Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
sogar ein wirklich schöner Ort gewesen.
Nun jedoch erinnerte alles an den Krieg. Aufgegeben Gemeinschaftsflächen und verlassene Quartiere unterstrichen die Verluste, die dieser Außenposten sicherlich erlebt haben musste und belegte den Ort mit dem Charme einer Geisterstadt. Und irgendwo dazwischen war sie.
Ob die andere Frau, die nun dahinsiechend in einem Gefängnis aus Glas lag, auch durch die verlassenen Straßen gegangen war und die Andersartigkeit der fremden Architektur bewundert hatte?
Lillja erreichte den großen Platz und blieb einen Augenblick orientierungslos stehen. Die beiden Xhar, die bei Commander Mon gestanden hatten und zurückgeblieben waren, waren indes weitergezogen und hatten einer gähnenden Leere Platz gemacht, die knapp an ein angsteinflößendes Fehlen von Leben grenzte.
In nicht allzu großer Entfernung entdeckte sie das Gebäude, das Mon als das Krankenhaus identifiziert hatte.
Lillja hielt darauf zu und endlich begegneten ihr ein paar Lebewesen, die hier ihren Aufgaben nachgingen und ihr mit interessierten Blicken folgten, ohne sie jedoch anzusprechen.
Das Krankenhaus war ein hohes Gebäude mit fünf oder sechs Stockwerken, das eine überraschend große Grundfläche einnahm. Die große, doppelflügelige Schiebetür aus getöntem Glas glitt automatisch auf und gab den Blick auf einen kleineren Vorraum frei, an den ein gläserner Durchgang grenz te, der durch weitere Glastüren betreten und verlassen werden konnte. Da der Glasweg der einzig sichtbare Zugang war, ging Lillja darauf zu und überschritt, nachdem das Glas selbstständig zur Seite geschwungen war, die erste Türschwelle. Der Flur war knappe drei Meter lang, links und rechts konnte sie in die benachbarten Räume sehen und erkannte dort zahlreiche Computer und Bildschirme, die in Betrieb waren. Was genau sie anzeigten konnte Lillja aufgrund der Spiegelung nicht richtig erkennen, doch mit der allgegenwärtigen Angst vor der Seuche nahm sie an, dass es sich auch hierbei um einen weiteren medizinischen Scan handelte.
Sie brachte die Distanz bis zur nächsten Tür hinter sich und musste sich einen quälenden Moment gedulden, bis sich auch diese öffnete. Lillja trat hindurch und fand sich in einem mäßig beleuchteten Flur wieder, der etwa vier Meter breit und mindestens doppelt so lang war. Hinter ihr befanden sich, links und rechts neben der Glastür, zwei massiv wirkende Schotts, die zu den Computerräumen führen durften.
In einer Nische neben dem rechten Schott blinkte eine Kommunikationseinheit. Lillja ging hin und öffnete den Kanal.
" Eingangsbereich des Krankenhauses - Sanitäterin Winter von der Besatzung der Ro'ha hier."
" Gut, Sie sind da - nehmen Sie den Lift in die zweite Etage, ich erwarte Sie hier. Dale Ende."
Dale? Es war eine annähernd weibliche Stimme, die zu ihr gesprochen hatte. Ein seltsamer Zufall.
Lillja sah sich um und entdeckte den Aufzug am anderen Ende des Ganges. Mit schnellen Schritten erreichte sie ihn und wählte den zweiten Stock aus.
Als sich die Türen endlich wieder öffneten trat sie gespannt und erwartungsvoll hinaus. Sie hatte einen ähnlichen Flur wie unten erwartet, doch vor ihr erstreckte sich ein einziger großer Raum, in dem Feldbetten, die durch Vorhänge und bewegliche Wände von einander getrennt werden konnten, und medizinische Geräte standen. Das Ganze hatte große Ähnlichkeit mit einer gewöhnlichen Notaufnahme, wie sie ihr von der Erde bekannt war.
Keines der Geräte war in Betrieb, fiel ihr auf.
Nur ein Bett war belegt. Darin befand sich ein schmaler Xhar, der sich schlimme Verätzungen an Gesicht, Brust und Armen zugezogen hatte, außerdem verlief ein tiefer Schnitt über seine Hände und Unterarme. Lillja sah viel Blut - es war sehr ernst.
Am Bett stand ein noch schmaler wirkender Xhar, der etwa Lilljas Statur hatte.
" Sie müssen die Blutung stoppen", meinte der Mensch angespannt und trat mit schnellen Schritten heran.
Die am Bett Stehende drehte sich zu ihr um und sie sah in ein feingeschnittenes, dunkles Gesicht mit orangenroten Augen und kunstvollen weißen Linien, die aufgemalt oder tätowiert schienen.
" Kima Dale", stellte sich die Fremde knapp vor. "Sie sind wirklich ein Mensch - ich dachte, man erlaubt sich einen Scherz mit mir."
Kima drehte sich wieder zu dem Verletzten und fuhr fort: "Er kam kurz vor Ihnen. Dort hinten", sie deutete unbestimmt hinter sich, "befinden sich die Lieferungen von Ihrem Schiff. Holen Sie mir den Gewebe- und
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