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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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auf.«
    »Das will ich gern glauben. Ist auch ’n dolles Weib, eure Thea.« Er sah sie schief an. »Musst schon entschuldigen, ich schwärm dir hier von ’nem andern Weib vor, is nicht sehr höflich.«
    »Das stört mich doch nicht.« Anna machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach. »Fries, wie wird es nun mit der Zunft weitergehen?«
    »Alles geht seinen Gang. Dein Vater wusste immer, was richtig war, hatte für jeden ein offenes Ohr.« Fries machte eine betrübte Miene.
    »Ja, so ist es für uns auch. Habt ihr schon den neuen Zunftmeister gewählt? Ich hörte, Friedrichs wird es wohl?«
    Seine Miene wurde eine Spur ernster, und er nahm noch einen großen Schluck aus der Kelle. »Wir haben noch keinen.«
    »Wärst du vom Alter her nicht der Nächste?«
    Mit der Hand fuhr er sich über das Gesicht und stand auf. »Ja, ja, aber Friedrichs findet immer Mittel und Wege, seinen Willen durchzusetzen.« Seine Worte klangen verbittert. »Nun musst mir verzeihen, ich muss heute noch viel arbeiten.«
    Verwirrt durch das abrupte Ende des Gesprächs stand auch Anna auf. »Natürlich, Fries. War nett, dich mal wieder getroffen zu haben.«
    Er nickte ihr zu und verschwand dann ebenfalls im Zunfthaus. Sie blieb allein in dem mittlerweile verlassenen Innenhof zurück, welcher noch vor Kurzem voller Leben gewesen war. Verloren schlenderte sie an den Arbeiten der Männer vorüber, betrachtete angefangene Statuen, einfache Quader, die geglättet wurden und vermutlich als Treppen oder Sockel dienen würden, und Schrifttafeln.
    Als Claas endlich aus dem Zunfthaus trat, sah er sich verwundert um. »Was hast du angestellt, das sie vertrieben hat?«
    »Ich hab nichts angestellt, nur mit Berthold und Fries gesprochen«, fauchte sie.
    »Und vermutlich bist du mit der Tür ins Haus gefallen«, neckte er sie weiter.
    »Nein, wir haben uns freundlich unterhalten, und dann mussten sie wieder an die Arbeit gehen.« Sie konnte sich gut vorstellen, wie seltsam es ihm vorkommen musste, dass alle weg waren. Als Claas sie hier verlassen hatte, waren mindestens sechs Männer im Hof beschäftigt gewesen.
    »Beruhige dich, ich meinte es nicht böse.« Versöhnlich legte er seine Hand auf ihren Arm. »Hast du wenigstens etwas aus ihnen herausbringen können?«
    »Na ja, bei dem Thema um Vater oder den Zunftmeister sind die Männer wirklich fluchtartig verschwunden.«
    »Das war abzusehen.«
    »Aber wieso nur?« Anna sah Claas fragend an, als er ihr auf den Wagen half.
    »Weil die Leute sich nicht gern in Angelegenheiten einmischen. Schon gar nicht gegenüber einer Frau, das hab ich dir gestern schon gesagt.« Er umrundete das Gespann und schwang sich auf den Kutschbock.
    »Oder weil sie etwas wissen, was sie nicht sagen dürfen oder wollen«, ergänzte sie bitter.
    »Möglich ist alles.«
    »Immerhin scheint man hier nicht die beste Meinung von Friedrichs zu haben.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Na, weil eigentlich Fries der neue Zunftmeister sein müsste.«
    »Ich glaube wirklich, du suchst in der falschen Ecke.«
    »Ach, warst du denn geschickter als ich?«
    Claas spornte die Pferde an und drehte den Wagen. »Nein«, antwortete er knapp.
    »Aber gut, wenn du der Meinung bist, ich suche an der falschen Stelle, werde ich als Nächstes der Kirche einen Besuch abstatten.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Und du glaubst, selbst wenn sie dahintersteckt, dass sie es dir sagen? – Seht her, wir sind die Mörder«, spottete er, und sie wusste, dass sie es verdient hatte, denn sie stellte sich nicht gerade geschickt an.
    »Vermutlich hast du recht«, erwiderte sie wütend über sich selbst und nagte enttäuscht an ihrer Unterlippe. Sie kam keinen Deut weiter. »Pest und Pickel!«
    Claas grinste und lenkte den Wagen nach Hause.
    Als Anna abends im Bett lag, kam die beleidigte Gräfin nur widerwillig zu ihr. Ihre Mutter hatte sie versehentlich in den Keller gesperrt, in dem sie wohl mehrere Stunden hatte ausharren müssen. Dementsprechend staubig und schmutzig, befreite Anna sie und wischte ihr mit einem feuchten Lappen das von Spinnenweben verklebte Fell ab. Anschließend hatte es eine Weile gedauert, bis Anna sie mit Leckereien und Streicheleinheiten besänftigen konnte und sie ihr beruhigendes Schnurren erklingen ließ.
    Als die Kleine unter der Decke längst eingeschlafen war, lag Anna immer noch wach und hörte, wie Claas nach Hause kam. Er war noch einmal fortgeritten, hatte aber wieder nicht gesagt, wohin er wollte. Er tat sowieso sehr geheimnisvoll

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