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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Meine Aufgabe war es, mich mit der Mannschaft anzufreunden und ihre Interessen zu teilen; ich durfte keinesfalls als Lakai des Kapitäns auftreten.
    »Danke für die Hilfe«, sagte ich. »Ich heiße Johnny und bin Steward.«
    »Marcos. Arbeite an der Maschine.«
    »Mein Bruder hieß Mark. Starb vor kurzem bei einem Autounfall. Alter Seemann, wie ich.«
    Er blieb in der Kabine, während ich meine Sachen auspackte und verstaute. Marcos schien herausfinden zu wollen, was der Neue für ein Vogel war. Ich mußte Johnny Odlers Scheu vor menschlichen Kontakten überwinden und mich auf ein Gespräch einlassen. Sein Englisch war gut; entweder war es seine Muttersprache oder er benutzte es täglich.
    »Wo hast du angemustert?«
    Ich wollte gerade Stockholm sagen, da fiel mir ein, daß das sicher der falsche Ort war. Warum sollte die Reederei einem gewöhnlichen Steward eine teuere Flugreise nach Piräus bezahlen?
    »In Piräus. Reine Glückssache. Gestern habe ich abgemustert, und schon heute bekam ich einen neuen Job.«
    »Warum hast du abgemustert?«
    »Das Schiff sollte klassifiziert und repariert werden. War ein mieser Kahn. Na, der hier scheint auch nicht viel besser zu sein.«
    Marcos zog eine bittere Grimasse.
    »Für uns gibt es keine anderen Schiffe. Wo kommst du her? Aus Deutschland?«
    »Nee, Schweden. Du weißt doch, mit den blonden Mädchen.«
    »Und du als Schwede gehst freiwillig auf ein Wrack wie dieses hier?«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Tja, war wohl nicht ganz nüchtern. Was solls, Heuer ist Heuer. Man hat Essen und eine Koje. Ich höre sowieso bald auf, bleibe an Land, Frau und Kinder und so. An Land findet man immer was.«
    Meine Art, den sorglosen Seemann zu spielen, der auf allen Weltmeeren zu Hause und glücklich ist, wenn er nur Seeluft atmet, schien ihn zu überzeugen, daß ich es wert war, in den Kreis der Kameraden aufgenommen zu werden. Er wurde ein wenig vertraulicher.
    »Kennst du London?«
    »War ein paarmal da, kann aber nicht behaupten, viel von der Stadt gesehen zu haben.«
    »Dort kann man Jobs kriegen. Ohne Papiere und so. In Hotels und Restaurants.«
    »Marcos, schwarz in einem Londoner Pub zu arbeiten, bedeutet viel Schufterei für wenig Geld. Reinste Sklaverei.«
    »Ja, aber die Chancen sind größer, irgendwann einmal etwas Ordentliches zu finden. Ich will auch heiraten und ein ruhigeres Leben führen.«
    Er machte eine lässige, aber freundliche Geste zum Abschied und ließ mich ungestört weiter auspacken. Die Kabine war klein und konnte Platzangst verursachen. Nach dem Schmutz zu urteilen, hatte man sie längere Zeit nicht belegt. Das Waschbecken zeigte Spuren früherer Benutzung, und als ich den Hahn aufdrehte, tröpfelte rostbraunes Wasser heraus. Der Spiegel war gesprungen, und ich schreckte zurück, als ich mein Ebenbild erblickte. Ich würde mich wohl nie an meinen Eierkopf gewöhnen können. Den dicken Schnauzer mochte ich ebensowenig, doch ich wußte, daß er mein für gewöhnlich glattrasiertes Gesicht entscheidend veränderte.
    Durch die Lektionen mit Hiller wußte ich, daß sich die Kombüse ganz hinten im Oberdeck befindet. Die Schiffsküche ist, wie auch die Messen, nie verschlossen. Auf einem Schiff wird rund um die Uhr gearbeitet, deshalb muß immer warmes Essen bereitstehen. Ich passierte die drei Messen, eine für die Offiziere und zwei für die Mannschaft, wobei eine den Decksleuten und eine den Maschinisten vorbehalten war. Leute, die ich traf, grüßte ich freundlich, indem ich ihnen zunickte oder die Hand hob. Einige nickten zurück, andere übersahen mich geflissentlich. Bald würden mich alle wie einen Bruder lieben. Oder sich wundern, wo der Schwede nach dem Pistolenschuß abgeblieben war. Ich gab mir wirklich Mühe, Johnny zu sein, aber der Hassel unter der Haut zitterte vor unterdrückter Angst wie eine an Land gespülte Qualle.
    Der Vorraum der Kombüse war dunkel. Der Fußboden schien zu leben. Kakerlaken huschten massenhaft umher und bildeten einen braunen Teppich. Durch meine Schritte zogen sie sich schnell in ihre Schlupfwinkel zurück. Ein Mann, der längst seine Pension genießen sollte, schaute auf und lächelte mich an, wobei sich die Runzeln in seinem Gesicht vertieften, so daß er wie eine verschrumpelte Rosine aussah.
    »Du mußt Johnny Odler sein.«
    »Mhm. Johnny Odler.«
    »Ich heiße Ramon Sunga, aber alle nennen mich Sunny. Bin Koch, seit ewigen Zeiten. Im Topf ist Hähnchen mit Curry. Eigenes Rezept.«
    Ich nahm mir einen Teller und aß

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