Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
zuerst aber die Höhle genau weiter durchforschen!"
Wir fanden einen kleinen Nebenraum, der als Küche eingerichtet war. Aus ziemlich regelmäßigen Steinen war ein Herd gefügt, der durch die lehmartige Erde vorzüglich zusammengebunden war. Auch dieser Raum hatte einen Luftabzug in Gestalt einer kleinen Felsspalte in der Decke, und jetzt konnten wir uns auch die gute Luft in der Höhle erklären.
Jetzt hatten wir allerdings eine Unterkunft, wie wir sie uns nicht besser wünschen konnten. Vor jedem Sturm geschützt, selbst ohne Feuer leidlich warm, sicher vor Regen und Schnee, besser konnten wir es uns garnicht wünschen.
Die Hauptsache aber waren die Kisten mit ihrem wertvollen Inhalt. Sie waren gar nicht so alt, dem Aussehen nach höchstens ein Jahr, und endlich fand ich auch auf einem Deckel den Zettel einer Bahn in San Franzisko, der vor genau dreizehn Monaten ausgeschrieben war. Rechnete man also den Weg bis zu dieser Insel, dann konnte man annehmen, daß diese Höhle ungefähr vor einem Jahr bezogen worden war.
Wir beschlossen jetzt, zuerst die Skelette, die mit dürftigen Kleiderresten bedeckt waren, zu begraben. In einer Zeltbahn, die wir im Hintergrund der Höhle fanden trugen wir die Gebeine hinaus, schafften sie oben in den Wald und bestatteten sie in einer Grube, die wir mit unseren Messern auswarfen. Ein kurzes Gebet den Unbekannten, — dann waren sie der Erde übergeben.
Wir mußten leben, so kehrten wir ganz ruhig in die Höhle zurück, ergriffen Besitz von allen Kisten und ordneten zuerst mal unsere Schätze.
Das war uns im Augenblick viel wichtiger als das Lesen des verwitterten Tagebuches des einen Toten das Rolf an sich genommen hatte.
Wir fanden in den Kisten tatsächlich alles, um uns ein Leben auf Jahre hinaus zu sichern. Nicht nur Fleisch, Gemüse, Brotkonserven, Mehl, Tee, Kaffee, Zucker, kurz, alle notwendigen Lebensmittel, sondern auch Werkzeuge in jeder Form, Waffen mit ausreichender Munition, Kleider, Decken und sogar Beleuchtungskörper in Form von Spirituslampen, zu denen genügende Quantitäten Hartspiritus vorhanden waren.
Wir blickten uns zum Schluß unserer Untersuchungen ganz strahlend an. Was wir uns mühsam geschaffen hatten, war uns durch das Feuer zerstört worden, wir hätten wieder lange, mühselige Arbeit vor uns gehabt, und jetzt wurde uns alles in den Schoß geworfen.
„Woher es kommt, wissen wir ja nicht," meinte Sundgreen nach einer Weile, „aber wir können dem Geschick sehr dankbar sein, daß wir diese Höhle mit ihren stillen Bewohnern gefunden haben. Ich schlage vor, daß wir jetzt ein ordentliches Mittagessen bereiten, und ich werde mir erlauben, den Grog dazu zu brauen. Aber, bitte, ordentlich viel Gemüse, das haben wir lange entbehrt."
„Allerdings," gab Rolf zu, „die zitronenähnlichen Früchte waren doch nicht der rechte Ersatz. Na, nach dem Essen wollen wir aber das Tagebuch des Toten lesen, vielleicht erhalten wir dadurch Aufschluß, wie die beiden Leute mit den ganzen Sachen hierher gekommen sind."
„Sehr wahrscheinlich werden es Alkoholschmuggler gewesen sein," meinte Sundgreen nach kurzer Überlegung, „diese Leute waren ja stets aufs beste ausgerüstet und hatten auch überall ihre Depots. Ja, meine Herren, vielleicht ist es sogar nicht einmal ausgeschlossen, daß wir hier noch unliebsamen Besuch empfangen. Vielleicht hat es sich um den Schlupfwinkel einer Bande gehandelt, die im Kampf mit der Prohibitionspolizei überwältigt und teils getötet, teils gefangen worden ist. Inzwischen sind die Wächter hier umgekommen wie, das werden wir vielleicht im Tagebuch lesen können. Aber vielleicht kommen die übrigen Mitglieder der Bande wieder heran und überraschen uns.
„Bravo," rief Rolf, „es ist zwar viel Phantasie in Ihren Ausführungen, lieber Kapitän, aber vielleicht kommen Sie der Wahrheit doch ziemlich nahe. Auf jeden Fall müssen wir jetzt das Meer ständig überwachen, damit wir nicht unvorbereitet überrascht werden."
„Schade," meinte ich lachend, „jetzt dachte ich, daß wir hier so recht gemütlich in Ruhe leben könnten, jetzt heißt es wieder Wache stehen Na, etwas anderes bin ich eigentlich seit Jahren nicht mehr gewöhnt."
„Aber es ist dir doch ganz gut bekommen, scheint mir," lachte auch Rolf, „doch jetzt heißt es arbeiten. Wir müssen einen möglichst großen Holzvorrat in die Höhle schaffen, damit wir von jedem Wetter unabhängig sind."
Während wir uns mit dieser schweren Arbeit beschäftigten, kochte
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