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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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beschränkte sich auf das Notwendigste. Auch damit war ich nicht zufrieden. Er reichte mir etwas, das aussah wie eine kleine Streichholzschachtel aus dunklem Holz.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Ein Aufnahmegerät, das durch die menschliche Stimme gesteuert wird. Das Format ist klein, doch die Leistung enorm. Es läuft völlig lautlos.«
    »Was soll ich damit?«
    »Wenn du bei Vontenius bist, versteckst du das Gerät irgendwo, zum Beispiel unterm Stuhl. Du ziehst einfach die Gummischicht an der Unterseite ab, und schon saugt sich der Apparat fest.«
    »Saugt sich fest?«
    Er nickte und demonstrierte mir die Handhabung. Ich wandte den Blick ab.
    »Unter einem Vorwand sprecht ihr morgen oder an einem anderen Tag noch einmal bei ihm vor. Du setzt dich auf denselben Stuhl, und während deine Begleitung das Gespräch führt, nimmst du das Gerät wieder ab. Du mußt nur leicht daran drehen, dann lösen sich die Saugnäpfe.«
    Auf der anderen Straßenseite erhob sich das kolossale Polizeigebäude, ein ganzes Viertel, eine Stadt in der Stadt, ein Staat im Staate. Dort drinnen wurden die ethischen Regeln festgelegt, nach denen sich Polizisten zu verhalten hatten. Von Abhörgeräten, die bei Leuten, die nicht einmal eines Verbrechens verdächtigt waren, unterm Stuhl angebracht werden sollten, war nie die Rede gewesen.
    »Was passiert, wenn ich entdeckt werde?«
    »Paß auf, daß du nicht entdeckt wirst.«
    »Für dich spielt es ja auch keine Rolle, aber ich würde in Unehren entlassen und müßte meinen Lebensunterhalt mit Ziehharmonikaspielen auf den Höfen verdienen, falls er mich anzeigt. Und er wäre verrückt, wenn er es nicht täte.«
    »Dann paß eben auf. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Du weißt, daß wir keine Straftaten provozieren und auch niemanden ohne Genehmigung abhören dürfen …«
    »Was bist du doch für ein edler Mensch! Massenmörder durften dein Telefon abhören, als du Odler gespielt hast, aber herauszufinden, mit wem wir es eigentlich zu tun haben, bist du dir zu fein. Dabei weißt du genau, daß die schwedische Polizei in Kürze sowohl Verbrechen provozieren als auch andere unkonventionelle Ermittlungsmethoden anwenden wird. Wir haben es heutzutage mit anderen Dimensionen des Verbrechens zu tun als zu der Zeit, als Männer mit Glacéhandschuhen und steifen Kragen die Dienstvorschriften verfaßten. Die Realität hat nichts mehr mit der reinherzigen Idealwelt der Gentlemen zu tun. Das können wir beklagen, aber wir können die Fakten nicht ignorieren.«
    Er nahm das Aufnahmegerät in die linke Hand. Mit der rechten faßte er vorsichtig nach der Oberkante meiner Jackentasche und zog daran, so daß sich die Öffnung vergrößerte.
    »Jetzt stecke ich den Apparat in deine Jacke, ohne deinen Körper mit meinen besudelten Händen zu berühren. Zwar habe ich das Gerät angefaßt, aber du kannst es ja desinfizieren. Du hast die Wahl. Wenn du mit meiner Gruppe zusammenarbeiten willst, installierst du es wie besprochen. Wenn du zu den Glacéhandschuhträgern gehörst, kannst du es wegwerfen oder deiner Tochter zum Spielen geben.«
    Er stieg aus, lief um den Wagen herum und öffnete mir die Tür.
    »Ich hoffe, du hast einen schönen Tag. Gegen Mittag soll es aufklaren.«
    Als ich ausgestiegen war, fuhr er wortlos ab. Unschlüssig folgte ich dem Wagen mit Blicken, bis er in die Parkgatan abbog. Ein mit Scham verwandtes Gefühl stieg in mir auf.
    Was die Debatte über unkonventionelle Fahndungsmethoden anging, hatte er recht. Die Zahl der Verteidiger eines strikten Befolgens der Vorschriften nahm kontinuierlich ab. Allzu oft hatten wir das Ziel erst als zweite erreicht und wie die Trottel herumgestanden. Es ging darum, die Integrität der Bürger zu wahren und dennoch neuen Erfahrungen gerecht zu werden, wie es andere Demokratien vorgemacht hatten. Kein Polizist – nun ja, jedenfalls sehr wenige – verspürte das geringste Bedürfnis, Schweden in einen Polizeistaat verwandelt zu sehen, doch andererseits wollte auch keiner, daß das Verbrechen regierte. Gut organisierte und straff geführte Banden drangen über die Grenzen ein und freuten sich über das, was Hiller Glacéhandschuhe genannt hatte. Das Bild der »Carla« im Todeskampf mischte sich in meine Gedanken. So viele Menschen, kaltblütig ermordet! Wenn Schweden an der Sache beteiligt waren …
     
    Eine Stunde später war die Gruppe zum ersten Morgengebet bei Simon versammelt. Das war eine Sitte, die er von Ruda übernommen hatte. Alte Fälle wurden

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