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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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abzuschütteln. Dann stieg ich die steile Treppe hinauf. Bei schwererem Wetter würde es mir schwerfallen, mich selbst in der Balance zu halten, geschweige denn das Tablett. Machec bat mich, das Geschirr hinzustellen und mich zu setzen. Seine Kajüte bestand aus einem Schlafraum, dessen Einrichtung auch schon bessere Tage gesehen hatte, die aber immer noch zeigte, wer der Herr an Bord war, einem Wohnraum, der gleichzeitig als Arbeitszimmer diente, einem Empfangsraum, dessen Möbel Eindruck bei Besuchern schinden sollten und einem eigenen Bad mit Toilette. Vielleicht zollte ihm auch das Wasser Respekt und floß weniger rostbraun aus dem Hahn.
    »Was ist dein erster Eindruck von dem Gesindel?« erkundigte er sich.
    »Es ist noch zu früh, etwas zu sagen.«
    »Aber ein bißchen hast du wohl schon aufgeschnappt, oder? Kommst du mit dem alten Aas in der Kombüse klar?«
    »Ja. Er glaubt, daß wir Freunde sind.«
    »Gut, gut. Wie sieht er die Lage? Köche haben immer und zu allem eine Meinung.«
    »Er sagt, daß die Lebensmittel nichts taugen und daß die Besatzung murren wird.«
    Machec stieß ein zufriedenes Lachen aus.
    »So lange wird die Mannschaft gar nicht mehr essen. Es scheint, als ob die Maschinisten mit uns essen wollen, und ich kann sie schlecht aussperren. Also wirst du deine Instruktionen hier in meiner Kajüte entgegennehmen und mir auch hier Bericht erstatten, wenn dir etwas auffällt. Sofort – man kann diesem Pack nicht trauen.«
    »Verdammte Bande«, pflichtete ich ihm bei.
    Er legte die Fingerspitzen gegeneinander und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Bist du bereit, zur Sau gemacht zu werden?«
    »Mhm.«
    Ich hatte Gefallen an diesem gegrunzten »mhm« gefunden, das nichts sagte, aber doch alles ausdrücken und vom Zuhörer ganz nach Belieben interpretiert werden konnte.
    »Die Reise wird etwa eine Woche dauern. Morgen mittag, Viertel nach zwölf, um genau zu sein, wirst du dich in der Messe des Deckspersonals aufhalten. Dann komme ich hinein und mache dich fertig. Du rennst hinaus, und ich verfolge dich, schimpfend wie ein Rohrspatz. Sieh zu, daß die Tür zur anderen Mannschaftsmesse geöffnet wird, damit auch die Maschinenleute etwas mitbekommen. Je mehr Zeugen, desto besser.«
    Machec zeigte mir einen bekritzelten Zettel.
    »Ich bin dabei, mich ordentlich vorzubereiten. Ich komme mir vor wie der Priester vor einer wichtigen Predigt. Wird eine lustige Erfahrung für mich. Ich habe schon oft Leute fertiggemacht, aber noch nie zum Schein.«
    »Auch ich muß so tun als ob.«
    Wieder lachte er und klopfte mir kollegial auf den Rücken.
    »Hoffen wir, daß wir gute Schauspieler abgeben. Wir können die Aufführung gern wiederholen.«
    Schauspieler! Er hatte ja keine Ahnung, wie richtig er damit lag; er wußte ja nicht, was für ein blendender Darsteller in die weiße Kellnerjacke geschlüpft war, um den verkleideten Diener zu spielen.
    Einige Stunden später brach die Sonne durch und vertrieb die Wolken. Sofort wurde es warm auf Deck; die Luft veränderte sich und trug die Düfte fremder Strände mit milden Kräutern und blühenden Obstbäumen heran; ein Balsam für die Lunge. Auch das Wasser verwandelte sich und schimmerte in den verschiedensten Grün- und Blautönen. Als die Sonne auf die Oberfläche traf, wurde die Tiefe klar und ich glaubte, hunderte Meter tief bis auf den Grund sehen zu können und sogar lebendige Wesen im fischarmen Mittelmeer zu erkennen.
    Der folgende Tag war ebenso sonnig und warm. Die Mannschaft schien mir zufriedener, aber das konnte von meiner eigenen guten Laune herrühren. Sunny wußte nie, ob die Sonne schien oder ein Schneesturm toste, ob es Tag oder Nacht war; für ihn kam die Wärme aus dem Herd und das Licht von der Lampe.
    Kurz vor zwölf trug ich den Lunch in die Offiziersmesse und registrierte, daß Machec mir verstohlen zuzwinkerte. Eine Viertelstunde später betrat ich die Messe der Deckmannschaft, wo alle, die nicht unmittelbar Dienst taten, beim Essen versammelt waren. Sie schauten auf, als ich hereinkam, aber niemand reagierte negativ. Marcos fragte, ob ich etwas suchte, und ich antwortete:
    »Der Pfeffer ist alle, und ich wollte sehen, ob …«
    Von draußen war ein Gebrüll zu hören:
    »Where is the damned Swede?«
    »Herrgott!« stöhnte ich. »Was habe ich nur falsch gemacht, daß er so hinter mir her ist?«
    Machec stürzte herein und baute sich vor mir auf wie ein Racheengel. Den Kopf vorgestreckt, starrte er mich an, und ich fragte mich, wie er

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