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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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einen Punkt. Ich sorge mich doch nur um meine Untergebenen. Myrna küßt mich sicher auf die Wange, und das darf sie auch. Solltest du jedoch auf dieselbe Idee kommen, knutsche ich gnadenlos zurück. Fräulein, Nüsse! Und bitte keine Kinderportionen!«
    Meine Situation begann, auf der privaten Ebene schwierig zu werden. Ich hatte Hiller für einen Freund gehalten, doch er war keiner. Mein bester Freund Simon war eng mit Hiller befreundet. Sie hielten zusammen – gegen mich, so empfand ich es. Änderte das etwas an meinem Verhältnis zu Simon? Ich mußte die Sache klären, um weiter auf meine Weise arbeiten – und leben – zu können.
    »Wenn ihr wollt«, sagte ich kurz. »Aber mit den Dienstvorschriften der schwedischen Polizei hat das meines Erachtens wenig zu tun.«
    Simon klopfte mir auf die Schulter und meinte großspurig: »Macht nichts, wir sind jetzt in den Händen einer höheren Macht namens Interpol. Wir bezahlen die Kollekte via Steuerbescheid. Rolle, du solltest doch wie kein anderer daran interessiert sein, daß wir den Auftraggebern der Massenmörder auf die Schliche kommen! Oder meinst du, wir sollten nur danebenstehen und zusehen?«
    Rhetorische Fragen müssen nicht beantwortet werden. Auch Hiller wollte mir auf die Schulter klopfen, doch er saß zu weit von mir entfernt, und ich kam ihm keinen Zentimeter entgegen.
    »Rolle … wenn ich dich so nennen darf …«
    »Wir haben beschlossen, daß wir Musketiere sind.«
    »Vergiß nicht, daß du in dieser Angelegenheit unersetzlich bist, und ich …«
    »Hiller, ich bin so verdammt unersetzlich, daß ich bald entsetzlich das Kotzen kriegen werde!«
     
    Am nächsten Morgen war in der Seele Montag, doch ich umarmte Elin, bis ich mich wie am Sonntag fühlte, und küßte Virena mit Samstagsglut. Draußen war es so ungemütlich wie ein Sauermilchsuppenessen in einem kaputten Zelt mit einem Mann, der einem neue Staubsauger aus alter DDR-Produktion verkaufen will. Was mir den Tag vermieste, war jedoch vor allem die Aufgabe, die mich erwartete. Schlimmer konnte es nicht werden. Dachte ich jedenfalls; doch es kam schlimmer. Ein leiser Pfiff lenkte meine Aufmerksamkeit auf einen wohlbekannten, im Ausland registrierten Citroen, der am Straßenrand geparkt war. Ein ebenso wohlbekanntes Gesicht grinste auf wohlbekannte Art, und ein wohlbekannter Finger lockte mich heran. Widerstrebend schlenderte ich zu dem Wagen, und er ließ die Scheibe herunter.
    »Steig ein, ich fahr dich hin.«
    Einladend öffnete er die Beifahrertür.
    »Ich brauche aber frische Luft.«
    »Wir können das Fenster aufmachen.«
    »Bewegung am frühen Morgen ist wichtig.«
    »Du kannst auf der Stelle treten. Ich bin nicht ohne Grund hier.«
    Ich verzog das Gesicht und stieg in das Auto. Langsam rollten wir die Pontonjärgatan bis zur St. Eriksgatan, fuhren dann zur Hantverkargatan hinauf und bogen nach rechts ab. Hiller versuchte, ein lockeres Gespräch in Gang zu bringen, doch ich verweigerte selbst das leiseste Grunzen, das er als Antwort hätte werten können. Lieber widmete ich mich lokalen Erinnerungen. Wenn mir auch Simons umfassende amouröse Erfahrungen fehlten – sogar ich hatte erotische Erlebnisse, an die ich mich gern erinnerte. In der Hausnummer zwölf wohnte ein Mädchen, in das ich schrecklich verknallt war, und wir hatten hinter einem Fliederbusch im Hof brennende Küsse getauscht. Ich war sechs Jahre alt gewesen, wirkte jedoch maskulin wie ein Siebenjähriger.
    »… oder was sagst du?«
    »Was?«
    »Zu dieser Theorie.«
    »Welcher Theorie?«
    »Hast du nicht zugehört?«
    »Nein. Aber sie ist sicher gut. Oder auch absolut unbrauchbar. Um des lieben Friedens Willen sage ich zu allem ja.«
    Er seufzte tief und schwer, wie es sich für einen Montag gehörte.
    »Kann ich dich eigentlich erreichen, Rolle?«
    »Roland bitte. Oder Hassel.«
    Er schrumpfte ein wenig hinter dem Lenkrad und sagte in hoffnungslosem Ton:
    »Sind wir wieder bei der Hassel-Masche? Gestern klang es noch anders.«
    »Neue Woche – alte Masche.«
    »Aha. Du willst offenbar, daß ich mich krümme wie ein Wurm und dir die Füße küsse. Aber nicht mit mir. Wenn du mit mir nur auf absolut dienstlicher Ebene verkehren willst, muß ich damit leben. Ich meine zwar nicht, daß ich das verdient habe, aber du mußt es ja am besten wissen.«
    Er hielt an der Polhemsgatan. Ganz mit mir zufrieden war ich nicht, aber das war nicht das erste Mal. Hiller war jetzt sichtlich um Distanz bemüht; er sprach betont kühl und

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