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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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oft dazu, vor der Polizei ihre gesamte Familiengeschichte aufzurollen, wenn sie nur eine einfache Frage gestellt bekommen. Solchen hundemäßigen Eifer, dem Gesetz zu dienen, schätzen wir natürlich besonders.
    »Sandra hat internationale Erfahrungen in der Zeitschriften- und Verlagsbranche gesammelt, und als sie zurückkam, habe ich sie mit offenen Armen empfangen. Wir beide sind der Verlag. Was wir nicht allein schaffen, lassen wir auf Honorarbasis erledigen.«
    »Übertreib doch nicht«, protestierte sie, allerdings ohne besonderen Nachdruck. »Es ist dein Verlag, und ich bin nur eine Angestellte.«
    »Noch, ja. Aber bald gehört dir die Hälfte, und wenn ich mich mit anderem beschäftigen will, kannst du ihn ganz übernehmen, wenn du willst.«
    Uns Novizen im Bücherdschungel erklärte er: »Ein kleiner Verlag wie dieser lebt, solange jemand mit ihm arbeiten will. Wenn du hundert Stunden in der Woche rackern kannst, ist es eine interessante Branche. Du brauchst nur ein wenig Glück und mußt mit Leidenschaft an die Sache herangehen.«
    »Und Rydberg?« fragte Simon.
    »Wer? Ach so, Anton Rydberg. Mein Vater und er haben den Verlag gegründet. Eine Woche darauf starb Rydberg, aber der Name ist geblieben. Klingt ja auch imposanter.«
    »Aha. Tja, was hast du uns denn nun über Karsten Lund zu erzählen?«
    Der Verleger kreuzte die Arme über der weißen Hemdbrust und sah uns aus halbgeschlossenen Augen wachsam an.
    »Vielleicht darf ich eine Gegenfrage stellen. Was meinen Sie, steckt hinter seinem Tod? Warum glauben Sie, daß er ermordet wurde?«
    Nach den Regeln der Polizeiarbeit waren für gewöhnlich wir es, die die Fragen stellten. Es macht uns krank, wenn wir aufgefordert werden zu antworten. Aber Simon beschloß, sich von der gemütlichen Seite zu zeigen.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß Lund Mitglied einer Gruppe von Teufelsanbetern gewesen ist. Es gibt in Europa heute viele solcher Sekten. Satan ist eine Kultfigur, wie ein Rockstar.«
    Kalster kratzte sich mit dem Zeigefinger nachdenklich die Schläfe.
    »Satan? Sicher kann da etwas dran sein, aber …«
    Plötzlich wurde er sehr ernst, und eine Art Feuer brach durch seine sonore Stimme: »In Wirklichkeit war alles ganz anders. Lund wurde getötet, weil er offenbar zuviel wußte über das gefährlichste, was derzeit in der Welt vor sich geht! Das schlimmste vom Schlimmen. Können Sie sich nicht denken, wovon ich spreche?«

Elftes Kapitel
    Er wartete darauf, daß wir uns äußerten, und wir, daß er sich erklären möge.
    Da wir offenbar schwerer von Begriff waren, als er geglaubt hatte, erlöste er uns mit einem einzigen Wort: »Neonazismus!«
    Der berühmte Groschen fiel, und Simon platzte heraus: »Wiedergänger! Diese Sorte also hat er damit gemeint.«
    »Den Gubben Loss gibt es demnach nicht, und es hat ihn nie gegeben«, konnte auch ich nicht länger an mich halten. »Für Viola ist der Zweite Weltkrieg nur mehr Geschichte. Lund beschwor sie, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, und er meinte damit unsere Zeit. Die Warnung vor Dämonen bezog sich auf die Neonazis. Und es ging nicht um einen Gubben Loss, sondern um Goebbels.«
    Wir schwiegen beide. Kalster zog einen blauen Aktenordner aus einem Regal. Gubben Loss, Goebbels. Was würde dieser Mann heute, in der Zeit der elektronischen Kommunikationsmittel, nicht alles anrichten können! Er war ja ein populistisches Genie seiner Zeit gewesen, und wenn er alle Ressourcen einer starken Nation zu seiner freien Verfügung gehabt hätte, würde er die gesamte Bevölkerung von der Wiege bis zum Grab in seinem Sinne beeinflußt haben. Da fragt man sich doch unwillkürlich, ob es in unseren Studios wirklich keine neuen Goebbels gibt, und ob nicht schon mehr Menschen manipuliert werden, als man ahnen kann.
    »Diesen Brief hier schickte mir Karsten Lund vor sechs Wochen«, sagte Kalster, nachdem er in dem Ordner geblättert hatte. »Soll ich laut vorlesen?«
    Simon nickte. Sandra Ryan ging wieder an ihre Arbeit am Computer. Wenn ich richtig gesehen hatte, schrieb sie Lieferscheine aus.
    Als alle Bücher eingegeben waren, drückte sie auf eine Taste, und das Maschinchen zeigte ihr die Aufstellung mit Preisen, Rabatten, Mehrwertsteuer und Rechnungsendbetrag am Monitor.
    Kein Wunder, daß wir Männer in mittleren Jahren uns mit unseren Erinnerungen an Rechenschieber und Multiplikationstabellen wie Dinosaurier vorkamen.
    »Also, dann lese ich vor. Den Anfang mit Namen und Adressen und so lasse ich weg.
    Ich

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