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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Eckhaus mit französischen Fenstern. Ganz oben war es einem glücklichen Mieter gelungen, mit seiner Dachwohnung einen großen Altan zu ergattern. Jemand belud gerade einen Pickup mit Gerümpel und hatte die Eingangstür festgeklemmt. So gelangte ich problemlos in das fein dekorierte Treppenhaus. Der Entrümpler hatte den Fahrstuhl in Beschlag genommen. Ich stampfte die Treppen hinauf, bis ich die Etage erreicht hatte, in der Intell hausen sollte.
    An der Tür war ein ovales Messingschild befestigt: »W. Intell«. Darunter hing ein ähnliches Schild, auf dem »Intell Group AB« stand. An der Tür waren zwei Klingeln, eine für die Privatperson, eine für die Aktiengesellschaft. Ich läutete bei der Firma. Ein etwa fünfundzwanzig Jahre alter Mann öffnete und starrte mich an, als würde ich von der Heilsarmee kommen.
    »Worum geht es?«
    Die Natur hatte ihm in ihrer Zerstreutheit den scharfen Blick eines Adlers verliehen, aber es war eine Fehllieferung gewesen, die beim Konsumentenschutz nicht durchgekommen wäre, denn die Stimme und der Rest paßten eher zu einem Truthahn. Bei seiner Körperfülle war ein Sich-in-die-Lüfte-schwingen einfach unmöglich.
    »Bist du Bill?« erkundigte ich mich.
    »Nein. Er ist ausgegangen. Du mußt wiederkommen.«
    »Wann wird er zurückerwartet?«
    »In einer Stunde, aber …«
    »Ich warte.«
    Mein entschlossener Schritt vorwärts ließ ihn zur Seite treten. Er mochte mich offenbar nicht, aber damit konnte ich leben. Die Wohnung war eine Erinnerung an die Zeit, da Größe hoch im Kurs stand.
    »Wer bist du?« fragte der junge Mann.
    »Und wer bist du?« konterte ich.
    »Ridenmann, Erland Ridenmann. Ich bin Bills Geschäftspartner. Was willst du von ihm?«
    »Ridenmann?« wiederholte ich verwundert. »Bist du mit Paul Ridenmann verwandt?«
    »Er ist mein Vater.«
    Noch eine stinkreiche Person. Paul Ridenmann war in den Abendzeitungen stets dabei, wenn die Reichsten des Landes aufgelistet wurden. Er gehörte zu den Vermögendsten, bezahlte jedoch die geringsten Steuern. Wenn ich mich richtig erinnerte, machte er Geschäfte mit Immobilien; Fabriken, Bürohäuser, Werkhallen und ähnlichem.
    »Ist es geschäftlich?« erkundigte er sich mit Truthahnstimme.
    »Natürlich.«
    Er raufte sich einen Haarschopf, der schon dünner zu werden begann. Bald würde er nur noch über eine Glatze und schöne Erinnerungen verfügen.
    »Kannst du nicht mit mir reden? Ich bin mit den meisten Vorgängen vertraut.«
    »Sorry, Junge, wenn ich Bill sage, dann meine ich Bill. Laß dich nicht von deinen Geschäften abhalten. Zeig mir einen Sessel, gib mir eine Zeitung, und schon bin ich zufrieden.«
    Ich trat betont sicher auf. Er mußte glauben, daß ich Grund für dieses Auftreten hatte, und das machte ihn unsicher. Frechheit siegt, diese Weisheit schien sich wieder einmal zu bestätigen. Schwach wies er auf eine Sitzgruppe mit Bücherregal und Zeitungsständer, die in einiger Entfernung im Gang stand.
    »Bitte sehr.«
    In einem Zimmer klingelte ein Telefon. Er entschuldigte sich, und ich entließ ihn gnädig. Während Ridenmann zum Apparat galoppierte, schlenderte ich zu dem Sofa. Die Wohnung war nach und nach in ein Büro verwandelt worden, hatte aber trotz aller diesbezüglicher Anstrengungen ihren Charakter noch nicht ganz verloren. Ich kam an einem Raum vorbei, in dem sich offenbar Intells Arbeitsplatz befand. Es gab einen großen Schreibtisch aus Mahagoni, einen Seitentisch mit Kopiergerät und Fax, einen Arbeitstisch mit Computer und …
    Fax? Ich erinnerte mich an die Bandaufnahme. Im Hintergrund hörte ich Ridenmann herumquasseln. Ich huschte in das Arbeitszimmer und blätterte in dem Stapel der empfangenen Dokumente in der Ablage neben dem Faxgerät. Ganz oben standen wie üblich die Absender. Schon beim dritten Blatt wurde ich fündig. Dort stand in deutlichen Buchstaben: Lecta Finans AB. Der Text lautete: »Treffen mit T. Raum 427 im Hilton, Singapur, bis Montag.«

22.
    Schnell faltete ich das Fax und steckte es in die Innentasche. Ridenmann schnatterte immer noch am Telefon, so daß ich auch die anderen Dokumente in aller Eile durchsehen konnte. Da ich aber nicht entscheiden konnte, welche wirklich von Interesse waren, schlich ich mich lieber wieder hinaus und setzte mich, in einem Wirtschaftsmagazin blätternd, auf das Sofa. Aha, ABB hatte fünf Punkte zugelegt. Warum hatte ich dort keine Million Aktien? Das wäre in einer Woche ein schöner Gewinn gewesen.
    Die Wohnungstür öffnete sich, und

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