Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
räumten. Neben den sechs erkannte Lillja zwei Soldaten, die neben der einzigen Tür standen. Einer von ihnen hatte ihr den Rücken zu gewandt und hantierte an der Komm, während der andere etwas unschlüssig schien und einen Techniker dabei beobachtete, wie dieser eine schwelende Platine vorsichtig beiseite zog. Offenbar hatte er Befehl, die Brücke zu bewachen, wobei er sich offensichtlich überflüssig vorkommen musste. Sie war flüchtig mit ihm über Cor bekannt und glaubte sich zu erinnern, dass er auf den Namen Gwan Iranc hörte. Der Unteroffizier war ihr bislang halbwegs freundlich entgegen getreten, zumindest ab dem Zeitpunkt, als ihm klar geworden war, dass er sich die Feindschaft des Lieutenants zuziehen würde, wenn er Lillja schlecht behandelte.
"Iranc", sprach sie ihn an, "Ihr Messer!" Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass er sich tatsächlich in Bewegung setzte, die lange Klinge aus der Gürtelhalterung zog und ihr mit dem Griff voran reichte.
"Danke." Sie schnitt damit den Ärmel des Captains bis zum Splitter auf und reichte dem Soldaten die Waffe dann zurück.
"Um die Verbrennung zu behandeln brauche ich einiges aus der Krankenstation", meinte sie schließlich an Dale gewandt. "Außer Sie begleiten mich dorthin."
"Darum kümmere ich mich später", wies er sie ab, doch Lillja unterbrach ihn leise, aber bestimmt.
"Das sollten Sie überdenken - eine Infektion wird Sie wahrscheinlich umbringen ... Sir." Er hob den Blick und sah ihr ins Gesicht, als wollte er so feststellen, ob er ihrer Einschätzung trauen konnte, schließlich nickte er.
"Kommunikation auf allen Decks wieder aktiv", meldete einer der Techniker.
"Fordern Sie Schadensberichte", verlangte Dale und Lillja stand auf, um sich wieder Gwan Iranc zuzuwenden, der zu seinem Posten zurück gekehrt war.
"Ich brauche ein Verbrennungsset von der Krankenstation", sagte sie eindringlich. "In meinem Bereitschaftsraum, linker Schrank, ganz oben."
Der Soldat zögerte, doch Lillja hatte sich entschlossen, ihm keine Möglichkeit zum Widerspruch zu lassen, also machte sie kehrt und ging zu Dale zurück, um den Splitter zu entfernen und die Blutung zu versorgen.
Etwas traf die Außenpanzerung und ließ sie unsanft gegen Dale prallen, der ihren Sturz jedoch geistesgegenwärtig mit der gesunden Hand abfing.
"Bringen Sie die verfluchten Sensoren wieder zum Laufen", brüllte er über sie hinweg und wehrte Lilljas Handgriffe ab, die sich wieder gefangen hatte und sich seinen Verbrennungen zuwenden wollte. Er zog sich an dem Pult hinter sich halb in die Höhe, hielt dann jedoch mit einem schmerzerfüllten Keuchen inne.
"Schadensmeldungen komm en rein", bemerkte ein Koordinator links von ihr und schob das Headset zurecht, während er auf eine winzige Anzeige vor sich starrte. Die meisten Bildschirme waren ausgefallen und kein einziges Hologramm war aktiv, fiel ihr auf.
"Hüllenbrüche auf Decks vier bis eins", fuhr der Xhar fort. "Bislang sieben Tote, drei Vermisste und achtzehn Verletzte, drei davon schwer."
Sie musste zurück auf die Krankenstation.
"Der Antrieb ist ausgefallen, Sensoren sind offline, Langstreckenkommunikation ist offline, ÜLA ist offline und uns steht momentan nur die Hilfsenergie zur Verfügung."
"Schilde?" Dale hatte sich mittlerweile mit Lilljas Hilfe halb auf das Pult gesetzt.
"Hauptgeneratoren reagieren nicht", antwortete ein anderer Techniker und fügte nach kurzem Zögern hinzu: "Zielerfassungssysteme sind ebenfalls ausgefallen. Alle Waffensysteme sind offline."
Der dunkelhäutige Xhar wirkte zerkni rscht und rang offenbar mit sich.
"Die Hüllenpanzerung sollte uns bei kleineren Kollisionen ausreichend schützen. Die Außensensoren haben Hauptpriorität", befahl Dale und fügte leiser hinzu: "Ohne sie sind wir absolut blind."
Gwan Iranc kehrte zurück und überreichte Lillja eine Schachtel, in deren Inneren sich sterile Kompressen, Sprühverbände, sowie eine Lösung zum Reinigen großflächiger Wunden und zwei Einheiten B51, eines relativ neuen Mittels zur Hautregeneration, befanden.
Lillja knöpfte die Uniform ihres Captains zur Gänze auf und schob ihm den Stoff über die rechte Schulter, sodass sie die Verbrennung gut erreichen konnte, dann begann sie damit, die blutige Fläche zu säubern. Er musste sich an- oder umgezogen haben, nachdem er sich die Verbrennung zugezogen hatte, kam es ihr in den Sinn.
Den Splitter hatte er sich in jedem Fall erst später eingefangen. Sie würde den Hergang für eine Aktennotiz
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