Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
Schaden zufügen.“
Maondny trat an seine Seite und sprach: „Ihr Menschen, ich bin P’Maondny, die Tochter des Elfenkönigs. In seinem Namen bitte ich um Vergebung für all das, was die Vergangenheit geschehen ließ. Er wird bald hier sein und selbst das Wort erheben. Thamar, euer zukünftiger Herrscher, gab ihm das Versprechen, die Geschichte dieses Krieges zu klären. Er wird eine Mahntafel errichten, in der alle Irrtümer beider Seiten offenbart werden, und den Opfern gedacht wird. Eine neue Zeit beginnt für Enra. Möge es eine Zeit des Gleichgewichts sein.“
Sie ergriff Thamars Hand, und gemeinsam schritten sie zwischen der sich teilenden Menschenmenge hindurch.
„Inani, Janiel: Kommt gemeinsam mit Cero, Avanya und Eiven zum Tor. Weist die Hexen an, die Priester freizulassen, sie dürfen nach uns in die Stadt.“ Maondnys Befehl war untypisch knapp.
Niemand hinterfragte, was sie genau vorhatte. Maondny marschierte entschlossen zu der Klippe, von der Rynwolf gesprungen war und nahm den kostbaren Zweig an sich.
„Und nun zum Tempel. Der Weltenstrudel erwartet mich, ich muss die neue Verbindung nach Anevy erschaffen. Ohne die Herrscher der Elemente an meiner Seite aber werde ich dazu nicht in der Lage sein.“
31.
„In Kaleno, der Weihestätte der Elfen, befindet sich der Platz der Mitte. Hier wächst einmal in dreihundert Jahren eine Avendemyl, eine magische Blume. Ihr Duft verleiht jedem, der ihn einatmet, für eine Nacht die Gabe der Sicht. Eine Gabe, die Unglück über jene bringt, die nicht bereit für eine solche Macht sind. Ein kostbares Geschenk für die Weisen, die ein Leben lang auf diesen Augenblick vorbereitet wurden.“
Fragment einer fast zerstörten Steintafel, gefunden in Merpyn
Während sie sich durch fast wegelose Sümpfe kämpften, wuchs Peras Sorge um ihre junge Gefährtin stetig an. Chelsa sprach kaum und verweigerte nahezu jegliche Nahrung. Sie reagierte nur, wenn Ledreas Name fiel, immer wieder fragte sie nach der Elfe. Sie rätselten alle drei, was aus ihr geworden sein mochte, was Osmege ihr angetan hatte, was der Fluch bewirken sollte.
Voller Angst wanderten sie weiter, zwei volle Tage kämpften sie sich durch Schlamm und Morast. Sie kamen nur sehr langsam vorwärts, mussten oft lange Umwege auf sich nehmen, wenn sie von allen Seiten von tückischen Gewässern umschlossen wurden, die so harmlos aussahen, aber voller Schlingpflanzen waren.
Manchmal, wenn Chelsa glaubte, ihre Gefährten schliefen, versuchte sie, auf Felsbrocken, Baumstämmen oder anderen Erhöhungen zu tanzen; fast jedes Mal endete es mit einem Sturz.
Wann immer Pera mit Jordre über Wege zu Osmege, vorbei an seinen Wächtern und tastendem magischen Sinn sprachen, schnaubte Chelsa verächtlich. Waren sie beide freundlich zu ihr, schlug sie aggressiv um sich. Beachtete man sie nicht weiter, weinte sie, reagierte man ungeduldig, duckte sie sich verängstigt. Die Stimmung litt unter Chelsas Launen, doch sie konnte offenbar nicht aus sich heraus. Pera wusste, es war die Vorstellung, dass andere ihr Leben opfern sollten, um sie zum gefährlichsten Ort der Welt zu führen, nur, damit sie auf dem Siegelstein vollkommen versagte und ganz Anevy zum Untergang verdammte, die Chelsa innerlich auffraß. Pera wünschte so sehr, sie könnten ihr helfen, aber es gab keine Möglichkeit.
Irgendwann war ihr Glück beendet, das sie über so lange Zeit vor allen Fallen Osmeges und Widrigkeiten der Natur bewahrt hatte.
„Chelsa!“ Jordre sah das Unheil kommen und brüllte so laut, dass das Mädchen erschrocken zusammenfuhr. Sie blickte zu Boden, völlig verwirrt davon, dass der sich plötzlich zu bewegen schien, weich und nachgiebig war statt wie gewohnt fest. Das hier war gar kein Morast, was war nur los?
„Nicht bewegen!“ Jordre kam auf sie zu und griff nach ihrer Hand. „Komm jetzt. Das ist Treibsand, versuch die Füße rauszuziehen. Wenn du deine Schuhe verlieren solltest, ist das nicht schlimm.“ Verängstigt klammerte sie sich an ihn und Pera, froh, dass sie in Reichweite ihrer Gefährten war. Von Treibsand hatte sie noch nie etwas gehört oder gesehen, aber an Jordres Gesicht sah sie, wie gefährlich das sein musste. Der rechte Fuß löste sich schmatzend aus der zähen Masse. Jordre riss mit aller Kraft an Chelsas Arm. Fast hatte sie ihr linkes Bein befreit, da grollte es plötzlich in der Tiefe. Der Boden bäumte sich auf, Schlammfontänen spritzten in die Luft. Chelsa stürzte nach vorne
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