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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Anhänger man ist, den besten Linksaußen hat?
    »Dort haben wir auf Knien gelegen, Karsten und ich, berichtete sie. Das war ein wunderbares Erlebnis für uns beide. Wußtest du, daß sein Onkel mütterlicherseits Pfarrer in Närke gewesen ist und daß er ein sehr gutes Verhältnis zu ihm gehabt hat?«
    »Darüber haben wir nicht unbedingt gesprochen«, gestand ich.
    »Er hat so herrliche Sachen von ihm geerbt. Er wollte sie bei mir unterstellen, bis er eine größere Wohnung bekommen würde. Schau nur, so ein schönes Meßgewand. Ein Bischof hat es vor vielen hundert Jahren getragen. Der Onkel hat so etwas gesammelt.«
    Der Umhang schimmerte in leuchtenden Farben. Sie liebkoste den Stoff mit der Hand.
    »Dort im Schrank habe ich die Familienbibel des Onkels mit wunderbaren Zeichnungen von Dorée. Und hier kannst du eine Reisetasche sehen, wie sie die Geistlichen damals verwendet haben, denn die Gemeinden waren groß und die Wege schlecht.«
    Es handelte sich um eine Art Lederkoffer mit Deckel, und darin befanden sich Dinge, ohne die ein fahrender Pfaffe nicht sein konnte. Ich dachte daran, daß ich ja noch Simon abholen mußte. Also beendete ich den Museumsbesuch und versuchte, noch etwas über Karsten aus ihr herauszubekommen, aber vergebens. Angeblich hatte er ihr nichts anderes mitgeteilt, als daß er reif wäre, seine Seele dem Herrn anzuvertrauen.
    »Ich muß vielleicht noch mal wiederkommen«, sagte ich.
    Sie hatte mich wohl mißverstanden, denn sie neigte den Kopf zur Seite und sprach: »So, bist auch du ein Suchender? Willst du mit mir auf die Knie fallen und beten?«
    »Tja, ein Suchender bin ich ja gewissermaßen, sogar ein ganz verbissener. Derzeit suche ich gerade den Joker. Und deshalb hoffe ich auch, daß die Bibel recht hat: Wenn du ihn suchst, so wirst du ihn finden.«
    Auf der Fahrt dachte ich über meine Einstellung zum Glauben nach. Offenbar hatte ich keine. Mir fehlte der Hintergrund. Meine Kindheit war eine ziemlich glückliche und spannende Zeit gewesen, und außer ein paar Besuchen in der Sonntagsschule der Heilsarmee und Begegnungen mit Anhängern der Pfingstbewegung hatte ich keine Beziehung zur Religion. Die salbungsvolle Christenlehre ließ mich kalt, und daran hatte sich auch im reiferen Alter nichts geändert.
    Andererseits …
    Simon sprang schnell ins Auto, und ich fuhr rasch wieder an, denn ich hatte ein paar Fotografen und andere Personen mit dem neugierigen Journalistenblick entdeckt.
    »Wie war es denn?« fragte er und gähnte.
    »Ich bin dabei, zu Gott zu finden.«
    »Fein. Nimm eine Freikirche. Du solltest Pfarrer werden.«
    »Und du?«
    Er gähnte noch einmal und ließ sich Zeit dabei. Es kostet Kraft, so viele Stunden hintereinander konzentriert zu arbeiten, und es stimmte, was uns beiden von vielen gern gesagt wurde: Wir waren keine zwanzig mehr. Simon in seiner Position durfte nicht einen Augenblick zurückstecken. Sonst würde er vielleicht ein wichtiges Detail in einem Rapport übersehen oder bei einer Vernehmung eine Lüge überhören, und das konnte Folgen haben.
    Viele Kapitalverbrecher sind schon freigekommen, weil der Verhörende übermüdet war.
    Ich fuhr auf dem Roslagsvägen, und Simon sah sofort ein wenig munterer aus. Ein kleiner Ausflug nach Vaxholm war wie ein ungeplanter Urlaubstag. Als wir Täby passierten, erinnerte sich Simon an eine Freundin, die er dort in jungen Jahren einmal gehabt hatte, und berichtete, daß sie Sonja oder Gullie hieß.
    »Ich hatte damals zwei gleichzeitig und bringe sie ein bißchen durcheinander. Jedenfalls fuhr ich nach dem Tanz mit ihr nach Hause, und wir standen also im Hausflur und schmusten herum, und ich fragte, ob sie vielleicht ein eigenes Zimmer habe, du weißt ja, wie so was läuft. Sie hatte, aber die Treppe knarrte, und ihre Mutter schmiß mich achtkantig hinaus. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf den Heimweg zu machen. Am schlimmsten war, daß ich kein Geld mehr hatte und bis nach Arsta, wo ich wohnte, laufen mußte.«
    Er lächelte bei dem Gedanken. Ich warf ihm einen schnellen Seitenblick zu und fragte mich wieder einmal, wie dieser Mann so ein Glück bei den Frauen haben konnte. Dem Aussehen nach hätte er am besten in ein Kloster gepaßt, aber er war in seiner Jugendzeit von den Mädchen geradezu umschwärmt worden. Auf den jährlichen Festen des Schützenvereins der Polizei wurde er von den Damen immer als erster aufgefordert. Nadja lachte dann und fand es angenehm, daß ihr Mann so beliebt war bei der

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