Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
aufrichtete und einatmete. Es war ein beeindruckender und einschüchternder Anblick, den er bot, nicht zuletzt, da seine schwarze Panzerung und die Bewaffnung den gefährlichen Ausdruck noch unterstrichen.
"Ernsthaft?", fragte sie ihn kühl. "Du wagst es, dich vor mir aufzuplustern? Vor mir ?" Obwohl ihr Herz zu rasen begonnen hatte und sie mit allen Sinnen die Bedrohung fühlen konnte, die von dem hochgewachsenen Mann ausging, machte sie einen weiteren Schritt auf ihn zu und sah ihm fest ins Gesicht. Sie waren sich nun so nahe, dass sie die Wärme fühlen konnte, die sein Körper ausstrahlte und tatsächlich hatte sie in diesem Augenblick Angst vor ihm, doch sie unterdrückte das Gefühl und straffte die Schultern.
"In zehn Sekunden gehe ich zurück zu unseren Leuten", fuhr sie schließlich leise fort. "Entscheide dich - entweder du kommst mir wenigstens ein bisschen entgegen, oder wir sind geschiedene Leute."
"Glaubst du wirklich, dass ich mich erpressen lasse?"
Sie trat einen Schritt zurück und schüttelte leicht den Kopf, dann wandte sie sich um und machte einen Schritt zurück Richtung des Lichtkreises. Die Wut war längst wieder verraucht und hatte einem trüben Gefühl der Resignation und Machtlosigkeit Platz gemacht.
Eine vierfingrige Hand hatte sich plötzlich um ihren Unterarm gelegt und hielt sie zurück. Als Lillja zu dem Soldaten aufsah erkannte sie, dass sich seine Haltung verändert hatte - Aggression und Ablehnung waren gewichen und hatten einer Mischung aus Trauer und Niedergeschlagenheit Platz gemacht, die sie sofort ein ungewisses Gefühl von Schuld empfinden ließen.
"Rajan", sagte er so leise, dass sie sich anstrengen musste, seinen Worten zu folgen. "Sie war das Beste in meinem Leben, das Wichtigste und Bedeutsamste." Er atmete tief durch und richtete den Blick auf die Dunkelheit hinter ihr. "Ich war einer der jüngsten Captains, die je in diesen Rang berufen wurden und ich war so unendlich stolz. Stolz auf mich, mein Schiff, meine Fähigkeiten. Ich befehligte die erste Ro'ha und nach ihrer Zerstörung im Jahr einundsiebzig bei Lako fünf, wurde auch ihr Folgeschiff unter mein Kommando gestellt. Wir verloren einen Großteil der Besatzung und als die Reihen meiner Männer aufgefüllt wurden, war auch Commander Rajan Zarantu darunter. Obwohl unsere Zeit noch nicht gekommen war und obwohl sie meine Untergebene war, gingen wir die Verbindung ein. Sie war alles - ein Außenstehender kann nicht verstehen, was es für uns bedeutet, sich zu binden. Es… es ist…", er unterbrach sich und schien nach dem richtigen Wort zu suchen, schüttelte aber schließlich nur hilflos den Kopf. "Zwölf-drei-zweiundachtzig musste ich eine Entscheidung treffen." Erneut schwieg er für einen Moment und Lillja konnte den Schmerz fast körperlich fühlen, den die Erinnerung in ihm heraufzurufen schien.
"Rajan starb in Folge dieser Entscheidung und meines Befehls. Es war eine schwierige Zeit", fuhr er schließlich flüsternd fort, senkte den Blick und sah Lillja in die Augen. "Du hast mich an sie erinnert. Ich erkenne Teile ihrer Seele in dir." Er hob die Hand, berührte ihr Gesicht und zeichnete die Linie ihrer rechten Augenhöhle nach. Etwas sagte ihr, dass das nicht die ganze Wahrheit war, doch im gleichen Herzschlag wurde ihr bewusst, dass ihre Neugier es nicht rechtfertigte, ihn weiter nach diesem offenbar schrecklichen Erinnerungen zu fragen.
Vielleicht trug der Verlust seiner Partnerin Schuld daran, dass Cor Rang und Kommando hatte abgeben müssen und vielleicht hatte auch er damals jene Form des Schocks erlebt, die auch Crewman Tras getroffen hatte, nachdem er vom Tod seiner Freunde erfahren hatte. Die Schuld der Überlebenden. Sie hätte es sehr gerne gewusst und vielleicht würde der Moment kommen, an dem sie ihn wieder danach fragen konnte, doch jetzt wollte sie ihn diese schrecklichen Momente nicht erneut durchleben lassen.
"Tut mir leid", sagte sie leise und Cor nickte langsam.
"Mir auch."
Sie trat etwas näher an Cor heran und legte die Hand auf seinen Brustkorb, konnte den Herzschlag aber durch das Material nicht fühlen.
Er war die Konstante in all dem Chaos - trotz allem.
"Du hast H'Rega nicht gesagt, dass mein Einschreiten schuld war, dass sich Faya vergiften konnte", sagte sie so leise, dass hoffentlich nur Cor ihre Worte hören konnte.
"Nein."
"Du hast die Verantwortung für meinen Fehler übernommen."
"Das habe ich", gab er ebenso leise zurück und berührte erneut ihr Gesicht. In
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