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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Umständen. Du bist mein Licht, mein Leben, und alles, für das ich jemals kämpfen wollte.“ Mit einem Ruck riss er sich einen langen Stoffstreifen von seinem Ärmel herab und verband damit Ilats starre Augen.
    „Fliege mit Geshar, mein Bruder, er wird dich zu den Göttern bringen.“
    Als er aufstand, fielen alle Männer auf die Knie, selbst jene, die so schwer verletzt waren, dass sie sich kaum bei Bewusstsein halten konnten.
    „Der König ist tot, es lebe der König! Heil dir, Thamar von Roen Orm!“, schallte es aus unzähligen Kehlen.
    Hilflos ließ Thamar sich preisen, überfordert von dem, was hier geschah. Nie hatte er über den Moment hinausgedacht, in dem er Ilats Leben beendete. König zu werden war eine ferne, unbegreifbare Vorstellung gewesen, etwas, über das er hatte nachsinnen wollen, wenn die rechte Zeit gekommen wäre. Nun war sie einfach da und er wusste nicht, was er zu tun hatte.
    „Sprich mir nach, Liebster, du musst zu ihnen reden. In kommenden Tagen wirst du in diese Aufgabe hineinwachsen, aber vertraue mir jetzt!“
    Thamar lauschte ihren Worten und wiederholte sie laut, führte sie allerdings zusätzlich mit seinen eigenen Gedanken fort, sobald er sich gesammelt hatte. Er lächelte, als er Inanis Magie spürte, die seine Rede über das gesamte Schlachtfeld bis nach Roen Orm hineintrug:
    „Soldaten und Bürger von Roen Orm, Waffenbrüder, die ihr mir ins Exil und zurück gefolgt seid, ihr Töchter der Pya und Söhne des Lichts: Dies ist die schwerste Stunde meines Lebens. Ein furchtbares, grausames Gesetz war es, das aus Brüdern Todfeinde machte. Die Folgen dieses Gesetzes haben die Seele meines Bruders zerbrochen und aus ihm einen König gemacht, den ihr fürchten musstet, der niemanden liebte, am wenigsten sich selbst. Dieses Gesetz war es, das ihn dazu brachte, mich bis an den Rand des Todes zu foltern. Dieses Gesetz zwang meine Hand, ihn umzubringen. Beim Blut meines Bruders schwöre ich, und ihr alle seid meine Zeugen: Ich werde dieses Gesetz auslöschen, damit niemals wieder aus Mord ein Spiel werden kann, das vom Königshaus gefordert statt verdammt wird!“
    Einen fiebrigen Herzschlag lang herrschte Schweigen, dann brüllten tausende Stimmen gleichzeitig ihre Zustimmung.
    Thamar ließ sie rufen, lauschte auf etwas, das Inani ihm einflüsterte. Endlich hob er den Arm, und erwartungsvolle Ruhe kehrte ein.
    „Dies ist ein Tag der Trauer. Roen Orm hat seinen König verloren, und seinen Erzpriester dazu.“
    Entsetzte Schreie wurden laut, nicht nur aus den Reihen der von den Hexen bewachten Sonnenpriester. „Rynwolfs Tod wird euch erklärt werden, doch nicht jetzt und nicht hier. Er wurde nicht umgebracht, noch war es ein Unfall. Er hat den Tod aus freiem Willen gesucht.
    Die Hexen, die in diesen Kampf zwischen Tempel und Krone und zweier Königssöhne eingegriffen haben, sind nicht Roen Orms Feinde. Es war nicht ihr Wunsch, Tod über die Söhne des Lichts zu bringen. Ich will nicht schon heute von möglicher Versöhnung zwischen den Erwählten der göttlichen Geschwister reden, darum nur das eine: Die Töchter der Dunkelheit sind keine Mörderinnen. Nicht mehr und nicht weniger als jeder andere Mensch auf dieser Welt.“
    Die Soldaten nahmen dies still hin, doch zumindest spürte Thamar, dass sie ihm glauben wollten. Ihre Blicke waren ängstlich oder misstrauisch, aber nicht ablehnend. Die Söldner, die jahrelange Erfahrung mit den Hexen hatten, nickten hingegen zustimmend und riefen ihm aufmunternde Worte zu.
    „Das Wichtigste habe ich für den Schluss aufgehoben“, fuhr Thamar fort, und erntete sofort wieder volle Aufmerksamkeit. „Es ist kein Zufall, dass eine Elfe an meiner Seite steht. Bürger von Roen Orm, ich weiß, ich verlange viel. Mir ist bewusst, wie viel Blut und Schmerz zwischen uns und diesem fremdartigen Volk steht. Auch ich habe einst gegen Elfen gekämpft. Ich habe allerdings in den langen Jahren meines Exils erfahren, welchen Grund dieser Krieg hatte. Es werden niemals Elfen in eurer Mitte leben, sie wollen nichts stehlen, niemanden töten oder vertreiben. Das einzige, was die Elfen wünschen und jemals gewünscht haben, ist freier Zugang zu einem Ort innerhalb des Tempels, den außer ihnen nur der jeweilige Erzpriester und einige wenige Auserwählte kennen. Ich bitte euch darum, lasst die Elfen ein Mal, und nur ein einziges Mal, durch die Tore der ewigen Stadt schreiten. Als der König, der ich euch bald sein werde verspreche ich, sie werden niemandem

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