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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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es da so?«
    »Okay«, sagte Selin. »Darf man hier rauchen?«
    »Ja.«
    Selin zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug, ehe sie weitererzählte: »Ich durfte fast alles, was die deutschen Mädchen auch durften. Natürlich sollte ich keinen deutschen Jungen als Freund haben, ich sollte überhaupt keinen Freund haben, darin waren sie streng. Wenn ich zu einer Party ging, musste mein Bruder mitkommen. Aber sonst…« Sie schüttelte den Kopf. »Noch am Freitag, als wir unsere Koffer packten, sah es so aus, als sollten wir in die Ferien an die Küste fahren. Aber dann hat sich mein Bruder verquatscht. Ich habe erst geglaubt, ich höre nicht richtig, und habe meine Mutter zur Rede gestellt. Die hat es mir bestätigt: Ich soll in zwei Wochen verheiratet werden. Das Brautkleid wartet schon in der Türkei auf mich. Und so bin ich eben abgehauen. Ich war zwei Nächte bei meiner älteren Schwester und deren Mann, aber das war ein Fehler. Mein Schwager hat mich verraten, die Männer halten alle zusammen, besonders, wenn es um so etwas geht. Es beschmutzt die Ehre der Familie, wenn ich die Verlobung nicht einlöse. Sie sind heute Morgen dort aufgetaucht, mein Vater, meine zwei Brüder, ein Onkel und noch zwei Typen, die ich gar nicht kenne.«
    »Und dann?«, fragte Antonia gespannt.
    »Meine Schwester hat mich in letzter Sekunde gewarnt, ich konnte gerade noch durchs Klofenster abhauen. »
    »Aber… kannst du nicht zum Jugendamt gehen oder zur Polizei?«
    »Nein. Die stecken mich höchstens ins Frauenhaus und dort finden mich meine Leute garantiert. Wenn die mich erst mal in die Türkei geschafft haben, dann komm ich da nie wieder weg.«
    Der Kaffee war fertig. Antonia konnte jetzt doch noch einen vertragen.
    Selins Stimme klang nun eindringlich: »Bitte, du musst mit deinen Freunden reden. Ich brauche etwas, wo ich erst mal eine Weile bleiben kann und nicht rausmuss, um Essen zu kaufen oder so.«
    »Wie bist du ausgerechnet auf unser Haus gekommen?«
    »Ich kannte mal ein Mädchen, das hier gewohnt hat. Ist aber schon länger her. Also dachte ich, ich frag mal. Es ist mir ganz egal, wie gut oder wie schlecht das Zimmer ist, ich würde auch in den Keller ziehen. Aber ich muss abtauchen, bis ich eine Ahnung habe, wie es weitergeht, verstehst du?« Sie blickte Antonia fragend und zugleich bittend an.
    »Ja, sicher.«
    »Mir wäre lieber, wenn nur du Bescheid wüsstest«, sagte Selin. »Nicht, dass einer irgendwo rumquatscht…«
    »Nein, mach dir keine Sorgen. Die sind in Ordnung.«
    Antonia war felsenfest davon überzeugt, dass ihre Mitbewohner Selin selbstverständlich helfen würden, wenn sie erst einmal von deren Schicksal erfuhren. Ihr Unterschlupf zu bieten, war ja wohl das Mindeste, was man für sie tun konnte.
    »Ich kann auch bezahlen. Meine Schwester hat mir Geld gegeben.«
    »Das Finanzielle musst du mit Robert regeln«, wich Antonia aus und dachte: Eigentlich dürfte in so einer Notsituation Geld keine Rolle spielen. Aber sie wollte auf keinen Fall Zugeständnisse machen, die die anderen vielleicht nicht mittragen wollten. Außerdem waren sie alle knapp bei Kasse und konnten es sich nicht leisten, jemanden womöglich über Wochen auszuhalten.
    »Soll ich dir mal das Zimmer zeigen?«
    Sie stiegen die Treppe hinauf. Wie erwartet, war Selin begeistert. Und die Hitze würde ihr nichts ausmachen. »Das ist toll, das ist echt super!« Sie klang, als wäre sie gerade von einer schweren Last befreit worden. »Habt ihr noch irgendwo eine Matratze?«
    »Weiß ich nicht. Aber wie gesagt, es ist ja noch nicht entschieden«, versuchte Antonia, Selins Enthusiasmus zu bremsen. Doch tief im Innern wusste sie, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.

10.
    »Ich bin dafür, dass sie morgen wieder verschwindet«, sagte Matthias. »Wir können es nicht riskieren, dass wir wegen ihr die Polizei im Haus haben.« Bei diesen Worten warf er Robert und Antonia einen bedeutungsschweren Blick zu. Beide wussten, worauf er anspielte.
    »Ich finde auch, dass sie nicht hierbleiben sollte«, stimmte ihm Katie zu. »Stellt euch bloß mal vor, ihr Clan kriegt raus, wo sie ist. Dann steht hier plötzlich ein Haufen randalierender Türken vor der Tür. Also, auf so was hab ich überhaupt keinen Bock.«
    Antonia ahnte den wahren Grund, warum Katie das fremde Mädchen so rasch wie möglich wieder loswerden wollte: Sie war eifersüchtig. Inzwischen war sich Antonia nämlich ziemlich sicher, dass Katie heimlich in Robert verliebt war. Aber

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