Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
nach Singapur, aber dort hält man sich ja nicht gern lange auf.«
    Er kratzte sich die Wange und wußte noch weniger, was er mit mir anfangen sollte. Ich war eindeutig eingeweiht, und da man ihm im Gegensatz zu mir nicht mitgeteilt hatte, wo sich Tolly aufhielt, mußte ich über einigen Einfluß verfügen.
    »Warum sehen Sie aus wie irgendein Rowdy von der Straße?« fragte er pikiert.
    »Ein Mann von der Straße ist immer inkognito. Außerdem gehöre ich zu denen, die möglichst keine Aufmerksamkeit erregen wollen. Das müßte dir eigentlich klar sein.«
    Ich wußte, daß ich nicht wie ein Jetsetter oder ein Topmanager aussah, aber mußte er mich gleich Rowdy nennen? Außerdem war ich nicht bewaffnet. Es wäre auch nicht angebracht gewesen. Eine Pistole unter der Kleidung ahnt man unter Umständen, oder sie kann sichtbar werden, wenn sich die Jacke zufällig öffnet.
    Nachdenklich fügte ich hinzu:
    »Obwohl, du bist ja noch so jung und hast vielleicht noch keine Erfahrungen. Als ich in deinem Alter war … na laß mal, die kommen mit den Jahren.«
    Nichts mußte ihn mehr reizen als solche Sprüche. Seine grauen Wangen röteten sich, und die schmalen Lippen preßten sich aufeinander wie eine zugeschnappte Rattenfalle.
    »Kommen Sie zur Sache!« kreischte er.
    »Ja, mein Freund, alle wichtigen Sachen drehen sich um Geld.«
    »Ich investiere nicht in die Projekte von Unbekannten.«
    »Es verhält sich auch umgekehrt. Ich will investieren, und die hinter mir stehen noch viel mehr.«
    Diese unerwartete Wendung machte ihn nachdenklich. Wenn ringgeschmückte Finger mit dicken Brieftaschen winkten, war er zum Handschlag bereit. Er hatte gemeckert, gekeift und gekreischt, jetzt äußerte er sich kurz und knapp:
    »Ich höre.«
    »Du kannst mich übrigens J.P. nennen, wie alle guten Freunde.«
    Kurz zuvor hatte ich über den alten New Yorker Finanzmagnaten Morgan – Öl, Eisenbahnen, Banken – gelesen, der J.P. mit Vornamen hieß. Er war tot und konnte nichts dagegen tun, daß ich mir seinen Namen borgte. Ich sagte nicht Jot Peh, sondern Dschej Pieh. Wenn schon denn schon, R. Hassel machte keine halben Sachen.
    »Na, J. P?«
    Er legte die Fingerspitzen aneinander und hob effektvoll die Augenbrauen.
    »Wir wollen uns an der Black Circle Limited beteiligen.«
    »Wie bitte?«
    »Mit Black Circle meine ich die ganzen Reedereigeschäfte. Was kostet ein Posten von, sagen wir, zehn bis fünfundzwanzig Prozent?«
    Er starrte mich aus blanken blauen Augen an.
    »Was sollte ich über irgendeinen Black Circle wissen?«
    »Nun, die ›Carla‹ wirft ordentlich Geld ab. Kompliment für den gelungenen Coup. Wir fordern keinen Einfluß, sondern lediglich eine Gewinnbeteiligung für investiertes Kapital.«
    Ich lächelte nicht mehr so schief und ließ ihn glauben, daß ich ihn als ebenbürtigen Partner anerkannte.
    »Wir wissen, daß du mit der Black Circle Limted gute Geschäfte gemacht hast. Die sieben Weltmeere stehen Männern mit Initiative und Durchsetzungsvermögen offen. Natürlich bestimmst du nicht selbst, aber du hast Einfluß. Rede mit deinen Leuten und nenne uns ein Angebot.«
    Ich spürte, daß ich genau richtig vorgegangen war. Jetzt vertraute er mir. Er sollte mir einen großen Gefallen tun, doch ich war nicht vor ihm gekrochen, sondern geradezu unverschämt aufgetreten. Hätte ich geblufft, wäre ich von Anfang an unterwürfig gewesen – so lautete seine Logik. In seinen Kreisen war Unverschämtheit wenn auch kein Beweis für, so doch ein Zeichen von Ehrlichkeit. Weiterhin hatte ich deutlich gemacht, daß ich über Insiderwissen verfügte. Ich kannte Tolly und seinen Aufenthaltsort; ich wußte von der »Carla« und Black Circle. Das ließ mich als möglichen Geschäftspartner erscheinen. Ich hatte ihn gereizt, nun konnte er es mir heimzahlen. Das alles war von seinem Gesicht abzulesen, obwohl er sicher glaubte, seine Züge perfekt unter Kontrolle zu haben.
    »Soweit ich weiß, stehen keine Posten zum Verkauf«, meinte er arrogant, zog das Insignium der Macht, eine spazierstocklange Zigarre, hervor und steckte es sich in den Mund.
    »Alles ist eine Frage des Geldes.«
    Er stieß eine schicksalsschwangere Rauchwolke aus.
    »Wir werden sehen. Ich verspreche nichts. Man kann darüber diskutieren.«
    »Bitte, nur zu!«
    »Alle eventuellen Verträge laufen über mich.«
    »Sure thing. Wann höre ich von dir?«
    Er konnte die Zigarre kaum zwischen Daumen und Zeigefinger halten, doch er fuchtelte mit ihr herum wie mit einem

Weitere Kostenlose Bücher