehr mit dieser Frau verband, mit der sie einst zusammen die Kampfausbildung genossen hatte. Bedauerlich, aber das war wohl der Lauf der Dinge.
„Denk einfach daran, Ellenar, kein Wort auf Roensha sprechen und immerzu lächeln, das ist alles. Wenn einer der Männer dir zu nahe rückt, plappere auf Is’larr los. Er wird gezwungen sein, dir zu lauschen, auch, wenn er keine Silbe versteht. Irgendwann wird er schon verschwinden!“
Währenddessen hatte Melliare zwei große Körbe aufgestellt. Einer von ihnen mit Pythons gefüllt, ihren Seelentieren.
„Rufe deine Kyphras“, forderte sie herrisch.
Es fiel Inani schwer, die Schlangen zu sich zu bitten. Noch immer schmerzte die Narbe, die der Verlust ihres Vertrauten hinterlassen hatte. Doch die Schlangen waren wichtige Dekoration für ihren Tanz heute Abend, und sie wollte schließlich keinen neuen Vertrauten wählen sondern nur spielen. Es dauerte eine Weile, bis ein halbes Dutzend Kyphras durch den Nebel, den sie den Tieren öffnete, zu ihr gekommen war. Willig glitten die Schlangen in den leeren Korb hinein, sie spürten, was von ihnen erwartet wurde. Es überforderte ihre einfachen Reptiliensinne nicht. Melliare und Ellenar ergriffen die Körbe.
„Bereit?“, fragte Inani und lief zur Tür. Sie wusste, Ilat wartete inzwischen ungeduldig.
„Wir werden lächeln, wenn es sein muss, bis wir auf dem Scheiterhaufen stehen!“, erwiderte Melliare auf Is’larr, und ihre Augen funkelten voller Vorfreude.
Die Menge raunte aufgeregt, als die drei anmutigen, fremdartig aussehenden Frauen durch die Saaltür schritten, angeführt von Inani. Sie versanken in einen tiefen Knicks vor Ilat.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte Inani auf magischem Weg. Er nickte ihr nur zu, doch sie sah, wie sehr ihn dieser Anblick erregte. Inani wusste,
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