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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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haben.« Simon runzelte die Stirn und stellte seinen Becher hart auf den Tisch. Rudolfus fuhr fast unmerklich zusammen und erhob sich schwerfällig, wobei er ein leises Stöhnen von sich gab.
    »Wie dem auch sei, wir wissen nun, was sich zugetragen hat, und es wird Zeit, dass ich nach Hause komme und mich von meiner Alten pflegen lasse. Sprich am besten vorerst mit niemandem darüber. Wir geben dir Nachricht, wenn wir mehr wissen.« Damit setzte Rudolfus seine Mütze auf den Kopf.
    »Die Kräuterfrau Mechthild versteht viel von ihrem Handwerk, habt Ihr sie schon einmal aufgesucht?« Auch Claas hatte sich bereits einige Male Hilfe bei ihr geholt. Für beinahe jedes Leiden kannte sie das richtige Mittel.
    »Nein, aber hab Dank. Ich halte nichts von Kräuterfrauen oder ihren Hexenkräutern. Meine Alte kennt sich bestens mit meinem Leiden aus. Ein paar warme Umschläge wirken Wunder.«
    »Wie Ihr meint.«
    »Willst du nicht wissen, ob was gestohlen wurde?« Simon wirkte verwirrt.
    »Ach ja.« Sichtlich verärgert hielt Rudolfus inne. »Und, wurde euch was gestohlen?«
    »Nein.«
    Rudolfus warf Simon einen strafenden Blick zu. Er verabschiedete sich für Claas’ Gefühl viel zu hastig, denn auch Simon sah ihn verständnislos an, zuckte dann aber mit den Schultern und folgte ihm zur Tür.
    Als Rudolfus bereits bei seinem Pferd war, flüsterte Simon: »Weiß nicht, was der hat, aber seine Schmerzen müssen ihn sehr plagen. Und wir beide sollten mal wieder in den ›Spitzen Giebel‹ gehen.« Jetzt grinste er breit.
    Claas wusste, dass er es dort auf die Schankmaid Barbara abgesehen hatte, sich aber nicht getraute, sie anzusprechen. »Solange ich nicht arbeiten kann, ist mir eine Abwechslung willkommen. Morgen Abend?«
    Simon nickte erfreut, dann verließ auch er die Hütte.
    Claas sah den beiden zu, wie sie auf ihre Pferde stiegen. Er war sicher, dass dieser schnelle Aufbruch von Rudolfus etwas zu bedeuten hatte, und sah ihnen nach, wie sie in Richtung Stadt verschwanden.
    Dann beeilte er sich, zog warme Sachen über und ging in Oldes Scheune, in der die beiden Pferde bei seinem späten Eintreten nervös mit den Schwänzen peitschten. Er strich dem Braunen beruhigend über die Nase. »Seit Tagen hat dich niemand mehr bewegt, und es wird Zeit, mein Guter.«
    Er sattelte ihn und machte sich auf den Weg, den beiden Männern zu folgen. Wenn es auch schwierig war, mit nur einem gesunden Arm zu reiten, so spornte ihn doch das Gefühl an, dass dieser Dicke ihn zu einem der Männer führen würde, die ihn und Meister Olde überfallen hatten.

5
    Im Morgengrauen reiste die Verwandtschaft ab, und damit wurde es wieder still im Haus. Zu still, fand Anna, wenn sie an das Lachen der Basen dachte. Sie half ihrer Mutter beim Verstauen der Bettdecken, als diese innehielt.
    »Was ich dir noch sagen wollte, ich würde dich nie zu einer Ehe zwingen, die du nicht willst. Das mit dir und Claas ist das Beste, denn …« Sie brach ab und zupfte nervös an ihrer Schürze herum.
    »Mutter?«
    »Dein Onkel wollte mich mit dem Witwer Markus vermählen und unser Hab und Gut verkaufen, um damit die Schuld bei der Stadt zu bezahlen.« Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und wischte sich die Tränen ab.
    »Was sagst du da? Wie kann er nur! Dafür haben Vater und davor Großvater ihr Leben lang gearbeitet.«
    »Er kann! Wir beide sind ohne männliche Führung, und er will sich nicht um uns kümmern müssen, jetzt, da dein Vater …« Schwer ließ sie sich auf die Bettkante fallen.
    Anna legte ihr den Arm um die Schulter. »Mutter, weißt du, so schlimm ist es mit Claas nun auch wieder nicht, jedenfalls allemal besser, als dass du den alten Markus heiraten musst. Wenn uns das dadurch erspart bleibt, dann tue ich es.«
    Sie sagte diese Worte nicht nur, um zu trösten. Die Vorstellung, mit Markus unter einem Dach leben zu müssen, ekelte sie derart an, dass ihr übel wurde. Dieser Mann roch nach Urin, seit sie denken konnte, und seine Haut war von eitrigen Pusteln übersät.
    Ihre Mutter nickte, als es unten klopfte und ihre Magd Thea mit Sack und Pack abgekämpft vor der Tür stand. Vom langen Fußmarsch saß die weiße Haube so schief, dass die weiß-blonden Haare darunter hervorlugten. Mit einem herzlichen Lachen auf den Lippen begrüßte sie Magda Olde und Anna.
    Die achtunddreißig Jahre alte Magd war seit vielen Jahren verwitwet, denn ihren Mann, den kleinen Sohn und zwei Schwestern hatte ihr die Pest genommen. Ins Haus der Oldes kam sie, als

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