Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
Hand und schaltete hektisch alle Kanäle durch. Stille und Störgeräusche.
"Bitte nicht." Mit zitternden Fingern kehrte sie zu Kanal vier zurück und ließ ihn einfach offen. Etwas hatte die Verbindung - alle Verbindungen - unterbrochen, aber vielleicht war das ein vorübergehendes Problem.
Sie kletterte über den Baum hinweg und suchte Azarions Blick, der jedoch noch immer starr zum Himmel sah und etwas Unverständliches murmelte.
Einen knappen Meter vor dem jungen Soldaten kämpfte sich H'Rega auf die Beine und blieb leicht schwankend stehen, während er sich die Rechte gegen den Körper presste. Seine gesamte Haltung drückte Schmerzen aus und er schien sich nur mit Mühe überhaupt auf den Beinen halten zu können. Er belastete nur das linke Bein und als Lillja an ihm herabsah, erkannte sie, dass etwas Helles in der Mitte des rechten Schienbeins den Stoff durchdrungen hatte. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass das kein Ast oder Ähnliches war - es war ein Teil des Schienbeinknochens, der mehrere Zentimeter herausragte. Wie um alles in der Welt hatte der Lt. Commander mit dieser Verletzung überhaupt aufstehen können?
"Oh verflucht", murmelte Azarion. Sie war an ihm vorüber und auf H'Rega zugegangen, blieb nun jedoch stehen und warf erneut einen Blick nach oben. Eine gigantische Kugel aus Feuer hatte die Wolkendecke zerrissen und raste als heller Blitz auf die Erde, um irgendwo zwischen den Bergen weit nördlich von ihnen aufzuschlagen. Sie sah das gleißende Leuchten der Explosion und glaubte, die Erschütterung fühlen zu können, dann wurde es unnatürlich still. Es war wie damals auf der Erde gewesen, als der Feind sie angegriffen hatte und mit einer riesigen Explosion ganz Frankfurt und ihr damaliges Leben ausgelöscht hatte.
"Was war das?", brachte sie schließlich erstarrt hervor.
"Ein Schiff", kam die Antwort des Soldaten, doch er starrte noch immer zum Himmel, als erwartete er noch weitere böse Überraschungen. Lillja riss sich vom Anblick der zerrissenen Wolkendecke los und sah Azarion auffordernd an.
"Azarion - der Scanner", verlangte sie und streckte die Hand aus.
"Der Scanner", wiederholte er leise, starrte aber nur weiterhin zum Himmel. Lillja machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und tastete dann, nach kurzem Zögern, seine Taschen ab. Er würde das Gerät sicher achtlos in eine Hosen- oder Brusttasche gesteckt haben, sobald er es nicht mehr gebraucht hatte.
Sie fand den handtellergroßen Gegenstand in seiner linken Hosentasche, griff hinein und zog ihn heraus. Azarion reagierte nicht, sondern sah einfach weiterhin nach oben. Er musste davon ausgehen, dass Cor und Fenric in dem Khuna gewesen waren - warum sonst hätte der Transporter so kurz nach der Explosion starten sollen?
"Sie sind nicht tot", sagte sie leise und legte ihm eine Hand auf die Schulter, bis er schließlich den Blick senkte und ihr ins Gesicht sah.
"Sie sind nicht tot", wiederholte sie und versuchte dabei zu klingen, als glaube sie selbst daran. "Aber vielleicht brauchen sie unsere Hilfe. Wir müssen zur Absturzstelle und wir brauchen den Funk wieder."
Er nickte langsam und Lillja trat zurück. Mit schnellen Schritten war sie bei H'Rega, startete den Scanner und ließ den blauen Strahl über seinen Körper wandern. Es war kein medizinisches Gerät, doch die Standardfunktionen reichten aus, um ihr zu sagen, dass seine Wunde wieder aufgerissen und das rechte Bein gebrochen war. Für beide Erkenntnisse hätte sie das Gerät wohl kaum gebraucht.
"Setzen Sie sich." Ohne auf eine Reaktion des Xhar zu warten, öffnete sie die Verschlüsse seines Brustpanzers und legte die Verletzung frei. Es blutete wieder, aber nicht so stark, wie sie zunächst erwartet hatte. Mit routinierten Bewegungen verklebte sie die Wunde mit einer der letzten verbliebenen Dosen des V98 und brachte Sprühverbände an.
Die Verletzung seines Beins war schon etwas schwieriger zu lösen. Auf ihrer Station hätte sie das OPG den größten Teil der Arbeit machen lassen, doch hier hatte sie keine technische Hilfe. Sie zerschnitt den Stoff seiner Hose und betrachtete das ganze Ausmaß der Verletzung.
"Das sieht schlimm aus", murmelte sie und sah H'Rega an, der sich blass zurückgelehnt hatte und zum Himmel starrte.
Lillja öffnete erneut ihr Medipack und verabreichte dem Xhar eine kleine Dosis des stärkeren Schmerzmittels, woraufhin sich seine Haltung etwas entspannte und er den Kopf zu ihr drehte.
"Nicht zögern", sagte er schließlich.
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