Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
Sundgreen das Mittagessen. Und ich muß sagen, daß es mir selbst in den besten Restaurants großer Weltstädte nicht so gut geschmeckt hat, wie an diesem Tage, obwohl es nur Büchsenfleisch und Gemüsekonserven waren.
Die früheren Bewohner der Höhle hatten den Abfluß des Teiches sehr geschickt in die Höhle hinabgeleitet, dadurch hatten wir ständig frisches Wasser. Das kleine Bächlein floß dann weiter in den Hintergrund der ausgedehnten Höhle und verschwand dort in einer schmalen Spalte, die vielleicht zum Meeresspiegel hinunterführte.
Ein wahres Labsal war es für uns, daß wir in einer kleinen Kiste auch Toilettengegenstände vorfanden, wie Seife, Zahnbürsten usw. Offenbar hatten die Leute, die alle Kisten hierher geschafft hatten die Absicht, sehr lange Zeit hierzubleiben, ohne von der Zivilisation zu viel entbehren zu müssen.
Allerdings hätte ich derartige Anwandlungen einer Bande Alkoholschmuggler nie zugetraut, doch im Augenblick mochte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, sondern genoß lieber diese längst entbehrten Kosmetika.
Langeweile durften wir auf keinen Fall aufkommen lassen, und deshalb beschlossen wir, den schmalen Eingang durch eine starke Tür zu sichern. Wußten wir doch nicht einmal, ob sich nicht auf der Insel Raubkatzen aufhielten. Möglich war es schon, denn es waren ja auch die Schweine vorhanden.
Wir hatten dadurch für zwei Tage Arbeit, waren aber immer noch nicht dazu gekommen, das verwitterte Tagebuch des Toten zu lesen. Doch meinte Rolf, daß es vielleicht eine ganz interessante Lektüre sei, wenn uns ein Unwetter an die Höhle fesselte.
Lagerstätten aus dünnen Stangenhölzern hatten wir uns ebenfalls angefertigt, denn niemand von uns wollte die Betten benutzen, in denen die Vorbewohner der Höhle gelegen und gestorben waren.
Durch aufgespannte Decken hatten wir uns eine sehr weiche, warme Unterlage geschaffen, und oft dachte ich im Stillen, daß unser jetziges Leben doch auch seine Reize hatte. Weshalb stets in Gefahr schweben?
Für frisches Fleisch sorgte Pongo jede Woche einmal, ebenso hatten wir schon wieder einen großen Vorrat geräucherten Schinken und Würste, die Sundgreen mit wahrer Freude anfertigte.
Unter den Gebrauchsgegenständen der beiden Toten hatten wir auch zwei sehr gute Feldstecher gefunden und konnten nun jeden Tag das Meer in weitem Umkreis beobachten. Aber die Jahreszeit war wohl doch zu weit vorgeschritten, nie sahen wir irgend eine Rauchfahne, die uns das Herannahen eines Dampfers verraten hätte.
Nun mußten wir uns wohl doch darauf gefaßt machen den Winter über auf der Insel zu verbringen, konnten dieser Zeit aber mit Ruhe entgegen sehen. Wir waren in jeder Beziehung völlig geschützt, sei es gegen Witterung oder Feinde menschlicher oder tierischer Art.
Endlich, ungefähr drei Wochen nach Auffindung der Höhle, drängte Sundgreen so lange, bis Rolf eines Abends bei der brennenden Spirituslampe das Tagebuch des Toten öffnete.
Jonny Lincoln hatte der Mann geheißen und war Leichtmatrose auf der Luxusjacht eines amerikanischen Millionärs gewesen. Die Yacht war an der Insel in einem furchtbaren Sturm gescheitert, der Besitzer, seine Familie und die Besatzung, außer Lincoln und dem Steward Leslie Milton, über Bord gespült oder durch die Kälte umgekommen
Die beiden Überlebenden hatten schnell die Yacht ausgeräumt, alle Kisten an Land geschafft, von denen sie wußten, daß sie notwendige Sachen für ein Einsiedlerleben enthielten. Denn es war ihnen sofort klar, daß sie von dieser Insel kaum gerettet würden, da sie von den großen Schiffahrtslinien zu weit entfernt lag.
Den Namen der Insel wußte Lincoln nicht, hatte aber die ungefähre Lage vom Kapitän der Yacht erfahren.
Im Tagebuch war dann weiter beschrieben, wie sie die Grotte fanden und wohnlich einrichteten. Vom Schiff hatten sie auch drei Schweine mitgenommen, und jetzt erst konnten wir uns das Vorhandensein der Herde erklären
Die beiden Schiffbrüchigen hatten stets frisches Fleisch haben wollen und in den ersten Wochen die Schweine verschont. Dann aber hatten sie es nicht mehr nötig, denn über eine Kleinigkeit waren sie in derartigen Streit geraten, daß Milton seinem Gefährten eine Kugel in den Leib schoß, während Lincoln besser zielte und Milton den Kopf durchlöcherte.
Dadurch hatten wir ja eine restlose Aufklärung, wie all die Sachen auf die verlassene Insel gekommen waren. Aber es gab da noch eine Stelle in dem Tagebuch, die uns äußerst
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