Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
war nicht ganz die Wahrheit. Manchmal fiel es ihr schwer, ihr Quartier zu ertragen und sie kam hier her zurück.
" Du solltest jeden Tag ein paar Stunden in deinem Quartier verbringen, das ist der einzige Raum mit Erdsonnen entsprechendem Licht."
" Ich weiß." Sie sollte Nefaris bitten, hier eine entsprechende Lampe zu installieren.
Cor ließ sich auf die Bettkante sinken, stützte die Unterarme auf die Knie und sah Lillja an. Es sah noch immer seltsam aus, diese Wesen sitzen zu sehen.
" Erwartest du etwas von mir?", wollte sie wissen.
" Ich bleibe, bis du es gegessen hast", sagte er einfach und sie glaubte ihm. Sie lächelte und schüttelte den Kopf - es war nett, Cor schien wirklich besorgt zu sein. Schließlich griff sie nach dem Glas und probierte das süßliche Mus unter seinem prüfenden Blick.
" Woher hast du das überhaupt?"
" Nefaris", antwortete Cor beiläufig. "Ich habe nicht nachgefragt, aber ich gehe davon aus, dass es ihn einiges gekostet haben wird."
Das hatte sie nicht erwartet. Es vergingen ein paar Minuten, in denen Lillja langsam und jeden Bissen genießend, das Glas zur Hälfte leerte, ehe sie das Gespräch wieder aufnahm:
" Wann erreichen wir diese Raumstation?"
" In ein paar Stunden. Uns wurden vier Tage Landurlaub zugestanden, in denen ein paar Dinge hier umgebaut werden. Es scheint, als bekämen wir eine neue DeKon und verbesserte Zielerfassungssysteme, vielleicht auch ein paar passende Waffen dazu. Außerdem siebzehn Crewmitglieder, darunter fünf Soldaten. Ich schätze, einer wird meinem Team zugeteilt, um Inso zu ersetzen. Laut den neuen Raumplänen wirst du dein Quartier nicht teilen müssen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das bedeutet, dass unter den Neuen kein Mensch sein wird.
Wir dürfen uns während der Umbauten frei zwischen dem Schiff und der Station bewegen. Wir werden unsere Räume auf der Ro'ha weiter bewohnen, sollten aber in der Hauptkantine der Station essen - dort könnten viele unterschiedliche Spezies sein und es kann leicht zu Zwischenfällen kommen, also geh dort nie alleine hin."
" Was für Rassen kommen an Bord?"
" Wie gesagt - ich weiß es nicht. Ich habe generell nur Gerüchte gehört und darauf sollte man nicht zu viel geben. Vermutlich wirst du eine der Ersten sein, die genauere Informationen bekommt, damit du dich vorbereiten kannst." Er erhob sich und trat an ihren Schreibtisch heran und musterte die verteilt liegenden Pads und handschriftlichen Notizen. Er griff nach einem der Zettel und zog ihn unter anderen hervor, es war ihre Transkription zu ihrem eigenen Bericht, den sie vor ein paar Tagen verfasst hatte und vom Computer hatte übersetzen lassen.
" Du lernst unsere Schrift", stellte er fest. "Es gibt sicher schon brauchbare Lehrprogramme - wir können auf der Station nachsehen. Du hast übrigens Weisung, stets in der Nähe eines Crewmitglieds zu bleiben."
" Bitte was?"
" Multispezies-Stationen sind generell nicht ungefährlich und es gab schon mehrere Zwischenfälle mit Menschen."
" Ich dachte, wir dürften uns frei bewegen - alle außer mir?"
" Ja, du und dein Begleiter."
" Und das ist ein direkter Befehl von Captain Dale?"
Er musterte sie kurz, ehe er sagte: "Nein, es ist eine Empfehlung der Stationssicherheit, die Dale unterstützt."
" Also muss ich gar nichts." Sie sah Cor bei ihren Worten genau an. Er wirkte eher amüsiert als verärgert, was sie in ihrem Entschluss bestärkte.
" Du solltest dich lieber daran halten", sagte er schließlich ernst. "Wir werden das Schiff über die Transportluke auf Deck zwölf verlassen. Um siebzehn Uhr."
" Keine DeKon?"
" Doch, aber wir durchlaufen die Anlage der Station. Sei pünktlich."
RS 12 war gewaltig. Hauptaufgabe der Station war es, Schiffe mit Rohstoffen und Technologien zu versorgen und in den Docks Reparaturen und Wartungen vorzunehmen, außerdem wurden hier größere Manöver geübt und Truppen verteilt. Doch neben diesem militärischen Leben hatte sich eine ganze Gesellschaft aus den unterschiedlichsten Völkern hier nieder gelassen und ging einem ganz normalen Leben nach.
Die Decks sechsundvierzig bis neunundfünfzig waren für Zivilisten und deren Wohnungen und Geschäfte vorbehalten und galten für die meisten Crewmitglieder der Ro'ha als erstes Ziel. Lillja hingegen hatte sich nur schwer entscheiden können und war zunächst an der Andockrampe geblieben und hatte die Möglichkeit genutzt, ihr Schiff zum ersten Mal von Außen betrachten zu können. Im Vergleich zu den
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