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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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denn hin?«, fragte er jetzt in einem milderem Ton.
    »Sobald wir können.«
    »Da du nicht davon abzubringen bist, fahren wir morgen. Ich habe etwas in der Stadt zu erledigen, danach könnten wir einen Besuch in der Zunft machen.«
    »Oh. Was hast du denn dort zu erledigen?« Anna war verwundert über seinen abrupten Sinneswandel. Sie hatte sich innerlich schon auf einen kleinen Kampf mit ihm eingestellt.
    »Das ist jetzt nicht wichtig.«
    »Und die Arbeit?«
    »Die muss dann wohl warten, bis wir zurück sind.«
    Am Abend überlegte Anna, was Claas in der Stadt wohl zu erledigen hatte und warum er ihr nichts davon sagen wollte.
    Die Gräfin tapste vor ihrem Bett herum und spielte mit einer Kordel. Sie sah zu ihr hinauf und maunzte, worauf Anna sie hochnahm und auf die Decke setzte. Sogleich fuhr die Gräfin mit ihrer Jagd nach imaginärer Beute fort und sprang wild hin und her, bis sie es sich in Annas Arm gemütlich machte und einschlief.
    ***
    »Wenn du so weit bist, können wir aufbrechen.« Claas hielt Anna den Mantel hin, und sie schlüpfte hinein, band sich den Schal eng um den Hals und zog die Fäustlinge über.
    »Wann seid ihr zurück?« Magda Olde sah vom Zwiebelschneiden auf.
    »Gegen Abend sollten wir wieder hier sein. Wir essen in der Stadt eine Kleinigkeit«, antwortete Claas.
    Anna nahm sich einen Laib Brot vom Tisch und wickelte ihn in ein kleines Tuch.
    »Wir machen Birnen, Bohnen und Speck, schlagt euch also die Bäuche nicht zu voll«, drohte Thea spielerisch mit dem Kochlöffel.
    »Eine Kleinigkeit solltest du ihr erlauben, denn an heißen Maronen kann sie nie vorbeigehen«, lachte Annas Mutter.
    »Ich werde mir Mühe geben, den Versuchungen zu widerstehen, fürchte aber, bei Maronen bin ich verloren.« Anna winkte den beiden Frauen noch einmal zu, dann verließ sie mit Claas das Haus.
    Über Nacht hatte es erneut gefroren, und auf den Bäumen, Büschen und Sträuchern lag eine dicke Schneeschicht. Die Pferde hatten Mühe, voranzukommen, denn die Eisflächen, die auf den Pfützen entstanden waren, brachen unter ihren Hufen immer wieder ein. Einmal gab es einen solchen Ruck, dass Claas anhielt und um den Wagen lief, um die Räder und Achsen zu prüfen. Zum Glück war alles in Ordnung.
    Mit Erreichen des Ostertors tauchten sie augenblicklich in das lebhafte Treiben Bremens ein. Fuhrwerke, Ochsenkarren und Berittene bahnten sich ihren Weg, und die Menschen wichen ihnen in der Enge der Gassen aus. Die Straßen in der Stadt waren nur teilweise gefroren, denn überall brannten Feuer, an denen die Leute sich wärmten und die die dünne Eisdecke ringsherum aufweichten.
    Als sie unter St. Petri entlangfuhren, läutete die Glocke zur Hora Tertia. Anna zuckte beim ersten Schlag leicht zusammen, war jedoch wie immer fasziniert von dem schönen und mächtigen Klang. Zu Füßen der beiden Kirchtürme reihten sich wieder viele Händler aneinander, wenn man auch zur Ernte oder im Frühling zur Freimarktszeit beinahe doppelt so viele zählen konnte.
    »Du kannst deine Besorgungen machen, während ich jetzt die meinen regele.«
    »Wie lange wirst du brauchen?« Anna war versucht, erneut zu fragen, wohin es ihn trieb, doch sie schluckte ihre Neugierde brav hinunter.
    »Ich denke, zur Hora Nona bin ich zurück. Soll ich dich hier vor der Domtreppe wieder abholen?«
    »Ja.« Damit stieg sie vom Wagen und sah ihm nach, wie er in der Menge der anderen Fuhrwerke in Richtung Sögestraße verschwand.
    Anna wandte sich dem regen Treiben zu und nahm die verschiedenen Düfte auf. Sie hatte ein ganz bestimmtes Ziel und suchte mit den Augen die Stände ab. Schon von Weitem machte sie die alte Theresa aus, die am Feuer ihre Maronen röstete. Geschickt bahnte Anna sich einen Weg durch die Menge, stellte sich still an das Feuer und beobachtete, wie Theresa einige Maronen in eine Schale füllte. Anna wartete, kramte aus ihrer Tasche einige Münzen heraus und drehte bedächtig einen Pfennig zwischen den Fingern hin und her. Der Mann neben ihr bezahlte und verließ den Stand. Nun war nur noch sie da, schwieg aber weiterhin.
    »Ich kenne nicht viele, die so unverschämt sind und einer blinden alten Frau einen Streich spielen. Eine ist die junge Anna, aber da sie jetzt eine brave Ehefrau ist, wird sie sich nicht mehr so ungehörig benehmen. Die anderen sind gemeine Strauchdiebe, die versuchen, sich eine meiner Maronen zu klauen.«
    Anna kicherte.
    »Ha! Diese alberne Lache kenne ich nur zu gut, dazu muss ich nicht mal dein hässliches

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