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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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erkannte ich sie wieder.

21.
    Eva und Hardy! Ich begriff nicht, warum mir plötzlich Tränen in die Augen traten. Diese beiden toten Menschen bedeuteten mir nichts, und doch … Sie waren noch verdammt jung gewesen, und sie hatte ihren Hadde so gemocht. Jemand hatte sie für Geld fertiggemacht, ohne Erbarmen zu Tode gefoltert. Dieser Jemand mußte Saxo gewesen sein.
    Von weit her drangen Stimmen an mein Ohr. Ich kroch über den Boden und versteckte mich hinter einem der Sessel. Meine Hand umkrampfte die Pistole. Ich würde keine Sekunde zögern, sie zu benutzen. Bei der ersten verdächtigen Bewegung bekam er eine Kugel verpaßt; bei Typen wie ihm durfte man kein Risiko eingehen. Die Stimmen näherten sich. Ich erkannte Saxo an seiner Sprechweise, an den simplen, kurzen Sätzen. Ein Mann, der nie ein Buch gelesen, nie einen längeren gesprochenen Beitrag im Radio gehört hatte, konnte sich nicht anders ausdrücken; seine Sprache ähnelte dem Grunzen eines Neandertalers. Die andere Stimme war sicherer, verfügte über einen größeren Wortschatz und war es gewohnt, Befehle zu geben.
    »Die Leichen dürfen natürlich nicht gefunden werden.«
    »Klar.«
    »Das kam mir ungelegen. Ich war nicht darauf vorbereitet, aber ich bin anpassungsfähig. Na, du hast dein Geld verdient. Willst du es jetzt gleich haben?«
    »Ja.«
    »Wir können damit auch warten, bis …«
    »Jetzt gleich.«
    »Wie du willst. Was ich von dem Mädchen wissen wollte, habe ich ja erfahren. Er war zäher, aber das war dumm von ihm. Zwanzigtausend hatten wir vereinbart, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Halt die Hand auf und zähle mit. Eins, zwei, drei …«
    Ich spähte um die Ecke. Das war keinesfalls riskant, denn wenn zwei von dieser Sorte mit Geld hantieren, pflegen sie sich voll auf die Scheine zu konzentrieren. Sverre Aberg war ein kurzgewachsener, fetter, tadellos gekleideter Mann – dunkler Anzug, weißes Hemd, Seidenschlips. Das ölig glänzende schwarze Haar trug er in der Mitte gescheitelt, und unter der stumpfen Nase hatte er einen zahnbürstenähnlichen Schnurrbart gezüchtet. Die Augen waren verschleiert, Strähnen hingen ihm wie ein Vorhang ins Gesicht. Seine mädchenhaft zarte weiße Hand überreichte die Scheine betont langsam, damit Saxo ihm keinen Betrug vorwerfen konnte. Ich holte tief Luft und umklammerte den Pistolenkolben noch fester. Dann erhob ich mich und richtete die Waffe auf die beiden. Sie bemerkten mich nicht einmal, so hatten die Tausender sie verhext.
    »Hände hoch und keine Bewegung!«
    Meine Stimme überschlug sich, aber das spielte keine Rolle. Die Männer erstarrten auf eine fast komische Art und starrten mich an, als wäre ich ein Phantom aus einer anderen Dimension.
    »Los, hoch mit den Flossen, aber ein bißchen plötzlich!«
    Saxo begriff zuerst, daß ich aus Fleisch und Blut war. Er drehte die Hand, so daß die Scheine zu Boden segelten, und machte eine schnelle und routinierte Geste in Richtung Jackett. Ich drückte ab, und die Kugel erwischte ihn am linken Arm. Er fluchte und preßte die rechte Hand auf die Wunde, die der Streifschuß hinterlassen hatte. Aberg stand mit aufgerissenem Mund reglos da. In wenigen Sekunden hatte sich sein ganzes Dasein verändert, und er konnte es nicht begreifen.
    »Nächstes Mal ziele ich genauer«, drohte ich. »Hoch mit den Händen!«
    Saxo blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. Er kannte die Regeln. Momentan war er unterlegen, aber das konnte sich ändern. K.o. war er noch lange nicht. Abergs Arme hoben sich langsam, als schwebten sie an Luftballons. Er bewegte den Mund, doch wie bei einem Fisch auf dem Trockenen drang kein Ton heraus.
    »An die Wand!« kommandierte ich. »Hände überm Kopf aufstützen und Beine auseinander!«
    Saxo kam meiner Aufforderung sofort nach, während Aberg einen Knuff brauchte, den ich ihm gern verabreichte. Wie im Traum taumelte er unschlüssig zur Wand und lehnte sich dagegen. Als ich Saxo nach Waffen abtastete, versuchte er trotz der schlechten Balance nach mir zu treten. Zum Dank zog ich ihm den Pistolenkolben mit aller Kraft über den Schädel, so daß er zu Boden sank. Er schien bewußtlos zu sein, doch sicherheitshalber drückte ich ihm die Mündung der Waffe ins Genick, als ich ihm einen amerikanischen Revolver und ein Stilett abnahm.
    Ich rief im Polizeigebäude an und bekam Simon an den Apparat. Als er meinen kurzen Bericht gehört hatte, versprach er, die Wagen sofort loszuschicken; ich sollte nur warten. Leider schlief Saxo weiterhin

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