Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
Nun, da ich mich entschieden hatte, wollte ich genauer wissen, was er und Interpol von mir erwarteten. Als Antwort auf meine Flut von Fragen zog er ein Bündel Papiere aus der Tasche und reichte sie mir.
    »Schau dir zuerst dieses Material an, die Grundlagen sozusagen. Morgen früh Verhör. Dann verpassen wir dir Johnny Odlers Identität. Bist du schon einmal in die Haut eines anderen geschlüpft?«
    »Ja, in Südfrankreich habe ich mal einen Amerikaner gemimt. Es funktionierte, aber nur, weil ich kaum ein Wort gesprochen habe.«
    »Den Einsilbigen gehört die Welt. Frei nach der Bergpredigt. Bist du ein Frühaufsteher? Kann ich um neun kommen? Frühstück bringe ich mit. Ein kontinentales, ich habe mich daran gewöhnt.«
    »Komm um neun und frühstücke kontinental.«
    Die Seiten waren eng beschrieben und enthielten Informationen über Schiffstypen, schwedische und englische Fachausdrücke, Berechnungsgrundlagen, Reedereigeschichte, Gesetzestexte, Flaggen, Routen, Frachten und andere Themen, die mich zu einem theoretischen Seebären machten. Ich las, bis ich im Sessel einschlief. Bereits in den frühen Morgenstunden saß ich wieder über den Papieren.
    Kurz vor acht Uhr morgens legte ich den Hörer wieder auf. Punkt acht rief Virena an; wir hatten uns auf diese Zeit geeinigt. Ihre Nerven schienen sich bereits ein wenig erholt zu haben. Sie erkundigte sich, ob es immer noch krankhafte Anrufe gab, ob der Apparat abgehört wurde und ob neue Briefe gekommen wären. Ich hätte lügen und behaupten können, daß das Gute gesiegt und das Böse in die Flucht geschlagen war, aber ich tat es nicht. Sie sollte das Gefühl haben, daß ihre Flucht mit Elin die richtige Entscheidung gewesen war.
    »Schade, daß du nicht mitkommen konntest«, sagte sie leise. »Sie hätten dich reisen lassen sollen.«
    »Nicht einmal in EU-Zeiten darf man ohne Paß nach Spanien.«
    »Ist der Alptraum nicht bald vorüber, damit du nachkommen kannst?«
    »Das liegt nicht in meiner Macht, sonst hätte ich die Verantwortlichen längst wachgerüttelt. Wie meisterst du deine Rolle als Lehrerin?« 
    Ich erfuhr, daß Elin den Privatunterricht ernst nahm, mehrmals am Tag lernte und bestimmt nicht sitzen bleiben würde. Weil Nachsaison war, gab es nicht viele Kinder in dem Ferienort, aber Elin hatte sich mit den Töchtern der Putzfrauen angefreundet, die noch nicht zur Schule gingen.
    »Sie kann schon mehrere spanische Sätze«, berichtete Virena stolz. »Moment, sie kommt gerade aus dem Bad. Elin, begrüße Papa mal auf spanisch.«
    Als ich ihre zarte Stimme hörte und wir ein paar spanische Grüße austauschten, wurde es mir vor Sehnsucht ganz warm ums Herz. Aber ich war ja nun Matrose, und wir Seemänner sind es gewöhnt, von der Familie getrennt zu sein.
    Um neun kam Hiller mit seinen Frühstückstüten. Bald brutzelten Spiegeleier mit Schinken in der Pfanne; er kochte starken Kaffee und tischte reichlich Wurst, Käse und verschiedene Sorten Brot auf. Der Inhalt meiner Speisekammer nahm sich dagegen äußerst bescheiden aus.
    »Jetzt kommt das Verhör«, verkündete er und tupfte sich mit einer Serviette die Mundwinkel. »Was heißt …«
    Er agierte wie ein echter Vernehmungsleiter und ließ mir zwischen den Fragen keine Zeit zum Nachdenken. Wenn ich versagte, warf er mir einen verletzten Blick zu, als hätte ich mich grob versündigt. Gegen elf konstatierte er:
    »Gar nicht schlecht. Ganz bildungsunfähig bist du nicht.«
    Merkwürdig, daß man im reiferen Alter für ein kleines Lob so dankbar ist. In jedem Mann steckt wohl noch ein Schuljunge.
    »Jetzt fahren wir zum Freihafen und schauen uns richtige Schiffe an; danach essen wir dort irgendwo zu Mittag.«
    Sein im Ausland registrierter Citroen stand in der Pontonjärgatan. Der Wagen war so bequem und luxuriös ausgestattet, daß ich beschloß, ein höherer Angestellter bei Interpol zu werden. Für die Stockholmer Kripo wäre das natürlich ein herber Verlust, aber die internationale Organisation konnte nur davon profitieren.
    Die Besuche waren vorbereitet und wir hatten keine Schwierigkeiten, an Bord der verschiedenen Schiffe zu kommen. Mit großer Sachkenntnis erklärte er der Landratte, was ein Schott und ein Hellegatt ist und fragte zugleich die englischen Bezeichnungen ab. Ich durfte die Küche sehen, die von den Eingeweihten Kombüse genannt wurde. Wenn der Plan funktionierte, würde ich dort zusammen mit dem Koch meine Mahlzeiten einnehmen. Schließlich inspizierten wir noch Messen und

Weitere Kostenlose Bücher