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Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Titel: Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.T. Spreckelsen
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konnte bei alldem jedoch fühlen, dass er in ihr keine wertvolle Hilfe oder gar ein gleichwertiges Wesen sah. Vielleicht war sie in seinen Augen eher einem trainierten Affen gleichzusetzen, dem man beigebracht hatte, auf Befehl verschiedene Tasten zu drücken. Dragin war in dieser Beziehung noch unfreundlicher und abwertender als es Dr. Varan auf der Station gewesen war. Lillja versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und einfach so viel wie möglich von ihm zu lernen, doch in ihrem Herzen verachtete sie diesen Xhar aufs Tiefste.
    Nach ihrer Schicht, die von zwei Pausen unterbrochen wurde, blieben ihr einige Stunden zum Studium der gegebenen Daten und der Schrift. Meist konnte Lillja sich jedoch kaum länger als zwei oder drei Stunden wirklich damit befassen, ehe ihre Gedanken weiter und weiter abschweiften.
    Auch an diesem Abend legte sie den Laptop irgendwann beiseite und rieb sich müde die Augen. Sie hatte es sich auf einem der Sitzsäcke gemütlich gemacht und die Füße auf den zweiten gelegt, während neben ihr das All vorbeizog. Die Illusion war wirklich perfekt und wäre sicherlich als Realität durchgegangen, hätte Cor ihr nicht die Wahrheit gesagt.
    Die Aussicht war das einzige, was ihr Quartier und die damit verbundene Einsamkeit etwas erträglicher machte, auch wenn es nicht viel mehr zu sehen gab, als kleine weiße Punkte, die an ihr vorbeizogen.
    Dennoch war das Alleinsein schlimm, besonders dann, wenn ihre Schicht vorbei war und sie alleine in ihrem Quartier sein musste, um etwas Zeit unter ihrer künstlichen Sonne zu verbringen. Sie legte den kleinen Computer nun endgültig aus den Händen und stand auf.
    Cor und ein paar andere Soldaten trainierten jetzt vermutlich auf Deck zwölf in einem umfunktionierten Frachtraum. Sie wusste, dass es neben diesem Raum noch zwei weitere Übungs- und Schießräume gab, die sich auf Deck elf und zwölf befanden, zu denen sie jedoch keinen Zutritt hatte.
    Obwohl die Ro'ha offiziell ein Aufklärungsschiff war, bestand doch gut die Hälfte der achtzig-köpfigen Besatzung aus Soldaten und Kampftechnikern. Von letzteren hatte sie zwar keine Vorstellung, was diese taten, wusste aber, dass acht an Bord waren und jeder nur voller Achtung von ihnen sprach.
    Das Schiff schien ursprünglich für eine deutlich größere Besatzung entworfen worden zu sein. Jedes Mitglied hatte derzeit sein eigenes Quartier und dennoch standen einige frei. Sogar zwei Decks wurden nicht genutzt und konnten weder mittels Lift, noch durch die Wartungsröhren erreicht werden. Zum Energiesparen seien dort die künstliche Schwerkraft und die Lebenserhaltung nicht aktiv, hatte Dragin auf eine entsprechende Frage unwillig geantwortet.
    Lillja tauschte ihre helle Uniform gegen einen Trainingsanzug und Stiefel gegen Laufschuhe, dann machte sie sich auf den Weg. Man hatte ihr einige wenige Outfits gestellt, die je in dreifache Ausführung in ihrem Schrank gelegen hatten, darunter war, neben der hellen Uniform mit den dunkelgrauen Absätzen und dem schwarzen Trainingsanzug, ein doppelter Satz einer schwarzblauen Uniform, die deutlich aufwändiger gearbeitet war. Sie hatte diese als eine Art Ausgehuniform eingeschätzt und bislang nicht angerührt.
    Sie erreichte den Fahrstuhl und wählte Deck elf. Mit Zahlen konnte sie mittlerweile recht gut umgehen, zumindest mit jenen von eins bis zwanzig. Anders als in ihrem System, setzten sich höhere Zahlen nicht aus zwei oder mehr Grundzahlen zusammen, sondern ähnelten eher der römischen Zählweise. Das Symbol für dreißig und mehr war ihr bislang nicht begegnet. Für ihre Arbeit reichte es jedoch zumindest halbwegs, da die meisten Medikamentenbeschriftungen aus einer Kombination von einfachen Buchstaben und Zahlen bestanden. Der Gefäßkleber V-9-8 war ein Beispiel dafür.
    Der Aufzug hielt früher als erwartet, als ein Xhar zustieg. Sie grüßte ihn freundlich, erntete jedoch keine Reaktion. Es gab einige in der Crew, die sie offenbar nicht gerne an Bord hatten und sie nicht selten mit abfälligen Bemerkungen oder schlichter Nicht-Beachtung straften.
    Als sich die Tür erneut öffnete, lag der Korridor des elften Decks vor ihnen. Lillja verließ die Kabine einige Augenblicke nach dem Xhar – sie hatte seinen Namen vergessen, war sich aber sicher, ihn bereits einmal auf der Krankenstation gesehen zu haben. Er war Wartungstechniker, wenn sie sich recht erinnerte.
    Sie hielt etwas mehr als drei Meter Abstand zu ihm, während er offenbar das gleiche Ziel wie sie

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