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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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begreifst, daß wir mißtrauisch sind. Wenn du nichts hast, was deine Geschichte unterstützt, dann befürchte ich …«
    »Aber ich habe doch den Beweis! Unter einem Sack in einer Holzkiste fand ich, in Zeitungen gewickelt, das hier.«
    Ich knöpfte die Jacke auf und legte die Pistole auf den Tisch. Sie starrten wie hypnotisiert auf die Waffe. Jetzt kam meine Stunde, der Augenblick, den Gewinn zu kassieren. Machec nahm die Waffe in die Hand und betrachtete sie eingehend.
    »Eigenbau. Gar nicht schlecht gemacht. Liegt gut in der Hand. Nahkampfwaffe. Es kann …«
    »Meine Frage ist, wie kann jemand eine Pistole an Bord geschmuggelt haben?« fiel ich ihm ins Wort. »Warum hat sie keiner von euch entdeckt?«
    »Verdammt, wir können doch nicht jeden einer Leibesvisitation unterziehen!« rief Hodinsky hitzig.
    »Warum nicht? Auf so einer Reise? Ihr laßt das Pack vollgestopft mit Waffen an Bord kommen, aber ihr fallt wie hungrige Wölfe über mich her, wenn ich meine Arbeit mache.«
    Machec wandte sich Hodinsky zu, der murmelte:
    »Sorry, ich habe übereilt gehandelt. Aber ich glaubte …«
    »Halt dein Maul!« schrie ich. »Du hast mich wie einen Verräter behandelt, und das vergesse ich nie! Ich habe mein Leben riskiert, um einen möglichen Aufruhr zu verhindern, und du sabotierst alles mit deiner bodenlosen Dummheit.«
    Das waren harte Worte, doch bei der Wut, die ich im Bauch hatte, kamen sie mir leicht über die Lippen. Hodinsky warf mir einen grimmigen Blick zu, schien sich aber nicht ein bißchen zu schämen. Machec wedelte abwehrend mit den Händen.
    »Bleiben wir doch ruhig. Odler hat uns einen großen Dienst erwiesen und seinen Auftrag gut erfüllt. Ich möchte nicht, daß sich unser Team zersplittert, das können wir uns nicht leisten. Wir haben ein Problem, und Probleme müssen gelöst werden. Wenn einer von dem Gesindel eine Waffe hat, können andere auch welche haben. Odler, du spitzt die Ohren, ob du etwas aufschnappen kannst. Beim geringsten Risiko einer Meuterei müssen wir mit aller Kraft zuschlagen.«
    »Mhm. Ich werde meinen Job erledigen, macht ihr euren.«
    Worte wie »nun gebt euch die Hand und vertragt euch wieder« paßten nicht zu dieser Bande; hier mußte man zufrieden sein, wenn man kein Messer in den Rücken bekam. Das Vorkommnis war in beiden Lagern gut für mein Image. Machec und Anhang waren überzeugt, in mir einen tüchtigen Mitstreiter zu haben. Was ich auch unternahm, sie würden überzeugt sein, daß ich wußte, was ich tat.
    Der Mannschaft war nicht verborgen geblieben, daß Hodinsky mich am Wickel gehabt hatte, und sie waren dadurch noch sicherer, daß ich gegen die Übermacht und die Unterdrückung, die die Schiffsleitung repräsentierte, auf ihrer Seite stand. Die einfachen Seeleute fühlten sich wirklich unterdrückt. Der Klassenunterschied zwischen den Offiziersuniformen und den schmuddeligen T-Shirts der Mannschaft war enorm. Darin unterschied sich die »Carla« nicht von den meisten ausgeflaggten Schiffen; man betrachtet die Mannschaft als ein notwendiges Übel, dem man nach preußischer Manier absoluten Gehorsam abverlangt.
    Auf den unter schwedischer Flagge fahrenden Handelsschiffen herrscht, wie in der gesamten Gesellschaft, Demokratie. Die Offiziere werden als Personen angesehen, die die Arbeit an Bord organisieren und anleiten. Sie haben kein Recht, einen Extraservice zu fordern, und sie tun es auch nicht. Sie reinigen zum Beispiel ihre Kabinen selbst, was bei ihren Kollegen unter den Billigflaggen Lachkrämpfe auslösen würde, wenn sie es erführen.
    Für die Philippiner wurde ich so etwas wie ein Beichtvater für ihre Träume. Schweden war ein Märchenland, von dem schon viele gehört hatten, und wenn sie sich darüber unterhielten, entwickelte sich meine Heimat rasch zu einem sagenhaften Schlaraffia. Gab es wirklich keine Armut? Durfte man in den Zeitungen schreiben, was man wollte? Mußte man keine Angst vor der Polizei haben? Was die letzte Frage anging, machte ich eine gute PR für das Korps und beschrieb uns als eine Sammlung netter Damen und Herren, die Lutscher an Kinder verteilte und lieber sang, als den schlimmsten Ganoven, die wir hatten – also den Falschparkern – Verwarnungen auszusprechen. Natürlich hätte ein mieser Typ namens Ovengren Schlagzeilen gemacht, sagte ich mit dunkler Stimme, doch sei dieses faule Ei von einem Kommissar achtkantig hinausgeflogen. Vielleicht trug ich mit solcher Propaganda zur zukünftigen Einwanderung bei, aber sie waren

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