Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
Vom Netzwerk:
während er sich einschenkte.
    »Noch nicht, Mutter. Das hat gewiss noch ein wenig Zeit.«
    »Je eher, desto besser.« Ihre Mutter machte eine auffordernde Geste, und Anna wusste, dass sie keine Wahl hatte.
    »Also gut.« Seufzend drehte sie sich um. »Claas, ich nehme deinen Antrag an.«
    »Oh, wirklich?« Er ließ den Krug überlaufen, ohne es zu merken, und ein See aus Bier entstand auf dem blanken Tisch. Selbst Anna musste über sein verwundertes Gesicht lachen.
    Thea beseitigte kichernd das kleine Missgeschick. »Ein Hoch auf das Brautpaar. Wann soll denn eure Vermählung sein?«
    »Vielleicht nächstes Frühjahr?« Anna ahnte bereits, dass sie mit diesem lang aufgeschobenen Termin nicht durchkam.
    »Kind, sei nicht albern.« Magda schüttelte energisch den Kopf. »Wie wäre es mit Sonntag in einer Woche?«
    »Aber …«
    Mit einer Handbewegung brachte ihre Mutter sie zum Schweigen und wandte sich Claas zu. »Wäre dir dieser Tag recht?«
    »Ein Hoch auf das Brautpaar«, gluckste Thea erneut und leerte ihren Krug, ohne abzusetzen. Sie hatte bereits glühende Wangen, und die Situation bekam langsam etwas von einem Possenspiel.
    »Vielleicht ist es wirklich etwas früh«, stammelte Claas mit einem unsicheren Blick auf Anna. »Andererseits wäre es Hemeling gegenüber sicher ein Vorteil, wenn bald wieder ein Meister in diesem Hause wäre.«
    »Warum muss es so schnell sein?«, fragte Anna.
    »Du weißt den Grund«, sagte ihre Mutter geduldig. »So kann dein Onkel Ludwig nichts mehr arrangieren. Mit etwas Glück wird er nicht mal rechtzeitig kommen können. Ich werde ihm erst einen Tag vor eurer Hochzeit eine Nachricht zukommen lassen.«
    »Aber muss Onkel Ludwig mich nicht an Claas übergeben?«
    »Nicht, wenn er nicht da ist.« Ihre Mutter zwinkerte vergnügt.
    Anna wusste, dass sie recht hatte, und willigte schweren Herzens ein. Sie wollte nicht schuld sein, wenn ihre Mutter den alten Markus heiraten musste. Sichtbar erleichtert verkündete ihre Mutter, dass in einer Woche die Feier stattfinden sollte.
    »Wir werden an deine Familie einen berittenen Boten senden, Claas.«
    »Das ist gut. Meine Brüder werden dann hier sein, und wir können direkt nach den Feierlichkeiten mit der Arbeit beginnen.«
    Dagegen wusste Anna nichts mehr zu sagen, und je eher sie an der Statue weitermachen konnten, desto früher wäre Hemeling davon überzeugt, dass der Auftrag bei ihnen in guten Händen war. Ihr selbst war mulmig im Bauch, wenn sie daran dachte, bereits in einer Woche Claas’ Frau zu sein und das Zimmer mit ihm teilen zu müssen.
    Während ihre Mutter und Thea weiter dem Bier frönten und dabei eifrig planten, was Kleider, Essen und Unterkünfte für die Gäste anging, ertönten Hufschläge vor dem Haus. Anna schob die Gedanken von sich und sah gebannt auf Claas, der einen kurzen Blick aus dem Fenster warf und ihr schließlich zunickte. Sie eilte zur Tür und öffnete den beiden Bütteln.
    »Wir sind wegen des Mordes an Jacob Olde hier. Dürfen wir eintreten?« Der Dickere nahm seine Kopfbedeckung ab.
    »Ja, kommt bitte herein.« Sie führte sie in die Küche, in der die beiden Frauen mit geröteten Wangen saßen. Claas hatte die Arme verschränkt und lehnte am Fensterrahmen. Er deutete mit den Augen auf Rudolfus, doch Anna hatte dank Claas’ Beschreibung schon geahnt, wer er war.
    »Mutter, zwei Männer des Vogts wollen uns sprechen.«
    »Guten Tag. Mein Name ist Rudolfus, und das ist Simon.«
    Ihre Mutter richtete sich und deutete auf zwei Stühle. »Guten Tag. Setzt euch.« Von ihrem Lallen war kaum noch etwas zu hören.
    Die beiden nahmen Platz und verlangten förmlich und ohne Umschweife zu wissen, was an dem Tag des Überfalls geschehen war. Aber weder Anna noch ihre Mutter konnten etwas Neues berichten.
    »Wir werden tun, was wir können, um die Mörder zu finden.« Simon wirkte entschlossen.
    »Habt Dank.« Magda Olde nickte ihm freundlich zu.
    Claas’ Augen hefteten sich auf Rudolfus. »Seid Ihr gestern gut heimgekommen, zu Eurem Weib?«
    »Ja, wieso fragst du?«, antwortete der Angesprochene mit misstrauischer Miene.
    »Ich dachte, ich hätte euch gestern zu später Stunde im Gespräch mit einem Mann in der Schlachteschenke gesehen. Euer Gegenüber trug eine Kutte, die zwar sein Gesicht verdeckte, doch kam er mir bekannt vor.«
    »Du warst noch in der Schenke?« Simon wirkte verwirrt.
    »Ich habe nur kurz etwas erledigt, ehe ich nach Hause bin«, entgegnete Rudolfus brüskiert.
    Über Claas’ Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher