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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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wird es schnell einen Nachfolger geben. Mich.«
    »Dich?«, platzte es ungläubig aus ihr heraus.
    »Ja. Kannst du dir mich als Bischof vorstellen?« Er lachte fröhlich.
    Anna ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie ihn verabscheute. Sich zu brüsten, während sein Onkel mit dem Tode rang, war unfassbar. »Nun, die Robe würde dir sicher gut zu Gesicht stehen. Doch noch sollten wir hoffen, oder ist sein baldiges Ableben schon Gewissheit?«
    »Ich fürchte, ja.« Er seufzte laut. »Darum muss ich jetzt auch für eine Weile verreisen und werde erst nach Ostern wieder in der Stadt sein. Und ausgerechnet zur Ostermesse sind wir auf jede Hand angewiesen, aber die Situation erfordert es.«
    »Oh.«
    »Ich weiß, dass dich das trifft, doch muss ich einige Dinge mit dem Bistum Verden regeln, solange mein geliebter Onkel noch unter den Lebenden weilt.«
    Er glaubte tatsächlich, dass Anna ihn vermissen würde. Seine Einfalt kannte keine Grenzen. Sie durfte sich jedoch nichts anmerken lassen. »Wann wirst du fahren?«
    »Bereits an diesem Freitag.«
    Aber natürlich, das war es! Anna musste sich zusammenreißen, um nicht vor Heinrich laut zu jubilieren. Ohne es zu merken, hatte er ihr soeben Tür und Tor geöffnet, und sie konnte es kaum abwarten, Claas davon zu erzählen.
    »Dann freue ich mich auf deine Rückkehr und wünsche dir eine gute Reise. Doch nun wird es Zeit, meine Mutter wartet sicher voller Ungeduld, damit ich ihr zur Hand gehe.«
    »Anna, warte. Du weißt doch, was du mir bedeutest?« Er zog ihre Hand an seine Lippen, doch geschickt entzog sie sich ihm.
    »Aber Heinrich«, tadelte sie ihn leise und eilte von ihm gefolgt in Richtung Markt.
    Als Anna am Abend mit Claas an der warmen Feuerstelle saß, kamen Erinnerungen an das letzte Mal in ihr hoch, als sie so beisammen gewesen waren, und sie spürte eine heiße Welle der Verlegenheit.
    Den ganzen Tag über hatte sie sich zurückhalten müssen, um nichts zu verraten. Sie war beinahe fröhlich durchs Haus gegangen, und ihre Laune war so gut wie lange nicht mehr. Thea hatte gefragt, was mit ihr los sei, doch sie hatte geschwiegen und das baldige Ende des Winters als Grund vorgeschoben. Auch Claas sah sie immer wieder verwundert an, bis sie ihm flüsterte, dass es eine Lösung für ihre Probleme gebe, die sie ihm abends erzählen wollte, wenn alle schliefen.
    Sie hatten ihre Partie Schach vom letzten Mal noch nicht zu Ende gespielt. Claas schenkte ihnen Wein ein und wartete geduldig, dass sie erzählte. Zuvor schlug sie triumphierend seinen Läufer, welcher ihren König bedrohte. Claas nahm es mit einem Lächeln hin.
    »Wie du sicher weißt, verteilt die Kirche am Ostersonntag Speisen an die Ärmsten der Stadt.«
    Er nickte stumm, nahm einen Schluck Wein, und sein Blick heftete sich wieder auf das Schachbrett.
    »Dabei werden immer helfende Hände gebraucht. Ich dachte mir, ich melde uns dort an.« Genüsslich biss Anna in eine Rosinenwecke und wartete auf seine Reaktion.
    Stirnrunzelnd hatte Claas zugehört. »Und dann sagen wir Heinrich freundlich guten Tag und bitten ihn, die Urkunde herauszugeben, oder wie stellst du dir das vor?«
    »Er wird nicht da sein.«
    Nun stutzte Claas, und Anna kicherte albern.
    »Wo ist er denn?«
    »Im Bistum Verden. Bei dieser Gelegenheit brauchen wir uns nur noch in seine Schreibkammer zu schleichen und das Dokument zu suchen.«
    »Anna, Anna.« Er schüttelte anerkennend den Kopf. »Dein Plan ist wirklich gut, aber ich hoffe, er ist besser als dein Spiel.« Er schob seine Dame drei Felder vor und grinste. »Schachmatt.«

17
    Zum Segen für die Stadt hatte der Rat sich kurz vor Ostern mit dem Grafen von Hoya geeinigt. Er erklärte sich damit einverstanden, dass nur wenige seiner Bauern zu ihm zurückkehrten. Die anderen wollten im Schutz Bremens ein neues Leben beginnen. Pro Bauer, der nicht zu ihm zurückkehrte, wurde ihm eine großzügige Summe aus dem Stadtsäckel zugesagt. Der Graf von Hoya hob die Belagerung auf, sodass die umliegenden Bauern und reisenden Händler wieder ihre Waren auf den Markt und die Jäger wieder Wild bringen konnten.
    Seit dem Karfreitag hatten Magda Olde, Thea und Anna Pasteten, Brote sowie einen großen Topf mit Milchbrei gemacht, die sie heute unter den Armen verteilten. Vor und in der Kirche sowie im Brautzimmer waren kleine Stände aufgebaut, die voller Spinat, Kohl, Rüben und Wintergemüse waren. Viele Bürger, denen es nicht so schlecht ging, halfen, wo sie nur konnten. Auch die Gattin Hemelings

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