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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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vornehm zurückgehalten.«
    »Werden Sie nicht frech, Wellmann!«
    Das könnten sie jetzt ausdiskutieren, aber sie haben noch etwas vor. Der Wellmann holt einen sperrigen Gegenstand aus dem Auto. Dann machen sie sich auf den Weg. Zum Anger? Nein, sie biegen zum Hintereingang des Pfarrhauses ab.
    Was jetzt passiert, muss ich dem Ahorn später mühsam aus seinen noch unreifen Nasenzwickern ziehen. Auf eine Live-Übertragung wartet man bei dem vergebens. Daran, dass er Wort für Wort wiedergeben kann, was gesagt wurde, merkt man, dass er überhaupt nicht so verpeilt ist, wie man ihm nachsagt. Aber nur, wenn er sich gerade nicht mit höheren Dingen beschäftigt.
    Der Stuhlinger klopft. Ein Spalt geht auf, und die Gerti spitzt argwöhnisch heraus. Was wollen die beiden hier?
    »Könnten wir den Herrn Pfarrer sprechen?«
    »Der Herr Pfarrer ist ein hart arbeitender Mensch. Der Dienst vor Gott und am Nächsten verlangt alles von ihm, wissen Sie?«
    »Soll das ›ja‹ oder ›nein‹ bedeuten?«
    Die Gerti runzelt die Stirn über so viel Schnodderigkeit. Etwas pikiert geht sie nach dem Pfarrer sehen. Die beiden Abgesandten der Exekutive stehen derweil unter dem kümmerlichen Ahorn, der sie mit dem gleichen Argwohn betrachtet wie vorhin die Gerti. Der Wellmann hat ein Brett unter den Arm geklemmt, das in braunes Packpapier eingewickelt ist. Einen Augenblick später erscheint der Herr Pfarrer.
    »Guten Tag, Herr Fontane. Schön, Sie zu sehen. Ich habe hier etwas, was Sie interessieren könnte.« Der Wellmann wickelt das Brett aus. Aber es ist gar kein Brett, sondern ein vergoldeter Bilderrahmen. Darin erkennt der Ahorn ein vergilbtes Schriftstück mit einem großen roten Wachssiegel. »Da, sehen Sie mal, kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Der Pfarrer lächelt selig. »Ja, natürlich, das ist doch mein Faksimile der Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte für Butzenbach durch Kaiser Ludwig den Bayer von 1321. Das habe ich mal dem Anton geschenkt, also dem Herrn Buchenwalder. Sehen Sie sich diesen Schnörkel am B an, der ist schon sehr exzentrisch. Und das Siegel, das hat mich vielleicht Zeit gekostet. Darf ich das mal in die Hand nehmen?«
    Der Pfarrer darf. Er drückt seine Nase fast an die Glasscheibe des Bilderrahmens und macht ein Gesicht, als ob der verlorene Sohn heimgekehrt wäre. Auf einmal zieht er die Brauen zusammen. »Das … das ist doch das Original. Wo haben Sie es denn her? Das liegt doch im Stadtarchiv von Butzenbach unter Verschluss.«
    Die Polizisten tauschen einen kurzen Blick.
    »Gegenfrage: Woran haben Sie erkannt, dass das ein Original ist? Hatten Sie vielleicht schon mal eines in den Händen?«, will der Stuhlinger wissen.
    Der Pfarrer reibt sich die Stirn. Dann steht er betreten da. Er lässt die Hände an seinen Wangen herabgleiten. »Äh … es ist wohl besser, wenn ich mit der Wahrheit herausrücke. Also, wissen Sie, ich habe jahrelang meine Faksimiles nach Fotos angefertigt. Aber das war irgendwie unbefriedigend. Man kann die Details nicht richtig erkennen, von der Materialität ganz zu schweigen. Da hat der Anton angeboten – von allein, ich hatte ihn gar nicht darum gebeten –, dass er für mich die eine oder andere Urkunde ausleiht, damit ich nach dem Original arbeiten kann. Er hat ja Beziehungen zu Kollegen überall, sogar im Münchner Staatsarchiv. Zulässig war das natürlich nicht, das wussten wir beide. Aber es stand keine böse Absicht dahinter. Und nie gab es irgendeinen Zwischenfall, nie ist etwas abhandengekommen, nie habe ich etwas beschädigt. Der Anton hat die Urkunden dann wieder an ihre Plätze gelegt, und keiner hat etwas gemerkt.«
    »Dann ist Herr Buchenwalder wohl doch kein so grundanständiger Mensch, wie Sie neulich gesagt haben?«
    »Sie dürfen das dem Anton nicht ankreiden. Er hat es nur getan, um mir eine Freude zu machen. Er ist eben eine treue Seele. Herr Stuhlinger, ich bitte Sie inständig darum, den Anton aus dem Spiel zu lassen. Er würde sonst großen Ärger bekommen. Und dabei ist doch niemandem ein Schaden entstanden. Außerdem ist das alles allein meine Schuld.«
    »Ich fürchte, so ganz ohne Konsequenzen wird die Geschichte nicht bleiben.«
    »Das ist mir schon klar. Aber vielleicht lassen Sie gelten, dass es nur meinem Hobby diente und wir niemandem geschadet haben«, antwortet der Pfarrer kleinlaut.
    Sobald der Herr Pfarrer wieder im Haus verschwunden ist, klatschen sich der Wellmann und der Stuhlinger ab.
    »Volltreffer! Endlich kommt ein bisschen

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