Röslein stach - Die Arena-Thriller
so was versteht die Polizei überhaupt keinen Spaß.«
»Selin wäre wohl die Letzte, die uns bei der Polizei hinhängen würde«, hielt Robert dagegen. »Die hat wirklich andere Sorgen.«
»Aber sie könnte es jemandem erzählen. Wenn nicht jetzt, dann später.«
»Das gilt auch für Katie«, grollte Robert.
»Ich bin verschwiegen wie ein Grab!« Katie presste ihren Zeigefinger auf die Lippen.
Antonia hatte eine Idee: »Was haltet ihr davon: Wir könnten ihr doch anbieten, dass sie ein, zwei Wochen hierbleiben kann, wenn sie verspricht, dass sie mit niemandem aus ihrer Familie telefoniert oder so. Nicht, dass wir wirklich noch in Schwierigkeiten kommen.«
»Sie wird es versprechen und es trotzdem tun. Die sind so, die hängen dermaßen an ihrem Clan, das glaubst du nicht«, meinte Katie.
»Wer die?«, fragte Robert lauernd.
»Türken und so«, murmelte Katie.
Wie erwartet ging Robert in die Defensive: »Erstens kann man nicht alle Türken über einen Kamm scheren, wir Deutschen sind ja auch nicht alle gleich, und zweitens wird Selin sich hüten, mit ihrer Familie Kontakt aufzunehmen. Schließlich sind die doch diejenigen, die sie verschleppen wollen. Und drittens sehe ich jeden Tag schrecklich einsame alte Menschen und da frage ich mich, ob der Familienzusammenhalt, so wie ihn Türken pflegen, nicht doch auch seine Vorteile hat. Aber was ich vorhin sagen wollte: Auf der einen Seite engagieren wir uns für den Tierschutz und auf der anderen Seite würden wir einen Menschen, der in Not ist, im Stich lassen. Ich könnte mich morgens nicht mehr im Spiegel ansehen, wenn ich das zulassen würde.«
»Dann ist es ja schon entschieden«, seufzte Katie und setzte hinzu: »Robert, der Ritter auf dem weißen Pferd…«
»Woher wissen wir denn, ob Selin die Wahrheit sagt?«, gab Matthias zu bedenken. »Vielleicht arbeitet sie für den Verfassungsschutz und ist nur da, um uns auszuhorchen. Zu RAF-Zeiten war es gang und gäbe, dass man V-Leute in die einschlägigen WGs geschmuggelt hat.«
Robert blickte Matthias an, wie ein Erwachsener ein kleines Kind anschaut, das etwas sehr Dummes gesagt hat. »Mensch, Mathe! RAF! Verfassungsschutz! Entschuldige, aber das klingt für mich paranoid. Ich denke, der Verfassungsschutz hat zurzeit andere Probleme.«
»Ja, jetzt vielleicht noch«, antwortete Matthias. »Aber wenn wir unsere Aktion durchziehen… Ich hab einfach keine Lust drauf, dass die uns verpfeift. Ich bin nicht gern Leuten ausgeliefert, die ich gar nicht kenne.«
»Wir müssen eben darauf achten, dass sie davon nichts mitbekommt. Wenn wir unser nächstes Treffen hier abhalten, dann sorgt Katie dafür, dass Selin nicht vor der Tür steht und horcht. Das wäre mal eine vernünftige Aufgabe und eine Bewährungsprobe für dich«, grinste Robert in Katies Richtung.
»Das hieße ja, den Bock zum Gärtner zu machen«, erkannte Matthias.
Katie runzelte verärgert die Stirn, sagte aber nichts dazu, sondern lenkte ein: »Ich finde Tonis Idee gar nicht so schlecht. Wir haben jetzt Mitte Juli. Wir könnten ihr doch sagen, dass wir das Zimmer ab dem ersten August schon fest vermietet haben. Solange darf sie bleiben – unter gewissen Voraussetzungen. Danach muss sie sich was anderes suchen. Meinetwegen können wir ihr ja dabei helfen.«
»Das muss sie sowieso«, ergänzte Antonia. »Entweder ihre Familie kommt zur Vernunft oder sie muss ein ganz neues Leben in einer anderen Stadt anfangen. In Hannover kann sie sich ja nicht auf die Straße wagen.«
»Und hier in Multikulti-Linden schon gar nicht«, ergänzte Matthias. »In welchem Stadtteil hat sie eigentlich bisher gewohnt?«
»Keine Ahnung«, sagte Antonia. »Hab ich vergessen zu fragen.«
»Ist doch auch egal«, befand Robert. »Ich halte Tonis Vorschlag für akzeptabel. Das sind noch über zwei Wochen, in der Zeit kann viel passieren.«
»Allerdings«, knurrte Matthias. »Ich sehe schon die Schlagzeile: Ehrenmord in Studenten-WG. Tierrecht-Terroristen unter den Opfern.«
»Oder: Massaker im Mörderhaus«, kicherte Katie.
»Du musst gerade reden«, meinte Robert zu Katie. »Wer ist denn am Sonntagabend zu Tode erschrocken, nur weil ich im Dunkeln aus dem Garten kam? Du hast gekreischt wie ein Möwe!«
»Du hast doch keine Ahnung«, fauchte Katie, der noch immer die Knie zitterten, wenn sie nur daran dachte. Um zu einem Ende der Diskussion zu kommen, meinte sie dann: »Ich finde, wir sollten über Tonis Vorschlag abstimmen.«
Antonia lächelte stolz. Sie kam sich
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