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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Schleudern. Und die Bremse hat versagt, weil der Inspekteur bei der jährlichen Kontrolle einen Tausender erhielt, damit er das Protokoll unterschreibt, ohne einen Blick auf das Fahrzeug zu werfen.«
    Ich erinnerte mich, daß es auch bei der schwedischen technischen Überwachung Fälle von Bestechung gegeben haben soll, aber meines Wissens war niemand in einem Prozeß verurteilt worden.
    »Du versuchst, mit dem Motor zu bremsen, aber das Getriebe geht kaputt. Es ist nicht gewartet worden. Der Bus rollt immer schneller bergab. Du rufst den beiden Reisebegleitern zu, sie sollen die Last so schnell wie möglich nach hinten verlagern, aber sie verstehen deine Sprache nicht und verschlimmern das Ganze nur. Du schreist, die Passagiere sollen abspringen; das sei die einzige Chance zu überleben. Aber sie wissen nicht wie, denn eine entsprechende Einweisung haben sie nicht erhalten. So hängt alles von dir ab. Der Bus schlingert, es geht um Leben oder Tod. Vor dir taucht eine scharfe Kurve auf, und du weißt, wenn du die nicht meisterst, dann rast du geradewegs in eine tausend Meter tiefe Schlucht.«
    Ich sah die Situation vor mir; ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
    »Gerade, als du das Lenkrad herumreißen willst, versagt auch noch die Lenkung. Sie ist immer nur provisorisch repariert worden und hält die Belastung nicht mehr aus. Und jetzt, jetzt, jetzt stürzt ihr in den Abgrund und seid alle, alle tot.«
    Nach kurzem Schweigen fuhr er in weniger dramatischem Ton fort:
    »Einige Tage später schickt ein von BB Buss AB in Ruritanien beauftragter Anwalt eine Schadensmeldung an die Versicherung. Schade um den Bus und die Leute, schluchz, schluchz, aber nun her mit dem Geld, damit wir eine neue Fuhre über die Alpen organisieren können. Merk dir diese Geschichte, wenn du jemandem erklären willst, wie das mit den Billigflaggen funktioniert. Eine Straße, vier Räder und ein Lenkrad, das begreifen die meisten.«
    Er hatte recht. Die meisten von uns haben auf Schiffen ein unangenehmes Gefühl, aber in Autos sind wir zu Hause.
    »Carl, kann es wieder zu so einer Katastrophe wie mit der Estonia kommen?«
    Er zögerte mit der Antwort, und ich verstand ihn. Wir hatten alle irgendeine Beziehung zu der Todesfähre gehabt, wir würden den Schock nie überwinden.
    »Die Estonia war eigentlich kein schlechtes Fahrzeug. Nach dem, was wir wissen, haben sich Offiziere und Mannschaft vorbildlich verhalten, als die Katastrophe eintraf. Ob sie abzuwenden gewesen wäre, möchte ich nicht erörtern. Aber die Estonia war einfach nicht dafür gebaut, so große und gefährliche Gewässer zu überqueren. Sie liefert ein Schulbeispiel für mangelnde Kommunikation zwischen Behörden. Man kontrolliert nicht, was man kontrollieren müßte, sondern geht nach der Praxis. Keiner übernimmt die Verantwortung; man schiebt sie sich gegenseitig zu. Wenn es in unserem bürokratischen Winkel der Welt so ist, warum sollte es da anderswo anders zugehen? Übrigens, kanntest du jemanden auf der Estonia?«
    »Unter den Opfern waren viele Polizisten. Einige von ihnen kannte ich.«
    Wieder schwieg er einen Moment, dann sagte er leise:
    »An Bord war eine junge Frau, um die ich trauere wie um eine Tochter. Sie war frisch verheiratet, mit einem anständigen Mann, und sie waren glücklich miteinander.«
    Langsam schüttelte Hiller den Kopf.
    »Für den, der stirbt, kommt der Tod schnell; Überlebenden erscheint er unbarmherzig langsam. Nun ja, so ist es eben. Global gesehen, geschehen Unglücksfälle dieser Größenordnung selten. Vor kurzem sank eine ausgeflaggte Riesenfähre vor der indischen Küste; viertausend Menschen ertranken. Um auf deine Frage zurückzukommen: Meinst du, in unseren Breiten?«
    »Ja. Hier ist alles noch etwas überschaubarer.«
    Er nickte.
    »Wenn ich ehrlich sein soll: Ich glaube, daß es weitere Katastrophen wie mit der Estonia geben wird. Vielleicht noch schlimmere. Es geht schließlich um Geld.«
     
    Ein neuer Bericht von den Kanarischen Inseln, und wieder wuchs die Sehnsucht. Ich schaute aus dem Fenster. In Stockholm hing der Nieselregen wie eine graue Decke vom düsteren Himmel; über den Kanaren dagegen strahlte die Sonne wie ein Haustürverkäufer von Electrolux. Elin war braun wie ein Pfefferkuchen, und sogar Virena hatte ein wenig Farbe abbekommen. Ich konnte lediglich mit ein paar langweiligen Nachrichten aus dem Großstadtleben aufwarten.
    »Die wollen unseren Kasten renovieren. Gestern war eine Mitteilung in der Post.

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