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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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könnte die Reaktion des Patienten verändern, die Diagnose beeinträchtigen. Deshalb sitzt Dr. Jessica Snowden mit durchgedrücktem Rücken und ausdruckslosem Gesicht da. Und schaut mich an. Ihr Haar ist heute nicht hochgebunden; blond und geföhnt fällt es über ihre Schultern. Roter Lippenstift. Sie sieht heute besser aus als sonst.
    »Was soll mit ihr sein?«, frage ich. Verschränkte Finger bedeuten, man ist angespannt.
    »Lief da was mit Aleesa Desca?« Dr. Jessica Snowden benutzt die Alltagssprache, um zu demonstrieren, dass wir uns auf einer Ebene bewegen. Um zu demonstrieren, dass sie mich versteht.

    »Nein«, sage ich und konzentriere mich auf meine Bewegungen.
    »Nichts?«, fragt Dr. Jess und klopft mit dem Stift auf ihren Notizblock.
    Die Augen schließen bedeutet, man steht unter Stress.
    »Nein«, sage ich.
    Dr. Jessica Snowden runzelt die Stirn. Manchmal trägt sie Kontaktlinsen, und man kann die dünnen Ränder um ihre Pupillen erkennen. Sie senkt den Kopf und macht sich Notizen. Ich bewege schnell die Augen, damit ich sie gleich wieder stillhalten kann. Schau in jede x-beliebige Richtung, und Dr. Jess erkennt darin eine Bedeutung.
    An ihrem Haaransatz kann man erkennen, dass ihre blonden Haare an den Wurzeln ziemlich dunkel sind.
    »Sind Sie verheiratet?«, frage ich.
    Dr. Jessica Snowden hebt den Kopf, um mich zu mustern. Sie hebt die linke Hand, die Handfläche zur Brust gewandt.
    »Nein, bin ich nicht.« Sie lächelt.
    »Wissen Sie, dass Psychologen am Ende oft mit ihren Patienten schlafen?« Ich lasse meinen Blick über sie schweifen. »Passiert ständig.« Meine Augen halten inne, ich starre auf ihre Titten.
    Dr. Jessica Snowden verlagert ihr Gewicht, sieht auf die Uhr.

    »Das wär’s dann für heute«, sagt sie und klingt dabei eher gelangweilt als eingeschüchtert.
    Ich stell mir vor, wie sie meine Akte studiert. Rohypnol und Mrs. Arthur und alles, was schiefgelaufen ist. Ich sage ihr, dies könne der Beginn von etwas sehr Schönem sein.
    »Das ist nicht sehr hilfreich«, sagt Dr. Jessica Snowden.
    »Das kann man nie wissen«, erwidere ich.
    Sie öffnet die Bürotür und wartet, bis ich rausgegangen bin.
    »Es wäre einfacher, wenn du mit mir kooperieren würdest.«
    »Tschüs, Jess.« Ich winke ihr zärtlich-forsch zu. »Bis dann.«

I ch erwache auf Thorleys Balkon im dritten Stock, das Gesicht auf den Marmorfliesen, von unten dringen die gedämpften Geräusche des vorbeifließenden Verkehrs herauf. Mein Telefon klingelt. Es könnte seit Stunden klingeln. Jemand hat einen Schlafsack über meine Beine geworfen, der von der Morgenluft nass und kalt geworden ist. Es ist immer noch dunkel, drinnen läuft Musik, die von den gläsernen Schiebetüren gedämpft wird. Mein Telefon klingelt und rattert auf den Fliesen. Scheiße, es ist erst vier Uhr morgens.
    »Ich glaube, ich hab ihn umgebracht.« Troy, panisch am anderen Ende der Leitung.
    Thorley hat mir von Troys Anabolikaattacken erzählt, wie er manchmal durchdreht und alles um sich herum kurz und klein schlägt. Menschlich oder nicht. Thorley hat mir erzählt, wie Troy einmal das Wartehäuschen einer Bushaltestelle herausgerissen und den Rahmen auf ein vorbeifahrendes Auto geworfen hat, als wäre er der verfickte King Kong, der die Stadt plattmacht. Er kann von einem Augenblick zum nächsten zu einem feuerspeienden Monster mutieren.
Thorley hat mir geraten, mich zu verpissen, wenn ich es kommen sähe. Offenbar kann man’s in seinen Augen erkennen.
    Und jetzt rotzt Troy den Satz hin: »Ich glaube, ich hab einen umgebracht. Ernsthaft.«
    Ich sag dem Riesenbaby, er soll mal runterkommen, und dann erzählt er mir, dass er in einem Club ein Mädchen gefickt und sich dann in ein Taxi gesetzt habe, um nach Hause zu fahren. Erklärt mir, der Taxifahrer habe kein Englisch gesprochen und dass es zum Kotzen sei, dass diese Immigranten einfach so bei uns aufkreuzen und uns unsere Jobs wegnehmen könnten.
    Troy meint, die Fahrt habe etwa zehn Minuten gedauert, dann habe der Taxifahrer fünfzig Dollar von ihm verlangt. Das Riesenbaby hat dem Taxifahrer gesagt, er solle sich verpissen, ihm zwanzig Dollar gegeben und die Tür aufgemacht. Der Taxifahrer ist ausgestiegen und hat Troy angebrüllt, er wolle sein Geld, und versucht, ihm in die Taschen zu fassen. Gedroht, die Polizei zu rufen. Troy wollte einfach weggehen, doch der Taxifahrer hat sich ihm in den Weg gestellt, sein Handy rausgeholt und angefangen zu wählen.
    Ich schätze, in diesem Moment haben

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