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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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und dann den Glattbutt. Im Gegensatz zu dir würde ich gern ein gutes Bier trinken.«
    »Hier gibt es selbstgemachtes Schokoladenmousse als Dessert. Und ich mag Desserts.«
    »Ich nicht, und deshalb nehme ich, schon in Anbetracht meines Gewichts, Schokoladenmousse.«
    Wir grinsten uns an. Die Fronten waren geklärt, der richtige Ton gefunden. Kein höfliches Vorgeplänkel, kein Herumreden um den heißen Brei, wir konnten sofort zur Sache kommen.
    »Simon meinte, er hätte es sich anders überlegt und würde dir abraten, mit mir zu reden.«
    »Ach ja? Nun, ich war ein paar Tage in Wien. Wie kam er zu dieser Auffassung?«
    »Er hatte Angst, ich könnte ermordet werden.«
    Hiller nickte und schien sich überhaupt nicht zu wundern. Er gab die Bestellung auf. Als sich die Serviererin entfernt hatte, fragte er leichthin:
    »Hast du denn Angst um das liebe Leben?«
    »Eine selten idiotische Frage! Natürlich. Das Leben ist doch das schönste am Leben.«
    »Das sage ich auch immer. Ein Leben in Ruhe und Frieden ist die größte Gnade. Ich hasse Sylvester Stallone, vor allem als Rambo. Spielst du Schach?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht, aber es ist der Inbegriff eines sicheren Daseins. Tja, dann wird wohl nichts aus uns. Ein bißchen aufregender als Schach könnte es schon werden; nicht gleich Mord, aber … Magst du Wasser? Meere und Schiffe?«
    Das Bier kam, und wir nahmen ein paar Schlucke. Das war das richtige Leben, jeden Tag faulenzen und auch noch zum Essen eingeladen werden!
    »Mein Vater war Taxifahrer und eine Landratte. Also bin ich auch eine Landratte geworden. Meine maritimen Erlebnisse beschränken sich auf die Djurgardsfähre, ein paar Touren durch die Schären und einige Reisen mit der Vikinglinie, gemeinsam mit meiner Frau Virena. Es war schön an Bord und das Essen schmeckte, darüber hinaus weiß ich nichts. Schiffe werden mit Propellern angetrieben, nicht wahr? Oder schießt man sie mit dem Katapult übers Wasser?«
    Die Vorspeise wurde serviert, und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Mein Vater arbeitete als Maschinist für die Johnsonlinie. Er war unglaublich stolz auf die Reederei. So war das damals, man hielt zu seiner Reederei, bei jedem Wetter. Man konnte sich mit ihr identifizieren. Davon ist fast nichts geblieben. Die Identität ist weg, die Loyalität ebenso. Wie erging es deinem Vater?«
    »Lunge kaputt. Holzgas.«
    »Mein Papa fuhr mit seinem Schiff auf eine Mine. Bums, und es war aus. In bestimmten Gewässern trieben noch Jahre nach dem Krieg Minen. Aber ich bin sicher, daß er bis zuletzt stolz war, ein Johnson-Maschinist zu sein.«
    Leider konnte ich nicht behaupten, daß mein Vater sein Leben stolz in einem Chrysler ausgehaucht hatte, nachdem er mit einem schwimmenden Ford kollidiert war. Als seine Lungen versagten, wurde er vorzeitig in Rente geschickt, aber wenn wir durch die Stadt spazierten, war auch er stolz über den zuverlässigen Taxiverkehr.
    »Das Interesse für das Meer und die Handelsflotte habe ich geerbt«, fuhr Hiller fort. »Ich las Bücher über Schiffe und prägte mir ihr Aussehen und die Reedereizeichen an den Schornsteinen ein. Ich träumte von fernen Ländern. Aber dann wurde ich Polizist, und ich habe es nicht bereut. Mein Interesse für Schiffe habe ich behalten. Was schätzt du, wie viele Seeleute pro Jahr umkommen?«
    »Weiß nicht. Viele.«
    »Im Durchschnitt ein paar Tausend. In Jahren mit großen Katastrophen sind es bedeutend mehr.«
    »Estonia …«
    Er nickte ernst.
    »Estonia, zum Beispiel. Aber vergessen wir die schlimmen Einzelfälle, konzentrieren wir uns auf die Statistik für Angehörige der Handelsflotte. Ein paar Tausend sterben also pro Jahr, das wissen wir. Aber es gibt eine Dunkelziffer. Menschen, die nicht mitgezählt werden. Aber Menschen.«
    »Das Matrosenleben ist hart.«
    Der Glattbutt kam, weiß und fest im Fleisch, mit einer Soße, in die man gern Kartoffeln drückte. Jetzt war Schluß mit lustig. Bei dem Namen Estonia füllte sich mein Gehirn mit eiskaltem Wasser, in den Zellen stürmte es und die Schreie von Ertrinkenden fraßen sich durch das Trommelfell. Hiller fühlte offenbar dasselbe und bestellte noch zwei Bier. Zwei Flaschen zum Lunch! Wo sollte das noch hinführen? Andererseits war ich ja bereits so tief gesunken, daß es darauf nicht mehr ankam.
    »Das Meer kann ein treuer Diener, aber auch ein grausamer Herr sein, Roland. Wirst du Rolle genannt?«
    »Ja. Und du – Calle?«
    »Nein, Carl. Schiffe erleiden unter tragischen

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