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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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es geschafft hatte, so blutunterlaufene Augen zu bekommen. Keiner aß; alle waren wie in der Bewegung erstarrt. Beschimpfungen prasselten wie Schüsse auf mich herab; ich wußte gar nicht, auf was für schmutzige Wörter man kommen kann. Ich duckte mich vor den Salven und machte mich klein, aber das schien ihn noch mehr anzufeuern, und ich bekam zu hören, was meine Mutter für einen miesen Hund und Idioten geboren hätte. Er habe mich angemustert, schnauzte er, weil er einen Europäer als Steward haben wollte; welch ein Fehler, ein Affe wäre eine bessere Wahl gewesen! In London würde er mich eigenhändig an Land setzen und dafür sorgen, daß ich nie wieder eine Heuer bekäme.
    Klägliche Figur, die ich war, zog ich mich langsam zurück. Er blieb mir mit hochrotem Gesicht dicht auf den Fersen und machte ein Geschrei, das Tote aufwecken konnte. Um die andere Mannschaftsmesse brauchte ich mich nicht zu kümmern; die Türen gingen von allein auf, denn die neugierigen Seeleute wollten wissen, welcher arme Kerl hier zur Sau gemacht wurde.
    Machec kam immer wieder darauf zurück, daß er mich, den Europäer, nur angeheuert hätte, weil er dachte, ich sei besser, aber ich sei der geborene Trottel. Psychologisch war das geschickt gemacht; er überwand damit eventuelle ethnische Vorbehalte der anderen. Nachdrücklich demonstrierte mein Fall, daß es an Bord ein »wir« und ein »sie« gab. Er leerte noch eine letzte Tonne Schwefel über mir, ballte die Faust und kehrte dann in seine Kajüte zurück. Marcos und der Dicke aus dem Maschinenraum kamen zu mir.
    »Er ist total verrückt«, schnaufte ich und wischte mir über die Stirn.
    »Komm mit uns essen«, schlug Marcos zum Trost vor. »Du brauchst jetzt Gesellschaft.«
    Die Schimpfkanonade hatte gewirkt. Ich war nicht mehr der skandinavische Außenseiter, sondern ein Seemann unter anderen Seeleuten; einer, der für wenig Geld ihr Risiko teilte. Sie hatten geglaubt, daß die ethnischen Bande zu Machec stärker wären als die sozialen zur Mannschaft; nun waren sie eines besseren belehrt. Damit hatte ich mich in einen Kollegen und Kameraden verwandelt. Doch das Gefühl der Zufriedenheit blieb aus. Alles beruhte auf falschen Prämissen. Ich war falsch, ich war eine Fälschung, aber ich betrog nur, um die viel gefährlicheren Betrüger zu entlarven. Theoretisch war das klar, aber praktisch fühlte ich mich trotzdem mies.
    Der Mensch ist ein anpassungsfähiges Tier, und nach ein paar Tagen hatte ich die Routinen verinnerlicht. Es war, wie es war, ich konnte nichts daran ändern. An die Kakerlaken hatte ich mich gewöhnt; Schmutz und Verfall kümmerten mich nicht mehr. Ich erledigte meine Arbeit und hoffte, es würde reichen, um alle Parteien zufriedenzustellen.
    Außer mir, der ich in den Papieren nicht geführt wurde, bestand die Besatzung aus dreiunddreißig Mann, darunter vier Decksoffiziere und genauso viele im Maschinenraum. Die Mannschaft stammte von den Philippinen. Alle Altersgruppen waren vertreten, von dem Jungen, der mich angespuckt hatte und immer noch haßte, bis hin zum alten Sunny. Der Junge hieß Chico, und ich versuchte, mit ihm Freundschaft zu schließen, doch er wich mir aus oder reagierte aggressiv.
    Ich servierte den Offizieren täglich drei Mahlzeiten, und trotz Sunnys Befürchtungen aß man mit Appetit. Das Frühstück bestand aus Brot, Butter, Käse, Kaffee, Omelett, Kartoffeln und gebratenem Fleisch, Pfannkuchen und Kompott; dazu kam Aufgewärmtes vom Vortag. Zum Lunch gab es verschiedene Gerichte wie Hähnchen mit Reis, Boeuf bourguignon, gekochten Fisch mit Kartoffeln oder ähnliches. Dazu immer ein Dessert und Kaffee. Gegen drei Uhr am Nachmittag gab es wieder Kaffee und dazu Gebäck. Das Abendessen war die wichtigste Mahlzeit des Tages, mit Vorspeise, warmem Hauptgericht und Dessert, wobei mehrere Menüs zur Auswahl standen. Die Offiziere bekamen Rindfleisch vorgesetzt, während die Mannschaft mit Hammelfleisch vorlieb nehmen mußte. Sunny meinte, ich sei ein mäkeliger Seemann, weil ich so wenig aß, doch ich schob es auf eine Magenverstimmung. Ich mußte Simon unbedingt mitteilen, daß er den falschen Beruf ergriffen hatte. Zur See konnte er kostenlos die Mengen verdrücken, die sein Körper brauchte, und jederzeit Nachschlag holen. Zu meinen Aufgaben gehörte es sicher auch, dem Kapitän rund um die Uhr zur Hand zu gehen, aber Machec war ja kein richtiger Kapitän und außerdem war es ihm lieber, wenn ich mich mit dem »Pack« abgab, anstatt in

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