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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Behörde kritisiert, sich vor jeder Uniform verbeugt und davonrennt, wenn sich ein Polizist zeigt, kommt man mit dieser Demokratie gut aus. Wenn man das Geld für eine kleine demokratische Bestechung hat, kann man sich eine Position verschaffen. Auch der Ärmste hat das Recht, Schmiergelder zu zahlen, das gehört zur Demokratie.«
    »Sunny, wovon sprichst du?«
    »Von meinem geliebten demokratischen Vaterland. Dort werden Isabella und ich zusammen leben und es allen recht machen und keinem auf die Füße treten und glücklich sein bis ans Ende unserer Tage. Ja, alle haben das Recht, im Namen der Demokratie als arme Kinder armer Eltern zu Armen heranzuwachsen. Den Reichen räumt man natürlich dieselben Rechte ein.«
    »Chico …«
    »Er wählte die ärmste Schicht der Demokratie. In ihrer Weisheit hatte die Regierung beschlossen, daß alle Schulkinder eine Uniform tragen sollten. Da sich die Armen keine Uniform leisten können, bekommen ihre Kinder keine Ausbildung. Dahinter verbirgt sich sicher ein genialer Gedanke. Schade, daß ich in meiner Demut zu dumm bin, ihn zu erkennen. Vor der Küste, unweit von Manila, liegen ein paar Schiffe verankert. Ziemlich große; ein paar hundert Personen können auf ihnen leben. Es sind Schiffe für Jungen von sechs bis vierzehn Jahren. Manche wurden von ihren Eltern an die Unternehmer verkauft, andere haben keine Eltern mehr und wurden von verständnisvollen Erwachsenen hingebracht. Also von Erwachsenen, die Verständnis haben für die Neigung anderer Erwachsener zu kleinen Jungen.«
    Das war nicht mehr der freundliche Sunny, aber wir haben ja alle mehrere Seelen in unserer Brust. Und diese wollte oder mußte jetzt hinaus.
    »Chico kam an Bord, als er gerade sieben Jahre alt war, also noch ein kleines Kind. Kurze Zeit später war er kein Kind mehr. Er durfte in die demokratische Ordnung hineinwachsen. Diese Schiffe voller Jungen sind bei Pädophilen in der ganzen Welt bekannt. Dorthin kommen Männer, die Geld haben, um sich einen Knaben zu mieten und für einige Stunden oder Tage mitzunehmen. Sie kommen nicht aus Manila; unsere Reichen nutzen andere Kanäle. Nein, es sind Reiche aus den demokratischen westlichen Ländern, die glauben, daß sie mit einem asiatischen Jungen, für den sie bezahlt haben, machen können, was sie wollen. Chico durfte ihnen vom siebten bis zum vierzehnten Lebensjahr zur Verfügung stehen. Das waren sieben Jahre. Vierundachtzig Monate. Dreihundertvierundsechzig Wochen. Zweitausendfünfhundertzweiundvierzig Tage.«
    »Du bist gut im Kopfrechnen«, murmelte ich bedrückt.
    »Die Zahlen hat mir Chico genannt. Ihm hat sich jeder einzelne Tag eingeprägt. Nein, Johnny Swede, er haßt nicht dich. Er haßt alle Europäer, und du bist einer. Dich zu hassen, ist sein demokratisches Recht.«
    »Warum unternimmt die Polizei nichts? Oder die Regierung?«
    Sunny nahm den Topf von der Platte, stellte einen anderen darauf und füllte ihn zur Hälfte mit Wasser. Dann wartete er, daß es kochte.
    »Auch in unserem Land gibt es Leute, die so etwas nicht mögen. Sie schließen sich sogar in Gruppen zusammen. Sehr undemokratisch! Auch aus anderen Ländern kommen Proteste und Anzeigen. Natürlich ermittelt unsere feine Polizei, aber die findet nie Beweise. Die Regierung sagt, es sei Sache der Polizei, und die Angelegenheit würde verfolgt. Doch die Schiffe sind immer noch da. Auch hohe Polizisten und Minister haben ein Recht auf Schmiergelder.«
    Wir näherten uns Lissabon, und der Seeverkehr wurde dichter. Unmengen portugiesischer Fischerboote schwärmten zum Fischfang aus. Um meine Kenntnisse aufzufrischen, stieg ich an Deck und versuchte, die Schiffstypen zu identifizieren. Da waren Tanker, die nicht nur Öl, sondern alle Arten von Flüssigkeiten transportieren können, auch giftige. Kurz darauf sichtete ich RoRo-Schiffe und Spezialfrachter, die Erz, Kohle und Öl transportieren und OBO-Schiffe genannt werden. Es gab Schiffe verschiedenster Konstruktion, große und kleine, schlanke und bullige. Viele waren in einem schlechten Zustand, doch die »Carla« sah am erbärmlichsten aus.
    Die Schiffe zu beobachten war Therapie und nichts anderes. Die Umstände hatten mich vorübergehend zum Seemann gemacht, aber mir fehlte jegliches Talent und Interesse für diesen Beruf. Nach vier, fünf Tagen auf See stand ich psychisch kurz vor dem Zusammenbruch.
    Wo lagen meine Loyalitäten? Machec und seine Bande forderten volle Loyalität und glaubten, sie zu haben. Das Fußvolk war sicher,

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