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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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was das Trinken angeht: Alles, was stärker ist als Wasser, ist verboten.«
    »Ich habe kein Geld, falls …«
    »Du brauchst nicht eine Krone. Essen wird dir im Flugzeug serviert. Wir sehen uns in Athen, aber ich werde die ganze Zeit ein Auge auf dich werfen.«
    »Kann man nicht mal ein Bierchen schlucken?« ließ ich Johnny maulen.
    »Du darfst dich totsaufen, wenn du willst, aber nicht, solange du für uns arbeitest. Von unseren Bedingungen gehen wir nicht ab. Hast du das verstanden?«
    »Okay, okay, nur Wasser. Verdammt, du hast ja an alles gedacht. Woher wußtest du, daß ich ja sagen würde?«
    Sein Lächeln war das schiefste, was ich gesehen hatte, seit die Wahldebatten im Fernsehen übertragen wurden.
    »Als ich erfuhr, daß du nach Hause kommst, bereitete ich alles vor. Hättest du denn nein gesagt?«
    »Na ja …«
    »Ein altes Sprichwort sagt, daß es keine Mauer gibt, die ein mit Gold beladener Esel nicht überwinden könnte. Ich habe ein paar Sachen für dich besorgen lassen; du findest sie auf dem Schiff. Happy flying!«
    Für ein geachtetes Mitglied der EU standen die Grenzen mehr oder weniger weit offen, und ein Paß war eher eine Art Souvenir. Mit SAS flog ich nach Paris. Ich saß irgendwo in der Affenklasse auf einem Mittelplatz, eingeklemmt zwischen einem riesigen Mann, der nur schlafen wollte und dessen Kopf immer wieder auf meiner Schulter landete, und einer Frau, die endlose Geschichten über begabte Enkelkinder zu erzählen hatte. Der Fraß, mit dem wir Affen gefüttert wurden, war geschmacklos und kalt, aber bei den kleinen Portionen fiel es kaum auf. Dazu gab es Mineralwasser.
    In Paris befolgte ich die Instruktionen. Ich wartete auf den Seesack, checkte aus und erhaschte einen kurzen Blick auf das französische Straßenleben, bevor ich als Reisender nach London auftrat. Ich konnte Leon nicht sehen, aber ich ahnte seinen Geist in meiner Nähe, sogar in der Toilette, und ich war in jeder Minute Johnny Odler, der zwar scharf auf ein Bier war, sich aber nicht getraute, die Abmachung zu brechen.
    Nach London flog ich mit Air France, hatte einen Fensterplatz und erhielt ein Tablett mit besserem und wärmerem Essen. Im Unterschied zu der skandinavischen Fluggesellschaft servierte man ein richtiges Dessert, das dem Gaumen schmeichelte. Wieder gab es Mineralwasser, aber diesmal wählte ich eine Sorte ohne Kohlensäure.
    Im gewaltigen Flughafengebäude von Heathrow verbrachte ich drei ereignislose Stunden damit, weitere Waren anzuschauen, die ich nicht haben wollte. Damit pflegt man sich für gewöhnlich zu trösten, wenn man kein Geld in der Tasche hat: Ich will, ich brauche die Dinge ja gar nicht. Leon war unsichtbar, aber wir atmeten dieselbe Luft, und die forderte unbedingten Gehorsam.
    Die letzte Strecke legte ich mit British Airways zurück. Ich saß am Gang und stellte mich schlafend, um der Konversation mit einem dänischen Geschäftsmann aus der Papierbranche zu entgehen. Er gehörte zu den ungemütlichen Dänen und plagte statt meiner den Passagier am Fenster. Es gab wahrhaftig eine kalte, jedoch geschmackvoll gewürzte Hähnchenkeule mit Bohnen und Erbsen, dazu einen Savarin und ein Stück Schokolade als Dessert. Das war einen Applaus wert. Als erfahrener Wassertrinker bestellte ich mir ein Seven up.
    Wir flogen über einer kompakten Wolkendecke, die sich, wie der Kapitän über Lautsprecher mitteilte, über ganz Europa erstreckte. Für Athen kündigte er dreizehn Grad an; regnen sollte es nicht. Als ich keine Lust mehr hatte, den Schlafenden zu spielen, blätterte ich in der Bordzeitung der Fluggesellschaft, doch die Gedanken im Kopf surrten wie Hornissen. Obwohl ich mich lange auf die Aufgabe vorbereitet hatte, war sie so überraschend auf mich zugekommen, daß ich mich mental noch nicht umstellen konnte. Ich zweifelte an meinen Fähigkeiten. Wie sollte ich einen Seebär spielen, wenn man mir die Landratte von weitem ansah? Die Chancen standen 1:1000 gegen mich. Wie konnte ich mich überreden lassen, bei dieser unmöglichen Maskerade mitzumachen? Mit offenen Augen ging ich der Enttarnung und anschließenden Exekution entgegen. Leon hatte vielleicht absichtlich ein falsches Schiff angegeben, vorsichtig, wie er war, und Hiller würde nie erfahren, wo ich letztendlich landete. Von dem Zeitpunkt an, da ich mit Leon die Wohnung verlassen hatte, war ich allein einem unbekannten Schicksal ausgeliefert; es bestand nicht die geringste Möglichkeit, mit Leuten in Kontakt zu kommen, denen etwas an

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