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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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bestätigt?«
    »Die war bei der Umtopferei nicht anwesend.«
    »Vielleicht waren die Handschuhe schon vorher schmutzig und stammten nicht aus dem Baumarkt, sondern aus der Garage vom Schladerer.«
    »Vielleicht. Wir werden es nie erfahren. Der Müll wird hier von einer privaten Entsorgungs-GmbH abgeholt, die ihn sofort zur eigenen Verbrennungsanlage bringt. Die Handschuhe sind längst im Himmel. Oder in der Hölle, wer weiß.«
    »Und Sie haben nicht versucht, wenigstens die Asche zusammenzukratzen? Wellmann, Wellmann, Ihnen fehlt der nötige Eifer! Aber mal im Ernst: Ich denke, der Pfarrer hat die Wahrheit gesagt. Warum sollte er Beweismaterial vernichten wollen? Er hatte ja nicht das geringste Motiv, den Schladerer umzubringen. Höchstens, um ihn von künftigen Sünden abzuhalten. Kleiner Scherz.«
    Die Rosen finden das überhaupt nicht lustig. Eher geschmacklos. Sie sind froh, als die beiden, die das Andenken ihres Meisters besudelt haben, endlich verduften.
    Die Anni kommt, um nach ihnen zu sehen. Sie gibt sich alle Mühe, den Rosen eine gute Mutter zu sein, aber den Sepp kann sie nicht ersetzen. Sie hat zwar die gleiche Liebe, jedoch nicht die gleiche Autorität. Während sie durch die Reihen geht, knuffen und kratzen sich die Rosen gegenseitig und zetern um die Wette. Keine von ihnen will sich mit einem gerechten Anteil von Annis Aufmerksamkeit begnügen. Nur die »York and Lancaster« versucht mal wieder, Frieden zu stiften.
    »Haben wir nicht schon genug gelitten? Müssen wir uns jetzt auch noch gegenseitig das Leben schwer machen? Sind wir denn nicht alle Schwestern?«, ruft sie und wird von den anderen ausgepfiffen. Ein richtiger Tumult bricht los.
    Jetzt treiben sie es wirklich zu bunt! Es ist höchste Zeit, ein Machtwort zu sprechen. Ich bitte die Hofbuche unauffällig um eine Intervention. Wie ein Vulkanausbruch grollt es aus der Ferne: »Ruhe!«
    Den Rosen erstarren die Petalen vor Schreck. Stille kehrt ein. Genau der richtige Zeitpunkt für meine Ansprache: »Ihr macht euch nicht nur gegenseitig das Leben unnötig schwer, sondern auch der armen Anni. Hat sie nicht schon genug durchgemacht? Ihr solltet dankbar sein, dass sie euch genauso gern mag wie der Sepp. Und schlechter kümmern tut sie sich gewiss nicht um euch. Glaubt ihr denn, dass nur jemand, der euch regelmäßig zur Schnecke macht, Respekt verdient? Und dass ihr nur auf jemanden hören müsst, der euch abwechselnd zurechtweist und umschmeichelt? Seht mich an! Wenn mich die Anni nur einmal in der Woche bewusst anschaut, kann ich mich schon glücklich schätzen. Trotzdem würde ich alles Pflanzenmögliche für sie tun. Ihr etwa nicht?«
    Die Rosen schaudern bei der Erwähnung der schleimigen Schnecken. Bleiben sie deshalb nachdenklich still, oder haben sie sich meine Worte zu Herzen genommen? Ich hoffe sehr, dass sie endlich ein Einsehen haben, sonst verwandelt sich das Rosenquartier über kurz oder lang in einen Hexenkessel. Und ich kann hier doch nicht weg.
    Der Stuhlinger weiß natürlich nicht, ob ihm die Handschuhe wirklich geholfen hätten, aber dass sie jetzt nicht verfügbar sind, stört ihn. Er muss sich bewegen, um seinen Ärger abzubauen. Hinaus aus der Gärtnerei und den Anger entlang, wo sich die Linden über seinen Grant wundern. Jetzt ist er schon fast aus Reindlfing draußen. Vor dem letzten Haus bleibt er stehen. Die feuerroten Hängegeranien, die sich wie ein Wasserfall über das Balkongeländer ergießen, schauen skeptisch auf ihn hinunter und wollen von mir wissen, was dieser Typ aus unserem Rosenbeet bei ihnen zu suchen hat. Überflüssiger menschlicher Bewegungsdrang, kann ich da nur sagen.

    Durch den Geranienvorhang drückt sich die silbergraue Dauerwelle mit Lila-Stich von der Cäcilie.
    »Ach, Herr Kommissar! Do schaugn’s, gell, wia schee meine Balkonkästen san? Und des Scheenste is, dess ma’s sogoar nachts siagt, weil de letzte Stroßnlatern vo Reindlfing direkt davorsteht. Olle Leit bleim stoa und bewundern’s. Sogoar de Preißin do, de Frau vom junga Berglmaier, hot’s bewundert. Und des grod an dem Obend, wo der oarme Sepp, der wo ma de wunderboare Geranien verkauft hot, ermordet worn is. Is des ned traurig?«
    »Ihr Balkon ist wirklich beeindruckend! Wenn es eine Postkarte von Reindlfing gäbe, dann müsste der darauf sein«, schwärmt der Stuhlinger. Das Erlebnis gestern Vormittag hat ihn gelehrt, dass man sich potenzielle Zeugen warmhalten muss. Besonders potenzielle Zeuginnen. Nach dieser Vorbereitung

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