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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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viele durch Unachtsamkeit oder Pech ihr Augenlicht verloren, und ich mag deine beiden Augen.«
    Das war das erste Mal seit Tagen, dass Claas etwas Nettes zu ihr sagte, und sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
    Vorsichtig setzt er ihr den schweren Brillenhelm auf. Anna hatte ihn schon öfter getragen, aber nur kurz, denn er scheuerte unangenehm im Nacken und im Gesicht. Ihn längere Zeit tragen zu müssen, behagte ihr nicht, außerdem schränkte er den Sehbereich sehr ein.
    Doch sie hatte eine Idee.
    »Sag mal, diese Brille, die der Apotheker vom Markt im Gesicht trägt, wäre das nicht etwas, womit wir unsere Augen schützen könnten?«
    Claas dachte einen Moment nach. »Hm, soweit ich mich erinnere, ist sie aus geschliffenem Glas, und das wird zerbrechen, wenn es von fliegenden Steinen getroffen wird. Aber dennoch sollten wir darüber nachdenken.«
    »Und wenn wir die Kettenglieder des Helms feiner machen würden und sie irgendwie an einem knapperen Gestell befestigen?«
    »Ich nehme an, dass die Glieder zu schwer für ein solches Gestell wären. Ich werde mit dem Schmied darüber reden.«
    Anna beschloss, später eine Zeichnung von ihrer Idee zu machen, und konzentrierte sich vorerst auf die Arbeit.
    Unter Claas’ fachkundigen Augen bearbeitete sie die Figur. Mit jedem Hieb gelang es ihr besser, und sie bekam bald ein Gefühl dafür, wie fest sie für eine bestimmte Tiefe hauen musste. Nach einigen Schlägen war ihr wieder bewusst geworden, warum der Steinmetzberuf den Männern vorbehalten war. Jeder Muskel in ihrem Arm summte, doch sie klagte nicht und machte unermüdlich weiter, auch wenn sie immer wieder kurze Pausen einlegen musste, um ihre Arme und den Rücken zu entspannen.
    Stephan und Franziskus wechselten sich mit der Wache ab und erledigten die groben Arbeiten. Sie glätteten große Flächen, schoben Steine, rührten Mörtel an oder trugen Bruchstücke in eine Ecke.
    Als sie abends aus der Werkstatt traten, genoss Anna die klare Abendluft. Es war zwar kalt, aber nach dem Staub aus der Werkstatt die reinste Wohltat. Ihre Arme jedoch waren bleischwer.
    »Wie geht es deinen Wunden?« Claas ging neben ihr und betrachtete dabei ihre Hände.
    »Besser. Ich war gestern bei Mechthild und habe mir etwas von ihr geben lassen.«
    »Das ist gut.«
    »Außerdem war ich noch bei Wegener.« Anna berichtete in Kurzform, was sie herausbekommen hatte, und Claas hörte aufmerksam zu. Als sie Wegeners Worte wiederholte, schien er nicht sonderlich überrascht zu sein.
    »Ich habe ihn ein paarmal mit deinem Vater darüber sprechen hören. Er und viele Handwerker und Händler sind dafür, dass wir die Preise selbst bestimmen und nicht die Kirche.«
    »Ich habe nichts davon gewusst, wie mein Vater darüber dachte.«
    Claas grinste. »Vielleicht wollte er nicht, dass ein kleines Mädchen mit Zöpfen etwas davon in die Welt hinausträgt.«
    Auch Anna musste lächeln. »Vermutlich hast du recht. Und wie geht es deinem Arm?«
    »Er verheilt gut. Ich glaube, dass ich bald die ersten Handgriffe wieder damit erledigen kann.« Demonstrativ bewegte er den Arm ein paarmal. Es ging zwar langsam, aber besser als noch vor einigen Tagen.
    »Oh, das sind gute Neuigkeiten.«
    Einen Moment lang sagte keiner von ihnen etwas, und sie stampften durch die geschlossene Schneedecke. In der Ferne waren bereits die Lichter ihres Elternhauses sichtbar.
    »Claas, würdest du mit mir zur Zunft gehen?«
    »Was willst du in der Zunft? Du weißt, dass Weiber da nicht gern gesehen sind.«
    »Ja. Ich möchte mich nach Friedrichs umhören.«
    Er blieb stehen und machte ein verwundertes Gesicht. »Er ist angesehen und beliebt. Niemand dort wird etwas Schlechtes über ihn sagen …«, er machte eine kurze Pause, »… und einer Frau gegenüber schon gar nicht.«
    »Darum sollst du ja auch mit mir gehen.«
    »Das macht dich aber nicht zu einem Mann. Keiner bringt seine Frau mit.« Er funkelte sie jetzt finster an, und auch sie merkte, wie die Wut auf ihn wieder in ihr emporkroch.
    »Meine Mutter und ich waren aber schon dort, und nicht nur einmal.«
    »Dann seid ihr in der Stadt gewesen, und dein Vater hatte etwas zu erledigen.«
    »Pest und Pickel! Sei doch nicht so stur!«
    Er sagte nichts, sondern sah sie nur an. Die Lachfältchen um seine Augen vertieften sich, auch wenn der Mund bewegungslos blieb. Er machte sich über sie lustig, und das machte Anna noch wütender. Sie musste sich beherrschen, ruhig zu bleiben.
    »Wie du meinst. Wann willst du

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