Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
Handtücher und wickelte es mit steifen Bewegungen um den Körper, dann sah sie doch auf ihre Hand und ließ sich auf eine der Kisten sinken. Dort, wo einst ihr kleiner Finger mit der Mittelhand verbunden gewesen war, grinste ihr nun eine annähernd runde, rote Wunde entgegen. Es tat weh und sah einfach nur schrecklich aus. Ihr waren Tränen in die Augen gestiegen und als sie sie wegwischen wollte, ertasteten ihre Finge r den Schnitt im Gesicht. Auf sieben oder acht Zentimetern Länge hatte Jargons Messer ihre Wange aufgeschnitten und die Haut verbrannt. Sie war entstellt.
Verstümmelt und entstellt.
Hinter ihr erklang das Brummen der Wasserdüsen, doch sie war im Erschrecken dieser Erkenntnis wie gelähmt und reagierte auch nicht, als sich der Durchgang öffnete und jemand eintrat.
Lillja hatte dem Düsenraum ihren Rücken zugewandt, doch sie konnte hören, wie diese andere Person einen Schritt in ihre Richtung machte und dann stehenblieb.
"Geht es dir gut?" Es war Fenric. Seine Schritte näherten sich noch etwas und dann hörte sie, wie er in eine der Kisten neben ihr griff und etwas herauszog. Als er sie schließlich umrundete und vor ihrem Gesicht in die Hocke ging, erkannte sie, dass er sich ein Handtuch um die Hüfte gewickelt hatte und ihr voller Besorgnis in die Augen sah.
"Sie haben mich verstümmelt", flüsterte sie. "Ich bin entstellt."
Fenric seufzte und griff in eine Kiste hinter ihr, um ein anderes Handtuch herauszuziehen, mit dem er ihr vorsichtig Gesicht und Schultern abtrocknete.
"Du wirst vielleicht kleine Narben behalten", sagte er ebenso leise, während sein Blick von ihrer Wange zur Platzwunde an ihrer Stirn wanderte. "Aber du bist am Leben. Wir alle sind es."
Sie nickte und schluckte schwer. Aber das stimmte nicht. Nefaris Tar war tot, Commander Geir war tot, Massenkommunikationsspezialist Rhuk war tot – so viele waren nicht mehr am Leben.
"Auf Uka konnte ich das alles irgendwie… verdrängen." Sie lächelte bitter und drehte ihre Linke langsam und begann sich zu fragen, ob sie überhaupt das Recht hatte, so sehr um einen Finger zu trauern, wenn andere ihr Leben verloren hatten. Hinter ihnen wurden erneut die Geräusche der Düsen laut.
"Ich verstehe", meinte der Yndra sanft und berührte ihr Gesicht. "Du bist noch immer du - nur mit ein paar weiteren Narben."
Das Brummen im Nachbarraum erstarb und zum wiederholten Male öffnete sich die Zwischentür und Lillja hörte, dass jemand eintrat.
"Was ist los?", fragte Cor alarmiert.
"Es ist alles in Ordnung", gab Fenric an und warf das Handtuch, mit dem er gerade noch Lillja abgetupft hatte, in seine Richtung.
Sie atmete bewusst durch und nickte.
"Ja, ich… ich sollte auf die Krankenstation gehen. Vielleicht kann Kalira noch etwas tun." Sie stand auf und vermied es dabei, in Cors Richtung zu sehen, während sie sich dem Ausgang zuwandte.
"Du solltest dich vorher anziehen", hielt Fenric sie zurück und Lillja hielt inne.
"Ja", sagte sie und sah etwas verwirrt an sich herab. "Das sollte ich wohl."
Während die Düsen erneut aktiviert wurden, um höchstwahrscheinlich nun auch Azarion von allen gefährlichen Stoffen zu befreien, zog sie die bereitgelegte Uniform über und stieg in die Stiefel.
"Wir haben überlebt", murmelte sie schließlich.
"Ja, das haben wir - und wir haben die Energiezellen", stimmte Fenric ihr zu.
" Wir haben den Reaktor zerstört, der das Wurmloch kontrolliert hat. Bitte sagt mir, dass unsere Aktion auf Uka nicht dazu führen wird, dass wir diesen Krieg verlieren", sprach sie endlich die quälende Angst aus.
"Wird es nicht", ergriff Cor das Wort und sie sah ihn nun doch an. "Zumindest nicht, wenn wir schnell genug handeln und das System sichern." Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und nickte langsam, wobei er so ganz ohne Kampfanzug nur unwesentlich weniger eindrucksvoll wirkte. Der ganze Körper eines Xhar war mit dem natürlichen Schutz versehen, wobei die einzelnen Platten mit der darunterliegenden Muskulatur harmonierten und die Bewegungsfreiheit des Soldaten kaum einzuschränken schien. Viele Narben und Spuren alter Kämpfe zeichneten seine Haut und langsam ließ die Verzweiflung, die ihre eigenen Verwundungen so plötzlich in ihr ausgelöst hatte, nach. Sie bemerkte, dass sie Cor anstarrte und wandte den Blick zu Fenric, der sich inzwischen erhoben und einen Teil seiner Uniform übergestreift hatte.
"Vielleicht bringt uns das am Ende sogar den entscheidenden Vorteil", fuhr Fenric fort. "Es
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