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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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hierher zu ziehen. Gott erhörte meine Gebete um eine gute Wohnstatt.«
    Ach, so leicht war das? Und ich Dummkopf gab eine Annonce auf.
    »Es ist noch gar nicht so lange her, da warst du mit Joker Akermark zusammen. Wir müssen dringend mit ihm reden. Weißt du, wo wir ihn finden können?«
    Sie schüttelte den Kopf, und die langen blonden Haare wirbelten um ihr Gesicht und bildeten eine Art Glorienschein.
    »Georg will nichts mehr von mir wissen. Er war ein paarmal hier, und ich wollte ihn dazu bringen, mit mir zusammen niederzuknien, aber er weigerte sich.«
    Es schien ihr tatsächlich nahezugehen, daß sich der Joker nicht bekehren lassen wollte.
    »Wollte er dich für das alte, gute, lohnende Gewerbe zurückgewinnen?«
    »Ich gab ihm zu verstehen, daß dieses Kapitel für mich abgeschlossen ist.«
    »Hat er dich geschlagen?«
    »Der Herr gab mir die Kraft, ihm zu verzeihen.«
    Was die Argumente anging, war sie dem Joker überlegen gewesen, und das hatte seinen bekannten Zorn geweckt. Leider verstand er sich nur auf Prügel und einschüchterndes Brüllen.
    »Wo hält er sich für gewöhnlich auf?«
    »An verschiedenen Orten. Die Polizei hatte ja oft einen Grund gehabt, nach ihm zu suchen, und so hat er sich verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten zugelegt. Leider bin ich in dieser Beziehung nicht mehr auf dem laufenden. Wenn ich etwas wüßte, hätte ich es erzählt. Georg ist für den wahren Glauben noch nicht verloren, er braucht nur Ruhe, um nachzudenken.«
    Ich fragte mich, ob ein solches Maß an Naivität die zwangsläufige Folge ihrer Neuorientierung war. Wenn der Joker im Knast saß und also Zeit und Ruhe im Übermaß hatte, um nachzudenken, tat er wahrlich nichts für sein Seelenheil. Im Gegenteil, im Gefängnis, der wahren Schule des Verbrechens, war er einer der eifrigsten Lehrer, er gehörte zu denen, die die sogenannten Singvögel mißhandelten und den Drogenhandel organisierten. Dabei schreckte er nicht davor zurück, auch denen einen Schuß zu setzen, die bis dahin noch clean waren – so organisierte er sich neue Kunden. Im Gefängnis plante er mit seinen Kumpanen auch neue Verbrechen, die dann nach der Entlassung in die Tat umgesetzt wurden. Seine nächtliche Ruhe widmete er höchstwahrscheinlich Überlegungen, wie er Unbotmäßige zur Räson bringen konnte. Kurz und gut, er war ein Mann, den der Teufel niemals an seinen Konkurrenten verlieren würde.
    »Hast du wirklich keine Ahnung, wo wir ihn finden können? Wir suchen ja diesmal eigentlich gar nicht ihn. Wenn er irgendein Ding gedreht hat, wissen wir nichts davon. Wir wollen nur eine Aussage. Weißt du keinen Ort, wohin er sich zurückzieht, wenn er gut bei Kasse ist?«
    Sie lächelte schwach.
    »Als ich ihn kannte, war er nie gut bei Kasse.«
    »Kennst du einen Karsten Lund?«
    Zu meiner Überraschung nickte sie.
    »Ja. Einmal war er mit Georg hier, und dann ist er noch oft allein hiergewesen. Er war ein Suchender und hat Gnade gefunden.«
    »Und dann wurde er ermordet. Entschuldige, das eine hat mit dem anderen sicher nichts zu tun. Ihn jedenfalls hast du zum wahren Glauben bekehrt. Wann war das denn, wenn ich fragen darf? Gab es Gründe dafür? Wurde er bedroht? Wenn ja, von wem? Versuch bitte, dich an jedes Detail zu erinnern.«
    Sie stand auf und wies auf eine verschlossene Tür, die mit einem Bild des Erlösers geschmückt war. Er sah auf diesem Bild allerdings eher wie ein Hollywoodheld aus.
    »Es geschah da drinnen. Folge mir, dann wirst du sehen.«
    Die Kammer, in der sich auch eine Bettstelle befand, hatte sie in eine private Kapelle verwandelt. Es gab einen kleinen Altar und silberne Kandelaber mit brennenden Kerzen. Dahinter hing ein hölzerner Christus am Kreuz. Wandteppiche zeigten religiöse Motive, ein Ölgemälde die Weisen an der Krippe. Ein Spot war auf das Jesuskind gerichtet. In den Bücherschränken und Vitrinen standen ausschließlich Bibeln, Gesangbücher und Kultgegenstände.
    Sie war noch in der ersten, intensiven Phase der Verwandlung. Später würde sie auf die Probe gestellt werden. Aber noch war ihr alles heilig, und ich gönnte ihr dieses Gefühl, nach all dem, was sie durchmachen mußte. Noch gab es keinen Zweifel. Wer verteidigt die These vom Fegefeuer eifriger als der, der gerade zum Katholizismus konvertiert ist? Wer verficht hitziger die Ansicht, daß allein die fünf Mosebücher Gültigkeit haben, als der, der gerade zum Judentum übergetreten ist? Wer glaubt nicht, daß gerade der Fußballklub, dessen

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