Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
Vom Netzwerk:
gespürt, Husten, Fieber oder Unwohlsein?«
    »Nein, na ja, das heißt, ich hatte einen leichten Husten, nur an dem Sonntag waren diese Schwindelanfälle sehr schlimm.«
    Ungläubig starrte Mechthild sie an. »Dann hat dein Körper es entweder geschickt vor dir geheim gehalten, oder du hast es nicht beachtet. Wie dem auch sei, wenigstens geht es dir jetzt wieder gut.«
    »Dank dir und der Familie.«
    Mechthild lächelte und winkte ab. »Ich hatte schon schlimmere Fälle. Du hast Glück gehabt, im Gegensatz zu unserem Erzbischof, dem es sehr schlecht gehen soll.«
    »Ich habe ihn gesehen, und er wirkte um Jahre gealtert. Weißt du, was mit ihm los ist?«
    »Nein, ich hörte nur von einer mysteriösen Krankheit und dem Ungleichgewicht seiner Körpersäfte. Die haben in der Kirche eigene Heiler, da wird man mich nicht um Rat fragen. Kannst du mir beschreiben, was dir an ihm aufgefallen ist?«
    »Ich will es versuchen.« Anna rief sich jenen Sonntag ins Gedächtnis zurück. »Er war sehr blass und abgemagert, auch sein Atem ging röchelnd. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    »Hast du etwas gerochen?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Nur Weihrauch, und das nicht zu knapp.«
    »Ich werde darüber nachdenken. Jetzt muss ich mich auf den Weg machen, und du hältst dich bitte an meine Anweisungen, wenn du kein immerwährendes Lungenleiden wünschst.«
    »Ich werde versuchen, mich zu schonen«, versprach Anna, als sie Mechthild zur Tür begleitete.
    Eine ganze Woche durfte sie nichts machen, außer am Feuer sitzen, vielleicht etwas sticken und den Tag Tag sein lassen, während alle um sie herum irgendetwas Sinnvolles taten.
    Draußen war der Schnee mittlerweile geschmolzen, und die ersten Frühlingsboten zeigten sich in Form von Schneeglöckchen, welche neugierig ihre grünen Blätter aus der Erde streckten. Langsam wurden die Tage wieder länger, und immer öfter zeigte sich die Sonne. Anna konnte Schwärme von Zugvögeln beobachten, die nach dem Winter zurückkehrten. Als sie abends aus dem Fenster sah, hörte sie eine Singdrossel ihr erstes Lied trillern. Nun wusste sie, dass der Frühling nicht mehr fern war.
    Der Kater von Gudrun, den alle den Grafen nannten, hatte sich sehr herausgemacht und mit ihrer Gräfin angefreundet. Die beiden spielten oft miteinander oder lagen zusammengerollt in einem der Betten und schliefen. Anna befürchtete, dass sie irgendwann von einer Schar kleiner Komtessen umgeben sein würden.
    Abends saß Anna öfter mit Claas zusammen. Sie spielten Schach und beratschlagten dabei, wie sie Heinrich überführen und an das Dokument herankommen könnten. Doch so sehr sie auch grübelten, eine Lösung wollte sich einfach nicht finden lassen. Heinrich ließen sie durch den Novizen ausrichten, dass Anna die Krankheit noch nicht auskuriert hätte.
    Mit der Arbeit am Roland kamen sie ein gutes Stück voran. Wenn sie das Tempo beibehielten, würden sie sogar vor der Zeit fertig werden, doch dazu musste das Dokument des Kaisers wieder auftauchen. Das Wappen war bereits geformt und wartete auf die Buchstaben, die Anna hauen sollte.
    Als sie glaubte, vor Langeweile zu vergehen, nahm sie sich einen Bogen Pergament, etwas Kohle und begann, eine Zeichnung von einem Augenschutz zu machen. Dazu sollten Kettenglieder aneinandergereiht werden, welche zwar Steinsplitter abhielten, jedoch das Sehen nicht zu sehr behinderten. Zur Befestigung sollte ein Reif um den Kopf dienen. Nach zwei Tagen war sie fertig, und sie zeigte Claas die Zeichnung.
    »Schau, so hatte ich es mir vorgestellt.« Sie reichte ihm das Pergament.
    Claas betrachtete die Zeichnung eingehend. »Das sieht wirklich sehr gut aus. Wenn ich darf, werde ich den Schmied fragen, ob er einen solchen Schutz anfertigen kann.«
    Anna kam wieder zu Kräften, und ihre Kleider schlotterten nicht mehr wie ein Sack an ihrem Körper. Als zu erkennen war, dass sie ihr Sonntagskleid wieder einigermaßen ausfüllte, wurde ihr erlaubt, sich wieder dem Tagewerk hinzugeben. An diesem Abend teilte Claas ihr mit, dass er am Sonntag mit ihr nach den Männern suchen wollte.
    Endlich tat sich etwas, und sie konnte es kaum erwarten. Bis zu dem Tag kümmerte sie sich gemeinsam mit Thea und ihrer Mutter um das Essen, putzte, machte wieder die Wäsche und half sogar hier und da an der Statue mit. Sie kratzte feine Linien, gab dem Gesicht des Roland immer mehr Tiefe. Seine Mundwinkel zeigten bald ein leichtes Lächeln, und auch aus den Haaren arbeitete Anna noch kleinere Locken

Weitere Kostenlose Bücher