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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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den Schlaf des Schuldigen und lieferte mir keinen Vorwand, ihn nochmals körperlich zu züchtigen. Aberg fing plötzlich zu heulen an. Das war nicht rührend, sondern ekelhaft – der Mann weinte nicht, weil er sein Leben verpfuscht, sondern weil ich ihn erwischt hatte. Ich ahnte, was nun folgen sollte: der Versuch, sich freizukaufen.
    »Kannst … kannst du mich nicht laufen lassen? Verdammt … ich war es nicht, der … er war es … ich habe sie nicht angefaßt …«
    »Halt’s Maul!«
    »Du kannst eine Menge Geld verdienen … hunderttausend cash …«
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Fresse halten? Kein Wort mehr!«
    »Zweihunderttausend … dreihundert … nur, damit ich aus der Sache rauskomme … Saxo ist verrückt … konnte ihn nicht stoppen … du kannst vierhunderttausend bekommen, in Scheinen, die sich nicht verfolgen lassen …«
    Ich ging zu ihm und verpaßte ihm eine Ohrfeige, die seinen Kopf wackeln ließ. Bestechung konnte ich mit gutem oder schlechtem Willen als Widerstand gegen die Staatsgewalt betrachten. Beim Anblick der massakrierten Körper mußte ich mich beherrschen, ihn nicht wie Saxo zu behandeln.
    Polizeiautos fuhren vor, Kollegen kümmerten sich um den schluchzenden Aberg und den immer noch bewußtlosen Saxo. Kurz darauf trafen weitere Wagen mit Kriminaltechnikern und Ärzten ein. Auch Simon fand sich ein. Wir setzten uns in die Halle und ließen die anderen ihre Arbeit machen. Mein Chef und bester Freund erwartete einen vollständigen Bericht, und er bekam ihn von mir. Da er über ein phänomenales Gedächtnis verfügte, konnte er sich schriftliche Aufzeichnungen sparen. Ich erzählte ihm auch von meiner ersten Begegnung mit Eva und Hardy in Odlers Wohnung in Norsborg.
    »Beide waren drogensüchtig, aber sie wollten aussteigen. Vielleicht haben sie als Zwischenhändler gearbeitet und das Geld nicht herausgerückt? Oder für eine konkurrierende Bande?«
    »Was glaubst du, welche Rolle Aberg gespielt hat?«
    »Er stinkt nach Rauschgifthändler. Wahrscheinlich hat er die jungen Leute hergelockt, wo sie Saxo erwartete. Er erwähnte, daß Saxo das Mädchen gefoltert hat, vermutlich mit dem Skalpell, um eine Information zu bekommen. Frage ihn danach, aber erspare mir die Antwort. Ich will absolut nichts mehr über Sverre Aberg hören.«
    »Du wirst vor Gericht als Zeuge auftreten müssen.«
    »Wenn er noch so lange lebt. Vielleicht ist er bis dahin in Tränen und Selbstmitleid ersoffen.«
    »Wie geht es dir?«
    »Warum fragst du?«
    Er zuckte die massigen Schultern.
    »Ich frage einfach, wie du dich fühlst. Ich zum Beispiel bin leicht erkältet, habe aber keinen Schnupfen. Ansonsten geht’s mir wie immer.«
    Wie fühlte ich mich? Wie ging es mir? Nicht anders als sonst. Die Kohlensäure sprudelte, und in meinem Kopf herrschte akute Explosionsgefahr. Nicht einmal die Tatsache, daß ich Saxo bewußtlos schlagen durfte, hatte mir Erleichterung verschafft. Doch mir war nicht danach, mich vor Simon zu offenbaren.
    »Ist hier alles klar? Können wir in die Stadt zurück?«
    »Du mußt einen ausführlichen Bericht schreiben. Ich fahre in deinem Wagen mit, dann können wir uns unterwegs unterhalten.«
    Das Getriebe mußte auf dem Weg nach Stockholm neue Bewährungsproben überstehen. Simon allerdings erschien das Knirschen und Krachen als normal; man mußte schließlich hören, daß die Maschine funktionierte. Wir waren beide in Gedanken versunken, so daß zunächst kein Gespräch in Gang kam. Ich hatte Pflichten zu Hause, mußte bewundern, was Elin beim Topfschlagen gewonnen, und hören, welches neue Lied sie gelernt hatte. Wesentliche Dinge. Gewiß hatte ich die Leichen eines Doppelmordes entdeckt, hatte auf den Mörder geschossen und ihn niedergeschlagen, doch das war ein anderer Sektor. Mein Privatleben gehörte mir ganz allein, Mörder oder Drogenhändler hatten keinen Zutritt.
    »Formell war Sune im Recht«, seufzte Simon. »Wir können ihm kein Dienstvergehen nachweisen.«
    »Sune geht mich nichts mehr an.«
    »Du hättest so einen gefährlichen Job nicht allein machen dürfen. Im Prinzip hast du gegen die Vorschriften verstoßen.«
    »Auch das interessiert mich nicht mehr.«
    Er warf mir einen Seitenblick zu und machte eine unbestimmte Geste.
    »Rolle, du kannst auch gleich rauslassen, was du morgen früh sagen wolltest. Ich vermute, daß es keine guten Nachrichten sind.«
    Simon war der letzte, den ich kränken wollte. Wir pflegten Klartext zu reden, aber er mußte meine

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