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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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empfindet man das als unbehaglich. Das Gesicht darf nicht so nahe kommen, daß wir den Atem des anderen spüren.
    »Natürlich weißt du den Namen. Nenne ihn mir jetzt! Wie heißt der Mann?«
    »Kenne ihn nicht.«
    Simon schob den Stuhl noch einige Zentimeter näher heran, so daß sich ihre Knie berührten. Als er sich vorbeugte, stieß er mit der Nase fast gegen Saxos.
    »Den Namen! Je schneller du ihn nennst, desto eher können wir über anderes reden. Wie heißt er?«
    »Weiß nicht.«
    »Den Namen! Streng dich an!«
    »Weiß gar nichts.«
    Die Minuten dehnten sich zu Viertelstunden, halben Stunden, Stunden. Die Stimme aus dem Apparat wiederholte stets dieselben Worte, und Simon schob sich immer näher an Saxo heran. Der konnte sich nur noch mit den Augen wehren, doch Simon starrte ihn so durchdringend an, daß ihm schließlich gar keine persönliche Sphäre mehr blieb. Er war im Nachteil und haßte es, machtlos zu sein. Simon ließ sich nicht abwehren; er bedrängte Saxo, er rückte ihm so nahe, daß er ihn hätte ins Ohr beißen können. Immer wieder dieselbe Frage: Wer ist der Mann, der vom Band spricht? Saxo brach zusammen, weil er sein persönliches Revier und damit jegliche Bewegungsfreiheit verloren hatte. Normale Verhöre überstand er ohne Probleme, denn der Tisch zwischen ihm und dem Vernehmungsleiter bot ihm ein Kampffeld. Nun aber war er hilflos und trachtete danach, die Situation zu beenden. Nach drei Stunden und vierzig Minuten unbeirrten Fragens antwortete er plötzlich im selben mürrischen Ton:
    »Intell.«
    »Tüchtig, Saxo, und welchen Vornamen hat Intell?«
    »Bill.«
    »Hält er sich in Stockholm auf?«
    »Ja.«
    Simon zog seinen Stuhl zurück und meinte herzlich:
    »Jetzt haben wir uns beide eine kräftige Mahlzeit verdient. Rolle, würdest du den Wächtern sagen, daß unser Gast ein Entrecote provencale bekommt? Oder was es gerade gibt.«
    Ein Weilchen später saßen wir in seinem Büro, und ich gratulierte ihm ehrlichen Herzens.
    »Feine Arbeit, Simon.«
    »Ich glaube, er wird langsam alt«, antwortete er nachdenklich. »Letztes Mal mußte ich ihn fast fünf Stunden bearbeiten, bis er das Handtuch warf. Kümmerst du dich um Intell? Sprich mit Rolf. Wenn er nicht registriert ist, kannst du dich ja locker mit ihm unterhalten. Fühl ihm auf den Zahn. Aber erst essen wir. Ich bin leer wie eine Trommel und habe bestimmt zehn Kilo abgenommen. Das kann lebensgefährlich sein.«
    Wir aßen in der Kantine, und ich gönnte Simon die Riesenportion, die er auf seinen Teller gehäuft hatte. Er war die elf Kartoffeln und drei Koteletts wert. Ich schlug vor, Hiller über die neue Entwicklung zu informieren, und Simon pflichtete mir bei. Das war etwas für Interpol.
    Da er das Essen noch in aller Ruhe mit Kaffee und Kuchen beschließen wollte, verließ ich ihn, um Hiller anzurufen. Er hatte gerade zu tun, wollte mich aber später treffen. Öhman kam herein und teilte mit, daß er keinen Bill Intell kannte. Nur ein einziger Intell tauchte auf, ein W. Intell in der Wittstocksgatan.
    »W könnte für William stehen; daraus wird für gewöhnlich Bill.«
    Der Wagen stand in der Garage, und ich beschloß, mit der U-Bahn bis zum Karlaplan zu fahren. Es ist eine großbürgerliche Gegend; hierher zogen nach der Jahrhundertwende Leute, die wert darauf legten, zu den Kreisen gezählt zu werden, die sich ein Dienstmädchen leisten konnten, das sonntags das Silber putzte. Die Wohnungen pflegten eine Fensterfront nach der Straße, einen Serviergang sowie Küche und Mädchenkammer zum Hof hin zu haben. Die hinteren Räume waren meistens so dunkel, daß der Eindruck entstand, man gönne dem Personal nicht, über das gleiche Licht wie die Herrschaft zu verfügen.
    Aber auch romantische Reminiszenzen an die schwedische Großmachtszeit kann man beobachten. Die Schlachten von Lützen, Breitenfeld und Wittstock wurden mit eigenen Straßen geehrt, und auch Heerführer wie Banér und Dahlberg hatte man nicht vergessen. Die Viertel heißen bezeichnenderweise Trommler, Fähnrich, Reiter, Musketier und Furier. Hierher zogen sicher gern Offiziere mit steifen Rücken, Monokeln und der unerschütterlichen Überzeugung, daß der beste Freund des Menschen das Pferd ist und Zivilisten einer minderwertigen Rasse angehören.
    Die Wittstocksgatan ändert in der Mitte die Richtung. An diesem Knick ist ein kleiner dreieckiger Platz entstanden, von dem auch die Lützengatan abgeht. Die Nummer sechs war ein rosa verputztes siebenstöckiges

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