Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs
gehört war, da aber alles still blieb, wiederholte der schwarze Riese seine übermenschliche Anstrengung.
Krachend flog die Tür auf, und Pongo stolperte auf einen schwach erleuchteten Gang hinaus. Sofort traten wir hinterher und musterten die Umgebung. Der Gang schien durch das ganze Schiff zu laufen; sein Licht erhielt er durch zwei kleine Luken am Heck. Rechts und. links waren starke Holzwände mit mehreren Türen, die durch kräftige Riegel verschlossen waren.
Wie in einem Gefängnis sah es aus, und in alten Zeiten hätte man dieses Schiff wohl ohne weiteres als Sklavenjäger ansprechen können. Vielleicht handelte Sao-Snung auch jetzt noch mit „schwarzem Elfenbein", denn dieses traurige Geschäft soll ja immer noch blühen.
„Wir müssen nach oben," bestimmte Rolf leise, „die Dschunken haben ja meist einen hohen Vorderbau, dort werden wir vielleicht unsere Waffen finden. Und wenn wir Glück haben, können wir ein anderes Schiff sichten, dem wir unsere Lage signalisieren können."
Eine schmale Bambusleiter führte vorne im Bug nach oben. Rolf kletterte zuerst hinauf, hob vorsichtig die abschließende Falltür hoch und spähte hinaus. Dann hob er die Klappe vollends und kroch schnell hinaus. Wenige Sekunden später standen wir schon neben ihm.
Ballen und Fässer, die in dem ziemlich großen Raum aufgestapelt waren, zeigten uns, daß wir im Magazin waren Eine kleine Tür war an der rechten Wand des Raumes freigelassen, die Rolf jetzt vorsichtig öffnete. Nebenan lag eine Wohnkabine, offenbar Sao-Sbungs Aufenthaltsraum; denn die Einrichtung war für eine Holzdschunke überaus kostbar und üppig.
Eine zweite Tür schien direkt auf Deck zu führen, denn deutlich hörten wir Kommandos, das Knarren des Segels und die Schritte der Besatzung.
„Hier können wir nicht heraus," flüsterte Rolf, „am besten ist es vielleicht, wenn wir uns im Magazin nebenan verstecken und Sao-Shung gefangen nehmen, wenn er uns abholen will. Dann haben wir gewonnen, denn sein Leben wird ihm lieber als seine Rache sein."
Der Vorschlag war entschieden der beste, und wir traten schnell wieder ins Magazin, um uns dort hinter den Ballen zu verstecken. Jetzt hieß es warten, bis der ahnungslose Sao-Shung kam.
In solchen Situationen vergeht die Zeit unendlich langsam. Zweimal betrat jemand die Kabine nebenan, sicherlich Sao-Shung selbst, aber immer wieder wurde unsere Hoffnung, daß er jetzt nach unten steigen werde, zunichte. Er hielt sich nur kurze Zeit in der Kabine auf, um dann wieder aufs Deck zurückzukehren.
Unser Plan mußte ja unbedingt gut ausgehen, denn Sao-Shung würde höchstens drei bis vier Diener mitnehmen. Pongo würde dann allein drei auf sich nehmen, und mit den anderen würden Rolf und ich auch schnell fertig werden. Vor allen Dingen hatten wir ja den Vorteil der plötzlichen Überraschung.
Endlich, ich war schon nahe daran, direkt zu verzweifeln, betraten mehrere Männer die Kabine. Dann wurde die Tür zum Magazin geöffnet, und Sao-Shung trat herein. Ihm folgten drei Diener. Ohne sich umzublicken, ging der Chinese auf die Falltür zu und wollte sie emporheben. Die Diener standen dicht hinter ihm.
Da schnellten wir vor, zuerst Pongo, der in Sekundenschnelle vor den Chinesen stand. Wohl konnte ein Diener noch einen Warnungsschrei ausstoßen, dann hatte Pongo schon ihn und seinen Nachbarn gepackt, und im nächsten Augenblick waren sie bewußtlos.
Ich nahm mir den dritten Diener vor, denn ich sah. daß Rolf bereits vor Sao-Shung stand. Mein Gegner war nicht allzu kräftig, auch war er völlig überrascht. Ein kunstvoller Boxhieb auf seine Kinnspitze ließ ihn wanken, dann folgte ein Magenhieb, der ihn vornüberknicken ließ, und ein zweiter Kinnhaken warf ihn still hintenüber.
Fast gleichzeitig mit ihm brach auch Sao-Shung zusammen. Der ganze Überfall hatte sich blitzschnell abgespielt. Pongo riß jetzt vom nächsten Ballen die starke Schnur ab und fesselte Sao-Shung. Schnell folgten wir seinem Beispiel, und als sich die Bewußtlosen zu regen begannen, waren sie schon kunstvoll gefesselt.
Wir trugen sie hinter einige Ballen, die Pongo vor gerollt hatte, und die für uns einen Schutz gegen heimtückische Kugeln bilden sollten. Sao-Shung schlug jetzt die Augen auf, ein Ausdruck des Schreckens trat in seinen Blick, dann sagte er — hoch benommen von Rolfs Fausthieben — :
»Wo ... wo kommen Sie her?"
»Aus unserem Gefängnis," lachte Rolf. »Wir haben die Rollen jetzt etwas vertauscht Ich vermute, daß
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