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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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wie ab, Elin und ich. Ich bin innerlich wie Gelee … schon lange … ich kann nicht mehr …«
    Für besondere Anlässe stand immer eine Flasche Wodka in Schrank. Ich goß ihr ein Wasserglas voll; sie trank es in einem Zug aus. Ein deutlicher Hinweis, daß sie dem totalen Zusammenbruch nahe war, aber sie wurde wenigstens etwas ruhiger.
    »Roland, ich habe mit der Schule gesprochen. Elin bekommt frei, wenn ich mit ihr übe. Im Krankenhaus habe ich Bescheid gesagt. Gott im Himmel …«
    »Wann geht der Zug nach Norrland?«
    »Nein, nein, meine Schwester ist krank, wir können nicht nach Kramfors fahren. Das Reisebüro hatte noch ein paar Tickets für die Kanarischen Inseln. San Augustin heißt der Ort; irgendein Hotel für drei Wochen …«
    Sie stand auf und gab mir einen hastigen Kuß, aber ihr Blick flackerte. Sie war in der Küche und doch nicht anwesend.
    »Es ist nicht dein Fehler, Roland. Absolut nicht. Du verstehst mich, sag, daß du mich verstehst, du mußt mich verstehen!«
    Was blieb mir anderes übrig? Wenn sie auf Kungsholmen bliebe, wäre sie bald ein nervöses Wrack. Polizeiliche Überwachung Tag und Nacht, aber wie schützt man sich gegen Wahnsinnige? Dazu kam, daß sie sich weniger um sich selbst, sondern mehr um Elin Sorgen machte. Man kann ein Kind im schulpflichtigen Alter nicht in einen Panzerschrank einschließen. Vielleicht war eine Flucht auf die Kanaren für sie die beste Lösung, um das seelische Gleichgewicht wieder zu finden.
    Mitten in der Nacht kam ein Anruf, weil ich vergessen hatte, den Telefonstecker zu ziehen. Diesmal war es eine neue Stimme, ein offenbar angetrunkener Gentleman, der nuschelte, daß ich in der Hölle braten würde. Ich bat ihn, mir einen Platz zu reservieren, und legte auf. Am nächsten Morgen spielten wir Elin großes Theater vor. Die Schule habe die Erlaubnis gegeben, daß sie mit Mama an ein großes, schönes Meer fliegen und Ferien machen durfte. Lachend und scherzend fuhren wir zum Flugplatz Arlanda, doch Virenas Hand zitterte, und sie schaute immer wieder in den Rückspiegel. Erst als sie mit Elin in die Transithalle ging, sah ich, daß sie aufatmete. Ich hoffte, daß sich ihre Nerven in der kanarischen Sonne erholen würden.
    Mir blieben noch mehr Regen, Verdruß und eine Einsamkeit, die mich begreifen ließ, wie sich Menschen fühlen müssen, die gerade ihren Lebenspartner verloren haben. Vier Tage später rief Carl Hiller an und wollte sich mit mir treffen. Ich hätte auch zugestimmt, wenn der Teufel mich zu einem Geschäftsessen eingeladen hätte, um mit mir über die Schwefelpreise zu diskutieren, nur, um etwas Abwechslung zu haben. Hiller schlug vor, gemeinsam zu lunchen, und ich empfahl Gamla Bysis in der Hornsgatan. Dieses gemütliche Lokal war einst ein Schuldgefängnis gewesen; dort hatte Bellman gelegentlich gesessen und darauf gewartet, von seinen Freunden freigekauft zu werden. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie sich der Dichter gefühlt haben mußte und gelobte insgeheim, keine schlüpfrigen Anekdoten mehr über meinen Geistesbruder zu verbreiten. Hiller kannte Gamla Bysis.
    »Ich stamme aus Söder«, erklärte er. »Viertel vor zwölf, wenn es dir recht ist.«
    Ich rechnetet es ihm hoch an, daß er keinen kumpelhaften Ton angeschlagen hatte, sondern sachlich geblieben war. Es gibt Stimmen, die sich einem sofort einprägen und eine Vorstellung von der Persönlichkeit des jeweiligen Menschen vermitteln. Hillers Stimme war weich und melodisch, aber dennoch deutlich und bestimmt.
    Die Hornsgatan lädt zu einem Spaziergang ein. Hier ist die Zeit in vielerlei Hinsicht stehengeblieben; so hat ganz Stockholm früher ausgesehen, mit vielen kleinen Läden, die ein reichhaltiges Angebot an originellen Waren garantierten. Nirgendwo gibt es so viele Geschäfte mit Antiquitäten. Man steht davor und fragt sich: Wer mag so einen Plunder kaufen? Aber im nächsten Moment packt es einen, und man glaubt, ohne diese alte Vase oder jene Petroleumlampe nicht mehr leben zu können. In dieser unverfälschten Gegend gedeiht ein besonderer Menschenschlag, bodenständig und ungekünstelt. Wenn man sich trifft, grüßt man; das affektierte Gehabe der Leute gegenüber von Slussen wird belächelt.
    Bars, Kneipen, Restaurants und Pubs liegen dicht an dicht. Feinschmeckerlokale findet man selten; hier wird eine deftige Küche bevorzugt, und ein großes Bier kostet nicht viel. Wichtig ist das Zusammensein; es kann laut zugehen, aber immer herzlich.
    In dieser Straße sind die

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