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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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ihn freibekommen würde, wenn wir ihn festnehmen? Vielleicht mit Hilfe von internationalen Profigruppen?«
    Simon fuhr sich mit der Hand nachdenklich über die Glatze.
    »Mit was für einer Sorte Menschen haben wir es hier eigentlich zu tun, Rolle? Die eine zerstückelte Leiche in ein Kinderbett legen? Die lächelnd töten? Wo ist da der Zusammenhang?«
    »Teufelsanbetern ist alles zuzutrauen.«
    »Möglich. Aber ich habe so ein Gefühl, daß es hier um etwas ganz anderes geht. Schaffst du es, ein bißchen zu arbeiten? Wir sind so schlecht besetzt, daß ich dich wider besseres Wissen fragen muß, und wenn Virena es erfährt, wird sie mich bestimmt kreuzigen.«
    »Was soll ich tun?«
    Im Augenblick fühlte ich mich frisch und ausgeschlafen, aber ich konnte mich natürlich auch täuschen. Egal, ich war ein zäher Bursche.
    »Sprich mit Barbro Stridh. Sie wohnt in der Styrmansgatan 14. Sie ist heute zu Hause, und ich habe Wickman Bescheid gegeben, daß er Spießruten läuft, wenn er sich der Straße in Zukunft auch nur nähert, Gewerkschaft hin, Gewerkschaft her. Um drei haben wir beide dann noch einen Termin.«
    Er gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, und ich sah, daß viele seiner Hauer Amalgamfüllungen hatten.
    »Es gibt vielleicht eine Spur im Zusammenhang mit einem Buchverlag. Der heißt Kalster & Rydberg und hat sein Büro in Vaxholm. Hol mich Viertel nach zwei in der Bergsgatan ab, aber zieh dir einen Strumpf übers Gesicht, damit man dich nicht erkennt.«
    Er schlurfte neuen Verhören mit dem polyglotten Heller entgegen und würde bald neue Anekdoten aus dessen ereignisreichem Leben erfahren. Ein Superprofi, hatte Simon gesagt. Ein total rücksichtsloser Typ, der tötete und seine Opfer im nächsten Augenblick vergaß. Ja, solche Typen gab es mittlerweile, Menschen, die aus politischen Motiven töteten, oder um Zeugen aus dem Weg zu räumen, oder um eine Bedrohung des eigenen Lebens abzuwenden, oder um einen Konkurrenten auf dem Drogenmarkt zu beseitigen, oder weil es einfach so verdammt viel Spaß machte! Als ich klein war, hatte ich geglaubt, daß der gefährliche Strolch, der den kleinen Hund Prick stahl und in einen Sack steckte, der schwärzeste Schurke der Welt sei.
    Ich las in der Akte über Barbro Stridh. Das war keine erbauliche Lektüre. Sie war jetzt vierundvierzig, und seit dem vierzehnten Lebensjahr hatte sie Ärger mit den Behörden. Sie kam in ein gutes, aber wohl nicht streng genug geführtes Kinderheim, dann wieder zu den Eltern, die es gut mit ihr meinten und sie, dem Zeitgeist entsprechend, antiautoritär erzogen. Sie konnte machen, was sie wollte, und was sie wollte, war, sich mit Jungen rumzutreiben und zu kiffen. Erst nahm sie Haschisch, weil es spannend war, und dann konnte sie es nicht mehr lassen. Vom klaräugigen kleinen Mädchen zur ausgemergelten Bordsteinschwalbe, unzählige Male verprügelt, denn in diesen Kreisen drückt man sich mit Fäusten und Schlägen aus, wenn die Worte fehlen. Krankenhaus mit Entzug, und kaum wieder heraus, nach zehn Minuten schon die erste Spritze.
    Barbro Stridh war verschiedentlich zu kleineren Strafen verurteilt worden. Kleinere Diebstähle waren es zumeist, die größeren Einbrüche, an denen sie beteiligt war, hatte man ihr nie nachweisen können. Natürlich kannten wir nur einen Bruchteil ihres tatsächlichen Sündenregisters. Aber es reichte, und außerdem wußte ich, was für ein Leben sie und ihre Schwestern durchzustehen hatten.
    In den letzten Jahren hatte sie mit dem Joker zusammengelebt, oder besser gesagt, war sie seine wehrlose Sparringspartnerin gewesen. Sie waren von einem Viertel in das andere gezogen, und sie hatte getan, was er ihr befahl. Vom Diebstahl bis zum Verkauf dessen, was von ihrem Körper noch übrig war. Und sie mußte sich Männern prostituieren, die sie lediglich erniedrigen wollten.
    Aber vielleicht hatte ihr das gar nichts mehr ausgemacht. Sie hatte bereits die ganze Hölle hinter sich, und da kam es wohl auf eine Tracht Prügel mehr oder weniger auch nicht mehr an.
    Was mich an dem Rapport verwunderte, war, daß sie neuerdings in der Styrmansgatan wohnte. Keine schlechte Adresse, nicht einmal für eine Frau Direktor, die geschäftlich annoncieren wollte. Ebenso bemerkenswert: Sie hatte Telefon und war zu sprechen.
    Ich schaute nachdenklich auf meinen Apparat. Sollte ich das Kurheim in Skebo anrufen? Nein, es war noch zu früh nach den gestrigen Geschehnissen. Ich hatte noch keine Zeitung gelesen und

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