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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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haben keine Wahl. Unsere Kontrolleure in den Hafenstädten können höchstens fünfundzwanzig Prozent der Schiffe unter die Lupe nehmen, und die meiste Zeit brauchen sie für die Papiere. Doch viele der russischen Zertifikate sind gefälscht. Wir schlagen bei den russischen Behörden Alarm, aber die sind hilflos. Rußland ist ein Staat in ökonomischer und juristischer und administrativer und politischer und moralischer Auflösung.«
    Für Jelzin war das sicher nichts Neues, und mit den Versuchen der Russenmafia, gewaltsam in Schweden einzudringen, hatte ich persönlich üble Erfahrungen gemacht.
    »Aber was ist mit den Klassifikationsgesellschaften außerhalb der Staaten im Osten, gibt es da keine, auf die man sich verlassen kann? Sie müssen doch auf ihren Ruf achten, oder?«
    »Das sollte man meinen. Viele von ihnen sind durchaus seriös, zumindest wenn es um Schiffe geht, die nicht unter fremder Flagge fahren. Lloyds ist die allgemein bekannteste dieser Gesellschaften, aber auch Bureau Veritas, Norske Veritas, American Bureau und einige andere haben einen respektablen Ruf. Ein Inspektor untersucht das Schiff, klassifiziert es also, und wenn er zufrieden ist, stellt er ein Zertifikat aus, das bis zur nächsten Klassifikation gilt. Wenn man dieses in der Tasche hat, kann man Versicherungen abschließen. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, daß diese Gesellschaften in Konkurrenz zueinander stehen. Man urteilt nicht zu hart, weil man sonst von der betreffenden Reederei vielleicht keine Aufträge mehr erhält. Wenn es um ausgeflaggte Schiffe geht, die, wie man es auch ausdrückt, unter Billigflagge segeln, ist die Lage anders. Nicht immer, aber sehr oft.«
    »Sprechen wir von Schmiergeldern und Bestechungen?«
    »Die Klassifikationsgesellschaften haben Repräsentanten in verschiedenen Häfen. Nehmen wir an, ein Schiff legt an einem Kai in Riga oder in Polen an, um sich klassifizieren zu lassen. Der Repräsentant kommt an Bord und wird herzlich umarmt. Jetzt werden wir erst einmal ordentlich essen und trinken, oh ja, ein feines Schiff, wie beim letzten Mal, schreib auf, daß du zufrieden bist, und wir werden dich für deine Mühe bezahlen, darauf laß uns anstoßen, Prost! So läuft das, und die Leichenkiste wird als seetüchtiges Schiff registriert. Wenn sie sinkt, heißt es, die Mängel seien erst später aufgetreten. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage sparen viele Länder an den falschen Stellen, und so werden Überwachungen und Kontrollen eingeschränkt. Das feiern die Schlitzohren unter den Reedern, indem sie Champagner aus den silbernen Schuhen ihrer Geliebten schlürfen.«
    Da hatten wir es wieder, das alte Lied mit den vielen falschen Tönen. Man spart am falschen Ende, die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut, man schiebt die Probleme von einem Schreibtisch auf den anderen, keiner will wissen, keiner will hören, mit den Konsequenzen müssen andere fertig werden. Vom administrativen Gebrüll zum asthmatischen Schnaufen.
    »Die meisten Leute begreifen nicht, worum es beim Ausflaggen von Schiffen geht. Ich glaube nicht, daß du es richtig kapiert hast, deshalb will ich es dir an einem Beispiel erklären. Hast du einen Führerschein für Busse?«
    »Nein.«
    »Nehmen wir an, du hättest einen und würdest als Chauffeur arbeiten. Es gibt aber keine Jobs, und du wirst langsam verrückt. Da bietet man dir an, einen vollbesetzten Bus von Frankreich nach Italien zu fahren. Du freust dich und unterschreibst einen sehr oberflächlichen Vertrag mit einem Makler. Du erfährst, daß der Arbeitgeber BB Buss AB heißt und in Ruritanien sitzt.«
    »Klingt wie ein Operettenland.«
    »Ist es auch, und dein Lohn besteht darin, daß du hinterm Lenkrad singen darfst. Nun merkst du, daß schlechtes Wetter herrscht. Du nimmst Kontakt zum Makler auf und fragst, ob es nicht sicherer wäre, durch den Tunnel zu fahren, anstatt den Weg über die Alpen zu nehmen. Der Makler sagt, das wäre zu teuer; wenn du Angst hättest, würden tausend andere den Job gern übernehmen. Und du hast eine Frau und fünf Kinder zu versorgen. Also hältst du die Klappe und fährst los.«
    Ich nickte zustimmend und hielt die Klappe.
    »Mit dem proppenvollen Bus erreichst du den Alpenkamm; jetzt geht es bergab. Und du merkst, daß es höllisch glatt ist. Langsam fährst du die schmale, gewundene Straße hinunter. Plötzlich spürst du, daß die Bremse nicht funktioniert; vergeblich trittst du das Pedal bis zum Anschlag durch. Der Bus kommt ins

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