Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
denke, auf Ankur wären wohl die meisten von ihnen eingegangen."
Lillja musste über seine Worte erneut lächeln, stellte den Koffer ab und öffnete den Verschluss des Deckels. Sie war etwa auf halbem Wege zwischen dem Shuttle und der Waldgrenze stehen geblieben und hatte beschlossen, etwas von dem seltsamen Moos mitzunehmen, obgleich es nicht auf der Liste der für Kalira interessanten Pflanzen stand.
"Das sind deutlich mehr als fünfzig LE", beschwerte sich nun auch Cor leise, dann wurde es plötzlich ruhig im Kanal.
"Seid ihr noch da?", fragte Lillja in die Stille, doch niemand antwortete. Sie begann damit, die verschiedenen Kanäle durchzuschalten, als in einiger Entfernung Schüsse zu hören waren. Augenblicklich ließ Lillja ihr Werkzeug fallen und duckte sich halbherzig. Weitere Schüsse in schneller Folge erklangen, die aus mehr als einer Mündung zu kommen schienen.
Lillja sprintete zurück zum Shuttle und stolperte ins Innere.
"Ich kümmere mich darum", hörte sie Jargon sagen und während sich ihre Augen noch an die schlechteren Lichtverhältnisse innerhalb des Laderaums gewöhnten, hörte sie ein metallisches Klicken.
Der dunkelhäutige Xhar hatte sich von seinem Pilotensitz erhoben und eine Waffe auf sie gerichtet. Lillja erstarrte mitten in der Bewegung und sah den Techniker mit einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung an. Was sollte das? Und mit wem hatte er gesprochen, wenn denn alle Instrumente angeblich ausgefallen waren?
Die Schüsse draußen waren verhallt und eine unnatürliche Stille hatte sich über die gesamte Szenerie gelegt.
"Verstanden", sagte Jargon vor ihr. Sie konnte kein Headset oder ähnliches sehen, aber das musste nichts bedeuten.
"Was ist hier los?", überwand sie schließlich ihre Starre.
"Geben Sie mir Ihre Waffe und tun Sie, was ich sage, dann wird Ihnen nichts passieren", verlangte der Xhar, doch Lillja rührte sich nicht.
"Was passiert da draußen?"
"Ich werde mich nicht wiederholen." Er machte einen drohenden Schritt auf sie zu und Lillja wich im gleichen Maß zurück.
"Ihre Waffe", verlangte Jargon doch erneut und schlug dabei einen Ton an, der deutlich machte, dass er es ernst meinte. Sie öffnete langsam den Verschluss des Waffengurtes und nahm ihn samt Waffe und Medipack von der Hüfte, um ihn einen Herzschlag lang abwägend in den Händen zu halten, dann warf sie ihn Jargon in einem möglichst schlechten Winkel zu. Wie erhofft, griff er reflexartig danach und Lillja rannte los.
Sie sprang durch das offene Schott und sprintete über das freie Feld, das sie vom schützenden Dickicht trennte. Hinter sich hörte sie den Xhar fluchen, dann folgten ihr seine Schritte hinaus in die gleißende Sonne. Wenn er sich nicht irgendwie selbst mit dem Zellschutz versorgt hatte, würde es eine kurze Jagd werden - zumindest hoffte sie es.
Er schoss nicht, nahm sie ganz am Rande wahr, obwohl es auch für einen ungeübten Schützen ein Leichtes gewesen wäre, sie auf diese Entfernung zu treffen.
Endlich war die dunkle Wand des Waldes heran und Lillja schlug sich in die Büsche. Der dichte Bewuchs bremste ihren Lauf und sie konnte fühlen, wie ein paar lange Dornen über ihren Anzug und die Hände kratzten, die sie schützend vor das Gesicht hielt. Dunkles Moos überzog den Boden und den unteren Teil der mächtigen Baumstämme, an und zwischen denen sich Rankpflanzen wanden. Während sie sich weiter hinein kämpfte, sah sie exotische und zum Teil wunderschöne Gebilde, hatte aber wirklich keinen Blick dafür übrig. Dort, wo die Bäume weiter auseinander standen, hatte sich eine Art von Farn ausgebreitet, dessen Blätter lang, dünn und ungewöhnlich scharf waren, wie sie feststellen musste, als sie eine Handvoll dieser zur Seite schieben wollte.
Nur knapp hinter ihr konnte sie die schweren Schritte und den keuchenden Atem des Xhar hören, wagte aber nicht, sich umzuwenden.
Sie schlug Haken und drang immer tiefer in den Wald vor. Das meiste des Lichts wurde von den Baumkronen verschlungen, während die Düsternis durch das dunkle Moos noch verstärkt zu werden schien. Die Luft schien zwischen den Pflanzen zu stehen und zerrte heiß und schwül an ihrer Ausdauer und Lillja konnte nur hoffen, dass es dem Xhar noch schlechter erging.
Plötzlich gab der Boden unter ihren Füßen nach und sie kam ins Rutschen. Vollkommen unvermittelt hörte der Bewuchs auf und machte einer steilen Böschung Platz, die nach ein paar Metern in einen breiten Fluss mündete.
Ein
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